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Anreise
Gemütlich sitzen wir im Zug auf unseren reservierten Plätzen. Schon ist die Arbeit in meinem Hirn etwas nach hinten verrutscht, ich freue mich auf den Urlaub. Ab Rosenheim durchfahren, diesen Genuss gibt es nun nicht mehr, zukünftig muss in Kufstein umgestiegen werden. Neue Regelung der Bahn. Seit geraumer Zeit schaue ich immer wieder auf eine links vor mir sitzende Italienerin, bin fasziniert von ihrem Gesichtsausdruck, total entspannt, immer lächelnd und hübsch obendrein. Auch im Schlaf hat sie eine glückliche zufriedene Ausstrahlung. Wie sieht es mit mir aus? Bin ich entspannt? Ja, schon auch, eine gewisse Vorfreude erfüllt mich. Ob man mir das ansieht? Verona ist erreicht, Dank GPS – ich hab´s wirklich ausprobiert – finden wir unser Hotel, nicht zu weit vom Bahnhof entfernt. Ab in die Altstadt. Zuerst hat es uns eine alte mächtige Festung angetan, von der aus wir durch malerische Gassen Richtung Zentrum marschieren. Ich empfinde Verona überschaubar, das macht es für mich sympathisch. Prunkvolle Häuser, Kirchen, die Arena, Ausgrabungen, die Geschichte von Romeo und Julia, alles sehenswert und zu Fuß gut zu erreichen. Der Rückweg, dem Ufer des Arno entlang bei Dunkelheit ist spannend, hier ist gute Orientierung gefragt. Wir schaffen es.
Verona -
Es geht los, erst mal raus aus Verona. Über die Brücke des Arno, dann irgendwo schräg hinein in eine Gasse. Endlich finden wir die wenig befahrene Straße nach Avesa. Einmal kommen Zweifel ob wir richtig sind, doch alles passt. Also weiter in diese Richtung, später frage ich einen Weinbauern nach dem Abzweig zur Barogaschlucht, befürchte diesen übersehen zu haben, er kann mich beruhigen, "kommt erst noch, in ca. 500 Meter". Bald darauf stehen wir bei dem groß beschilderten Abzweig. Nur wenn es trocken ist sollte man die Variante durch die Schlucht gehen, steht in unserem Büchlein. Es ist heiß und trocken, also lassen wir die Teerstraße hinter uns und tauchen immer tiefer in den grünen Schlund ein. Urwüchsig ist alles um uns herum, der Pfad verläuft immer wieder mal in einem Bachbett und ist kaum zu finden. Die Richtung ist aber nicht zu verfehlen. Die feuchte Schwüle hier unten ist ein Paradies für allerlei fliegende Insekten, die sich auf einen stürzen, bleibt man stehen. So haben unsere Hände gut zu tun, die Plagegeister zu verscheuchen. Wände, links wie rechts, die wie gemauert erscheinen, führen steil nach oben. Das Sonnenlicht kommt nur spärlich zu uns durch. Nach ca. einer Stunde ist ein Kessel erreicht, aus welchem nur steile Eisenleitern führen. Welch eine Pracht rund herum, wir sind begeistert. Stufe für Stufe geht es rauf. Oben dann führt ein Pfad über Stiegen durch Wald, knapp neben einem Abgrund verlaufend weiter, bis wir schließlich Monteccino erreichen. Es ist ca. 1 Uhr, was machen? Hier bleiben oder das beschriebene Hotel Costagrande suchen, das ca. 2 km entfernt liegt, aber leider nicht auf unserer Route. Erst mal Pause, wir haben Hunger. In dieser halben Stunde die wir neben einer alten Gedenkstätte sitzen, offensichtlich am Dorfplatz, sehen wir keinen Menschen, nur ein paar streunende Katzen wuseln umher. Wir entscheiden uns weiter zugehen. Der Weg steigt ständig an und macht später den Blick sogar frei bis zum Gardasee. Vor ein paar Häusern bleiben wir stehen und bewundern deren Dächer. Die sind doch tatsächlich mit großen Steinplatten gedeckt. Was in der Region hergestellt wird, wird auch regional verwendet. Beim Weiterweg kommen wir oft an Steinbrüchen vorbei, die diese Platten wohl auch herstellen. An der Einfahrt eines Ferienhauses inspirieren uns bunte Figuren und Goethes berühmtes Gedicht "Mignon" – Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, im dunklen Laub die Goldorangen glühn, ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, die Mirte still und hoch der Lorbeer steht? Kennst du es wohl? Noch ein paar Kilometer bis Ponte di Veja, ob die dortige Trattoria noch ein Zimmer für uns hat? Sie hat, was sind wir froh nicht mehr weiterlaufen zu müssen. Hier an dieser Naturbrücke, die natürlich groß vermarktet wird, erschrecken uns unzählige Autos, es geht zu wie im Taubenschlag. 17 Meter hoch und 50 Meter breit ist diese natürliche und sehr beeindruckende Felsbrücke, logisch dass sie viele Besucher anlockt. Das Trattoria lockt mit leckeren Speisen, eine gute Kombination. Eine Grillplatte für zwei Personen bestellen wir, haben ja einen Bärenhunger und der Ober bringt eine Fleischplatte die nicht einmal auf unserem Tisch Platz hat. Ein zweiter Tisch muss her. Irgendwie sind wir ratlos, haben wir das alles bestellt, oder ist es ein italienisches Missverständnis? Egal, wir hauen richtig rein und packen einige Stücke zur morgigen Pause ein. Der Ober ist verblüfft, sehr sehr gut gegessen meint er und bringt uns zur Belohnung ein Poster, eine Karte und ein Büchlein von der Gegend. Das alles sollen wir mitschleppen, denken wir uns, bedanken uns aber artig.
Ponte di Veja -
Der erste Wandertag war mit 26 km schon knackig, mal sehen was uns heute erwartet. Den Weiterweg habe ich gestern schon erkundet, er führt unter der Naturbrücke hindurch, durch dicht bewachsenen Wald hinab. Wasser stürzt weit von der Ponte herab und läuft über weitere Kaskaden nach unten. Der Weg schlängelt sich in vielen Serpentinen abwärts durch urwaldähnliches Gebüsch. Leider versperren hohe Bäume die Sicht zurück auf das gewaltige Naturereignis. Die Passstraße ist erreicht, welche wir nach einigen hundert Metern wieder verlassen, um im Wald ca. 600 Höhenmeter nach Erbezzo aufzusteigen. Kirchenglocken läuten die Mittagspause ein, ob die Geschäfte jetzt schließen? Nein, wir haben Glück, ein Laden hat bis 13:00 Uhr offen. Wir decken uns mit Brot und Obst ein und finden schließlich bei der Kirche ein gemütliches Plätzchen, sogar Stühle stehen hier. Heute kamen uns die ersten Wanderer entgegen die auf dem E 5 von Bozen nach Verona wandern, es tut gut mit Leuten zu ratschen, wenn die Zeit auch kurz ist. Nach Erbezzo geht der Weg wieder steil hinab in ein Tal, um später wieder hoch zu führen. Wieder sind wir in üppiger Natur eingebettet. 6 Italiener/innen kommen schnatternd entgegen, die haben wir doch schon mal gesehen. Sie kehren von einem Rundweg zurück. Noch durch ein Dörfchen, lichter Wald, dann sind wir da. Rifugio Croce leuchtet es vom Schild herüber. Ein Zimmer für uns? Er mustert uns, meint mit eher ablehnendem Blick wir sollen warten, er müsse erst seine Frau fragen. Sie sagt schließlich, ja. Cappuccino, duschen, waschen, Eis essen, etwas rumschauen, dann ist es Zeit zum Abendessen. Satt und glücklich fallen wir ins Bett. Einfach gehen, bleiben wo man will ohne vorgebucht zu haben, einfach schön. Natürlich besteht ein kleines Risiko, einmal nichts zu bekommen und weitergehen zu müssen.
mm lecker!
Rif. Croce -
Wieder ein sonniger Tag, mit 34 Grad so warm wie gestern wird es heute aber nicht, zu viele Wolken ziehen am Himmel umher. Ich bin neugierig auf Tinazzo und Zamberlini, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen sollen. Erstmal Schotterstraßen und schlechte Markierung. Bei einem Mahnmal (Kreuz vom 1. Weltkrieg) führt der Weg schließlich durch Wald und Wiesen, meist gesäumt von den schon besagten Steinplatten. Viele Kühe weiden in saftigen Wiesen, die haben´s gut. Immer wieder kommen wir an Marienbildern, Wegkreuzen und kleinen Kapellen vorbei. Zamberlini, dieser große Hof ist noch Intakt, Tinazzo nicht mehr, es verfällt nach und nach. Das stellt auch die Holländerin fest, die uns entgegenkommt. Sie hat sogar ein kleines Zelt dabei und schläft mitunter auf der Weide. Ein Problem drückt sie, keine Verbindung mit zuhause trotz Handy und das schon drei Tage lang. „Die werden sich sicher Sorgen machen", meint sie. In einem schattigen Waldweg werden wir von 6 schnatternden Italienern verfolgt, mal überholen wir sie, dann wieder umgekehrt. Ihnen gebe ich später die Schuld für unser verlaufen, sie hätten bei ihrer Pause die Markierung verdeckt. Jetzt brauchen auch wir mal eine Rast und danach passiert uns wieder ein Malheur, aber dieses mal finde ich für das Verlaufen keinen Schuldigen mehr, da waren wir eindeutig selber Schuld. Das ganze Stück was wir hochgelaufen sind, wieder zurück. Später dann verliert sich die Markierung in der Wiese, quer Feld ein, quälen wir uns hoch, wo Gott sei Dank wieder eine Straße verläuft und bald ein Wegweiser die Richtung anzeigt. Lange gehen wir durch einen schattigen Wald, bis der Weg schließlich über nicht enden wollenden Serpentinen nach unten führt. Wir sind begeistert über das Grün der Bäume und der Anlegung des Weges. Ein kleiner Tunnel geht durch den Fels, in Felsnischen sind viele Kerzen und Heiligenfiguren aufgestellt. Zum Gedenken wohl an tragische Erlebnisse. Ca. 800 Höhen-
Giazza -
Die erste große Bergetappe steht heute an, wir freuen uns darauf. 5 km geht es aber erstmal auf Teerstraßen dahin, bis ein riesiger Parkplatz kommt. Hier stehen ein paar Wohnmobile und es zeugen viele Feuerstellen von der guten Nutzung dieser schönen Landschaft – und das alles kostenlos. Den Naturpark Lessina hinter uns lassend, tauchen wir wieder ein in die Natur, bis zum Rif. Scalorbi begegnet uns kein Mensch. Die markant eingeschnittenen Schlucht links von uns wird immer enger, Felsstufen erleichtern das Vorwärtskommen. Eine große grüne Mulde tut sich vor uns auf, links oben zieht sich eine Forststraße hin, die von vielen Menschen begangen wird, rechts pfeift ein Murmeltier. Dieser Brocken ist gar nicht scheu und lächelt in die Linsen unserer Kameras. Fehlt nur noch, dass er die Hand aufhebt. 20 Euro zahlen wir für je eine Cola und Spagetti mit Fleischsoße, „die wissen was sie verlangen müssen“. Christa geht es nicht gut beim weiteren Anstieg, die rot-
Rif. Fraccaroli – Albergo Al Passo „jedes Kreuz ein Soldat“
Den gestern vermiedenen Gipfelaufstieg, wir waren doch sehr geschafft und wollten auch nicht nochmal die Schuh anziehen, holen wir heute nach. Mit Stirnband und Handschuhen bewaffnet -
Albergo al Passo – Rif. Lancia „der Irrsinn des Krieges“
Gleich gegenüber des Albergos und der Passstraße beginnt der Aufstieg. Meine Neugierde wächst mit jedem Schritt den wir nach oben kommen. Von Kavernen, Tunnels, Schützengräben und so weiter erzählt unser Wanderführer, aber auch von der Schönheit der Bergwelt. Dann sind wir auf der "Strada delle Gallerie", die Versorgungsstraße der italienischen Wehrmacht. 6 km lang, mit 52 Tunnels, 800 Höhenmeter verbindend. Die Tunnels mussten gebaut werden, weil die Österreicher die alten Versorgungswege wie zum Beispiel Strada degli Scarubbi zerbommt hatten. Was für Ausblicke, was für Kontraste. Im Schutzhaus Rifugio Achille Papa, in sehr spektakulärer Lage, stärken wir uns für den Weiterweg. Mit Stirnlampe erst im Berginneren, dann auf schmalem Weg den Abgründen entlang außerhalb des Berges, erkunden wir das Unglaubliche. Logisch, dass wir hier nicht alleine sind, viele Menschen wandern um das Gebiet am Monte Pasubio. Diese Zeit mit ihrem Greuel und den menschenverachtenden Geschichten darf nicht vergessen werden. Zu weit scheinen wir schon gelaufen, das Rifugio Lancia ist in anderer Richtung. Aber wo genau geht es weiter? Mit der Karte in der Hand stehen wir da und grübeln. "Die fragst Du aber nicht nach dem Weg", meint Christa, als ich einer kleinen Gruppe junger Menschen entgegensehe. Brauch ich auch nicht, sie bieten von selber ihre Hilfe an. Ein Mädchen spricht ganz gut deutsch, ein junger Mann zückt sein Smartphon, gibt Rif. Lancia ein und guckt auf die erscheinende Karte und meint auf englisch; "da müsst ihr rüber, ca. 2 ½ bis 3 Stunden bis zum Refugio“. Da ist sie wieder, diese selbstlose Hilfsbereitschaft, die uns auf unseren Wanderungen immer wieder begegnet. Lange zieht sich die Militärstraße den Berg hoch, immer wieder sind in den Fels geschlagene Kavernen erkennbar, Friedhöfe mahnen. Schützen-
Rif. Lancia – Rif. Coe „plastische Sprache“
Auf das gestrige Abendrot folgte eine klare Nacht, die jetzt um 8:30 noch keine warmen Temperaturen zulässt. Aber wir sind ja ausgerüstet. Es gefällt uns loszulaufen, wenn noch Nebel und Dunst aufsteigt, die Luft klar und rein ist. Ein stetes auf und ab, mit immer wieder wechselnden schönen Landschaftselementen hält uns bei Laune. Eine Frau kommt und will uns was sagen, als wir sie nur hilflos anschauen, wird ihre Sprache "plastischer". Sie sagt "aqua, aqua und mäh, mäh", wir glauben ver-
Rif. Coe – Carbonara/Lusern „im Land der Zimbern „
Auch hier am Coepass beeinträchtigen Schneekanonen und Liftstationen die Landschaft. Das Gebiet haben wir aber schnell verlassen. Ein einsamer Pfad führt uns beschaulich durch hügeliges Gelände über Wiesen und durch Wälder. Eine Wanderin kam uns entgegen, bepackt mit Isomatte und wohl auch Zelt. Mehr als "guten Morgen" war aber nicht drin. Überwiegend absteigend wandern wir dahin zum Fort Verle, eines der 7 Festungen, dass vor dem ersten Weltkrieg gebaut wurde, welches wir auch besichtigen. Einiges ist schon kaputt gebomt, trotzdem bekommt man einen guten Eindruck, was für ein Bollwerk dieses Fort einmal war. Meterdicke mit viel Eisen durchsetzte Betonmauern, schmale, dunkle, feuchte und bedrückende unter-
Lusern – Levico Therme „ein Bett im Farn“
Gestern als wir aus dem Museum zu unserem Quartier gingen, wollte ich noch schnell einen Weg erkunden. Christa dagegen meinte, nein für heute reicht es, sie gehe aufs Zimmer. Eine halbe Stunde war ich unterwegs, dann muss ich mich beeilen, pechschwarz ist der Himmel geworden und Donner ist zu hören Aber halt der kleine Lebensmittelladen hat noch auf, ob Christa in auch entdeckt hat? Egal, Obst und Süßigkeiten gekauft. Natürlich ging Christa am Laden nicht vorbei, sondern dachte wie ich. Da kam einiges zusammen!! Ein Gewitter kühlte die schwüle Luft herunter und es hat saftig gerieselt. Direkt am Haus führt der E 5 weiter. Die Sonne lacht schon wieder vom Himmel, der Tag wird prächtig. Den breiten Weg den wir betreten, kennen wir von gestern, das gibt Sicherheit. Ein Mann kommt uns entgegen, wir grüßen auf italienisch. Am Tonfall erkennt er scheinbar unsere wahre Identität und verwickelt uns in ein Gespräch, das noch einige Zeit in uns nachwirken sollte. "Ich war schon einige Zeit in Deutschland, genauer in München und Passau mit meinem Vater. Ich kenne Bayern ganz gut, das ist sehr schön. Trotzdem zieht es mich aber immer wieder hierher. Diese Gegend, diese Leute hier, das ist meine Heimat. Trotz der Geschichte, oder gerade wegen ihr“, erzählt er uns. Weiter sagt er: „Ich schätze Leute wie Euch, die offen sind, sich für die Welt interessieren und bescheiden bleiben". So was aus dem Munde eines 70 jährigen Mannes irgendwo auf einem Fußweg in Italien zu hören, hat uns schon sehr erstaunt. Viele Schilder und Abzweigungen stiften etwas Verwirrung, wohin denn jetzt. Die Karte raus und nachgeschaut, hier oder da, vieles ist möglich. Das geht so an die zwei drei mal, dann entscheiden wir, auf einem alten Pfad mit noch älteren Holzschildern zum Rifugio Monterovere abzusteigen. Wir haben eine gute Wahl getroffen, wenn es vielleicht auch ein Umweg war. Von hier führen drei Wege nach Levico; der Kaiser-
Levico Therme – Rif. Serot “schmerzlicher Abschied”
1000 Höhenmeter warten auf uns beim Aufstieg nach Vertiola Therme. Nach Teerstraßen wird später ein wunderbarer Waldweg daraus. Der Nebel und die mächtigen Laubbäume rund herum lassen uns den Tag nicht erkennen. Es ist dunkel, gespenstisch, die Stille trägt das ihre dazu bei. Oben beim Cappuccino hat uns die Wirklichkeit wieder eingeholt. Der Nebel kommt und verzieht sich, mal wird hier eine Bergspitze frei, mal dort. Ein Naturfilm läuft vor uns ab. Dann eine Entscheidung die mir nicht leicht fällt, der E 5 wird hier verlassen. Von der ausgezeichneten Beschilderung haben wir sehr profitiert, die wird uns fehlen. Wir wandern rechts Richtung Dolomiten, während der E 5 übers Fersental nach Bozen weiterführt. Besonders die Etappe über den Gronlait und Monte Frafort zum Rifugio Sette Selle, hätten mich inspiriert aber; a) für den heutigen Tag wäre es viel zu lang und b) sollte die Tour nur bei trockenem Wetter begangen werden. Auf zum Friedensweg, der ja bisher schon teilweise identisch mit dem E 5 war. Beschilderung dieses Weges entweder eine gelbe Taube, schwarze Taube oder das Kürzel von "Sentiero della Pace" SdP, nur zwei davon sollten wir heute sehen. Enttäuschend und ärgerlich, wenn Markierun-
Rif. Serot – Rif. Ruscoletta “Liegestuhl und Schlafsack”
Es regnet als wir aufstehen. Komischerweise beruhigt mich das, zumindest im Hinblick meiner Wunschetappe (hätte, wäre, aber). Eine willkommenen Abkürzung durch einen wunderschönen rein gewaschenen Zauberwald und ein übergroßes Christus-
Rif. Rusoletta -
Einen Abschied per Handschlag erleben wir nicht alle Tage, diese Herzlichkeit wärmt. Das können wir heute brauchen, viele Wolken lassen nur wenig Sonne durch, im Schatten ist es saukalt. Die heutige Etappe ist unspektakulär, muss es auch nicht immer sein. Wie schon die letzten Tage treffen wir auf keine Menschen. Wir freuen uns an der Natur und dem Wasser, das in vielen Kaskaden neben uns herunterplätschert. Das 2006 noch geschlossenen Rifugio Carlettini ist komplett neu erbaut und dementsprechend groß und modern, mit ausgezeichneten sanitären Anlagen. Ob dadurch Flair und Gemütlichkeit verlorenging, wie es bei manchen Berghütten der Fall ist, wissen wir nicht. Erholung gehört dazu, der Akku wird wieder aufgetankt, morgen steht eine 8 Stunden Tour an.
Rif. Carlettini -
Noch etwas unsicher wo eine Übernachtung heute Abend möglich ist, bitte ich die Wirtin nachzufragen, ob in Caoria eine diesbezügliche Möglichkeit besteht. "Ja" ist ihre Antwort und ich bin froh, das macht die weitere Planung leichter. Obwohl der Weg im Wald verläuft, ziehen wir nach einem halben Kilometer die Regenkleidung an und schützen unseren Rucksack, es regnet doch mehr als angenommen. Bänke und Tische stehen hier, auf einem ein Glas mit Blumen, Christa macht ein Bild davon, es ist ihr eigenes Geburtstagsgeschenk. Asphaltsträßchen wechseln sich mit Abkürzungspfaden ab, bis uns ein Wegweiser steil nach oben leitet. Serpentinen über Serpentinen. Der Wald lichtet sich, beim Blick zurück liegt der Nebel unter uns. Nach den Almwiesen auf denen uns mehrere Esel begrüßen, steht die Malga Conseria. Hier hätten wir auch übernachten können, zeigt ein Schild am Eingang an. Große Eisenkreuze auf steinernen Sockeln stehen neben dem Weg welcher hochführt zum Passo Cinque Croci. Oben erkenne ich zwei Radler die bald darauf winkend abfahren. Schließlich sind auch wir bei dem auffälligen Kreuz, welches sagen will, dass sich hier fünf Gemeinden treffen. Der Blick rundherum ist überwältigend, es ist warm und klar geworden. Die Palaberge tun sich vor uns auf und rechts von uns erhebt sich ein Bollwerk von Gipfeln; Cima Orsera, Cima Quarazza, Cimon Rava, Cima Segura und mit 2847 Meter der Cima d `Asta als höchster im Bunde. Mein Herz lacht, ich bin glücklich, ein wunderbarer Höhenweg hier oben. Leider laufen wir die Forststraße weiter und trauen uns nicht den Pfad linker Hand zu nehmen. Der hätte auch zum Rifugio Refavaie geführt und wäre bestimmt nicht so langweilig gewesen. So ist es, erst himmelhochjauchzend, dann zu Tode betrübt – na ja, so schlimm war es auch nicht! Ein Cappuccino, dann auf Asphalt weiter nach Caoria, eine kleine verschlafene Stadt. Am Rand steht ein Brunnen, in der Nähe ein Albergo. Gibt es hier auch einen Laden? Ich erkundige mich, aber ohne Rucksack. Gibt es und somit Obst zum Abendessen. Christa erzählt mir; „während Du weg warst, kam eine alte Frau zu mir, sie hatte mich von ihrem Liegestuhl aus schon immer beobachtet. Mit zwei Eimern in der Hand und dem Vorwand Wasser für die Blumen zu holen. Erst auf Italienisch, dann in Englisch wollte sie in Wirklichkeit aber nur wissen, was ich hier so treibe. Zwei Rucksäcke sind schließlich sehr verdächtig. Als ihr Wissensdurst gestillt war, ging sie ohne Wasser wieder zurück".
Caoria -
Der Mann der aus dem Auto steigt sagt das gleiche, wie die Frau vorher im Ort; "puh, da habt ihr heute eine lange Tour vor euch". Auf alten Steinplatten steigen unsere Füße gemächlich nach oben, froh diesen uralten Weg gefunden zu haben. Immer wieder stoßen wir auf die Teerstraße, welche in großen ausladenden Serpentinen verläuft. Gut dass wir nicht dort laufen müssen. An einer Weggabelung treffen wir auf 6 Radler/innen, eine geführte Tour. Freuen uns wieder in unserer Landessprache sprechen zu können – in dieser abgeschiedenen Gegend ist deutsch, Mangelware. Christa geht dann links weiter, während ich meine Jacke ausziehe. "Halt rechts geht´s rüber", rufe ich, sie hört mich nicht. Der Blick in die Karte zeigt, auch links kom-
Passo Rollo -
Das deutsche Ehepaar aus Remmingen hat uns gestern beim Abendessen schon Gesellschaft geleistet. Sie sind neugierig auf unsere Erlebnisse, sie wandern selber gern. Passo Rollo, im Wanderführer steht: Weiterfahrt mit Bus zur Statione Forestale. Das gefällt uns gar nicht. Recherchen in der Karte haben mich eine andere Möglichkeit finden lassen, auf die ich stolz bin. Nach der Panoramastrecke "Campigolo della Vezzana, führt der Weg 749 zum Passo Valles und mündet in den Dolomiti 2. Dieser bringt uns weiter zum Passo Pellegrino. Packen wir´s an, Abkürzer (keine Verbotenen – meine Frau würde schimpfen) bringen uns der Traumstraße näher, manche sind sehr steil. Die Sonne sendet ihre Strahlen durch den aufsteigenden Nebel, und lässt die Bergriesen mystisch erscheinen. Die Speicherkarten unserer Fotoapparate werden voll und voller. Trotzdem lässt sich nicht alles so einfangen, wie man momentan fühlt. In einem See spiegelt sich die Baita Segantini, die Wiesen blühen in voller Pracht. Auf dem breiten schottrigem Spazierweg der über viele Serpentinen abwärts führt, tummeln sich eine Menge Leute. Weiter unten in einer breiten Senke plätschert ein Bach in vielen Kehren gemächlich dahin. Auf den saftigen Weiden grasen eine Menge braun gelber Kühe. Die geben sicher eine gute Milch. Ein entgegenkommender Passant ruft, "schau Jakobspilger", er hat unsere Muscheln am Rucksack entdeckt. Ich kläre in auf, dieses Stück Weg gehört zur Gesamtstrecke Rom -
Passo Pellegrino -
Die gewaltige Menschenmenge gestern hat mich veranlasst das nächste Quartier reservieren zu lassen, welches am Marmolada liegt, das Rifugio Contrin. Da wussten wir noch nichts von der Ursache der Völkerwanderung, ein Open-
PS. zweimal flog ein Hubschrauber ins Marmoladagebiet.
Rif. Contrin -
Kühe begrüßen uns, sie haben ihre Jungen dabei. Ich merke schon denen sollte man nicht zu Nahe kommen, die Mütter stellen sich schützend vor sie. Eine gesunde frische braune Farbe haben alle, denen geht´s gut. Erst wandern wir gemütlich die Forststraße entlang, bis dann rechter hand ein Steig steil hinab führt. Beim Blick auf die Sella rätsle ich, ob das Haus dort oben das Rifugio Van der Wil am Bindelweg sein kann, auch eine Etappe des Weges von München nach Venedig: Heute am Fedaia See kreuzt sich ohnehin der Weg mit dem von vor zwei Jahren. Bis wir das Rifugio Castiglione (damalige Übernachtung) erreichen, ist viel Wald zu durchqueren, lange Zeit an einem idyllischem Bach entlang. Den Riesen Marmolada ständig vor Augen ist auch noch ein Anstieg von etwa 400 Höhenmetern zu bewältigen, zum Schluss an einem schön angelegten Kreuzweg. 12:30 Uhr, gerade recht zum Mittagessen. Zu unserem Tisch gesellt sich ein Motorradfahrer mit seiner Frau, eindeutig bayerische Töne. Sie sind aus Rosenheim. Berti und Bärbl unsere damaligen Begleiter, schicken wir eine SMS. An meinem Geburtstag wieder an der Stelle von damals zu sitzen ist gut getimt. Ich freue mich auf den Aufstieg Richtung Monto Padon, wir genießen die traumhafte Sicht zum Marmolada, der über dem Fedaia See trohnt. Hoch droben, gerade noch nicht von aufziehenden Wolken verdeckt, die Seilbahnstationen über dem "ewigen" Eis. (Auch hier schmilzt der Gletscher). Oben ange-
Pieve -
Col die Lana, Monte Sief, im Buch des Friedensweges beschrieben, lasse ich sausen. Das wäre heute noch mal eine sehr anspruchsvolle Tour und mein Wunschziel Rifugio Lagazuoi noch nicht mal erreicht. Wir gehen Richtung Castello, dann Falzarego Pass. Die Dolomiten sind einfach ein Genuss, ich kann mich kaum satt sehen, erst ruht der Blick auf den Wänden der Civetta die sich vor uns aufbauen, links davon der Monto Pelmo, nicht minder mächtig und dass bei strahlendem Sonnenschein und tiefblauem Himmel. Irgendwann tauchen wir in einen Wald ab, von der Forststraße zweigen Steige ab. Nicht unser Tag heute, zweimal kehren wir reumütig wieder um. Erst ist der Steig nicht richtig, dann die Forststraße. Schließlich stehen wir doch beim Castello und bewundern die alten Mauern, rein können wir aber nicht. Wir freuen uns wieder einen Steig gefunden zu haben, die Markierungen führen über nasse Wiesen nach oben, dann in den Wald und weg sind sie wieder. Umkehren tu ich gar nicht gerne, also schlage ich mich quer Feld ein nach oben durch und habe Glück bei einer Kehre des Passes herauszukommen. Rucksack abgeschnallt, meine Frau gesucht und auf Teer weitermarschiert. Ein paar Kehren und wieder – diesmal aber überschaubar – einige Abkürzer. Passo Falzarego, das ist er also, Parkplatz, Liftstation, Hotel und ein Cafe das dermaßen voll mit Antiquitäten und sonstigem "Gerümpel" ist, dass wir rückwärts wieder raus gehen. Lieber keine Kaffee als hier bleiben. Den Weg gesucht, ein paar "Wurzelseppen" fotografiert, der Aufstieg kann beginnen. Kehre für Kehre geht es nicht zu steil nach oben. Meter für Meter gewinnen wir an Höhe, zum Vergleich sind hier viele Leute unterwegs. Ausgerechnet jetzt muss Christa pinkeln, weit und breit keine Möglichkeit sich zu verstecken, was tun? Schnell, momentan sind keine Leute in Sicht, also Hose runter, unterm bieseln biegt eine große Gruppe Leute um die Ecke. „Wasserhahn“ zu, Hose provisorisch hoch, so tun als würde sie fotografieren. Husten oder Lachen darf sie jetzt nicht. Gott sei dank ist die Gruppe vorbei, Wasserhahn wieder auf. Die Bergkulisse um uns herum wird immer imposanter. An der Forcella Lagazuoi – 2571 Meter -
Rif. Col Gallina -
Was tun, fragten wir schon gestern Abend, hier das ganze abbrechen, oder einfach weitergehen, wohl wissend dass die Hütten Lavarello und Fanes schon überfüllt sind? Noch mal in die Karte geguckt, Pederühütte ca. 2 Std. weiter als Fanes, müsste machbar sein, denke ich. Der Wirt ruft an und wirklich, die haben noch was! Das schlechte Gefühl ist erstmal weg. Dann schauen dass wir die erste Bahn nach oben kriegen, schaffen wir. Zapfig, aber wunderschön, wieder stahlblauer Himmel. Abstieg zur Forcella und wieder etwas zurück, nicht Weg 20 a ist unserer -
Rif. Pederü -
Die Kehren, teils asphaltiert mit Querrillen weil sie so steil sind, haben wir gestern Abend schon gesehen. Die steigen wir heute morgen nun hoch, einige Leute kommen schon entgegen, Frühaufsteher die wohl im Rifugio Fodara-
St. Veit -
Hier keinen selbstgemachten Speck mitzunehmen, wäre eine Sünde. Da es der letzte Tag ist, ist das auch kein Problem. Christa wollte schon noch weiter. Um bis ins Ahrntal zu kommen, sind noch 3 Nächte notwendig, rechne ich ihr vor. Dann ist erst am Sonntag die Heimfahrt möglich. Zu spät um noch regenerieren zu können. Anfangs ist der Weg noch angenehm, an einem Bach entlang und über Teer einen der Hügel hinauf. Im Dorf dort oben zweigt ein Wald und Wiesenweg ab, noch mal die Pracht von gelben Blumen überall. Die Beschilderung wird spärlich, den Höhenweg weiter oder zum Hof hinab? Wir gehen oben weiter, auch weil ein Hund dort unten ständig bellt. Weiter und weiter und der Weg zieht sich immer höher hinauf, keiner-
373 Kilometer und 20120 Höhenmeter