San Magna - Sant Anna Vinadio - Wandern so lange der Urlaub reicht

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2017/18 GTA/ Grande Traversata delle Alpi und TurAlpZin

Sa 18.08.  San Magna -  Sambuco  8:30 – 18:00 19,9     889 ^ 1444

Das Klosterfrühstück ist etwas mager, lassen in Sambuco im Posta Tappa reservieren, die alten Leute sind wirklich sehr sehr nett. Noch ein Besuch in der Kapelle, dann laufen wir der Militärstraße entlang, die längst geteert wurde und so zu einer beliebten Hochgebirgsstraße wurde.
Es muss eine Variante geben, zwar schwer zu finden, ich habe sie aber ins „Navi“ eingegeben. Sind beim Abzweig schon vorbei, dieser Pfad da vorne, der müsste auf den anderen treffen. Also rein ins Gebüsch, den wenigen Tritten nach, kaum zu erkennen und es wird immer steiler. Christa ist so gar nicht begeistert von meiner Unternehmung, hadert mit der Entscheidung nicht der Fahrstraße zu folgen, zudem ist sie total außer Puste. Langsam, langsam sag ich mir, nur Zeit lassen.

Irgendwo müssten wir auf den „richtigen“ Steig treffen, tun wir auch, aber dieser ist nicht markiert. Nebel fällt ein, eine Orientierung im Gelände ist fast ausgeschlossen, so verlasse ich mich nur noch auf das Gerät. Erst nach einer weiteren Steilstufe ist der Pfad gut erkennbar, Gott sei Dank. Ein Rudel Gämsen lenkt etwas ab, so müsste man laufen können, sind wir etwas neidisch. Treffen auf den vorherigen Steig und haben wieder Markierungen.
Es wird steiler und steiler und landschaftlich spannender und schöner. Umkehren? Nein! Da runter zur Passstraße? Nein! Zwar steil, aber begehbar und nicht unbedingt ausgesetzt. So erreichen wir den Sattel des Rocca Parvo (2414).


Almwiesen tun sich auf, einige Kühe staunen uns an, der Blick in die Ferne noch einigermaßen gut. Runter und in weiterem Auf und Ab am Kamm entlang. Wo der Wind uns etwas verschont eine wohlverdiente Pause mit Stirnband und Handschuhen. Regenschutz drüber und weiter bis zur Cima Fauniera (2515), ein Hochplateau mit Edelweiswiesen. Für uns ist sie keine Aussichtsloge am Colle die Morti, es hat zugemacht und es tröpfelt ein bisschen.
Über das Plateau, die Passstraße ist unter uns gut zu erkennen und darauf die Radfahrer, Autos und Motorräder, die hinauf knattern. Beim versteinerten Radrennfahrer Marco Pantani steigen wir ab, knipsen wie so viele andere Bilder und ziehen dann gemütlich weiter. Nach einigen Kilometern auf Teer wird dieser am Colle Valcavera (2416) verlassen, diese Strecke war trotzdem ein Genuss.

Diese Weite, dieses Grün und das Wetter wird besser. Rechts ab, dann links über Wiesen hinab, Kühe haben Wegspuren hinterlassen, da heißt es die richtigen zu finden. Später wandern wir auf weichem Grund einer Fahrstraße entlang mit wunderbaren Blicken auf die Berge vor, neben und hinter uns.
Der Weg verengt sich, bevor wir in die wilde Schlucht des Valle della Madonna einsteigen, nochmal Pause. In Sambuco suchen wir das Posta Tappa und gelangen dabei in diesem Hangort auf Treppen weit nach unten. Zu weit, haben zwar einen schönen Blick auf die Kirche, müssen aber alles wieder zurück. Tut zwar weh, hilft aber nichts. Unser Doppelzimmer mit frischen Handtüchern ist super.

So 19.08. Sambuco  -  Strepeis  8:45 – 16:15 13,5   1153 ^ 1049


Wurst, Käse, Marmelade, Obst, Joghurt und Croisant`s, das ist ein Frühstück, Thomas und Gaby aus Erlangen leisten uns Gesellschaft, sie sind frisch eingestiegen. Noch einen Thomas mit seiner Karin lernen wir kennen, die sind am Nufenenpass gestartet und laufen die ganze Strecke durch – haben ja ein halbes Jahr Zeit.

Im Raum daneben ein Alimentari, da kaufen wir frische Semmeln für unterwegs. Runter zum Bach (F. Stura di Demonte), auf einer Brücke darüber, dann in langen ausladenden Kehren im Valle Stura ziemlich sanft den Berg rauf. Christa tut sich heute etwas schwer. Steiler wird es später von selber. Nach 700 Höhenmetern dränge ich zu einer Pause, große Felsblöcke würden einladen. Christa aber meint: „Nein da könnten Schlangen drunter sein!“ So lasse ich sie vorauslaufen und gehe langsam hinterher, fotografiere Schmetterlinge, Heuschrecken, Käfer und Blumen und stecke immer wieder Blaubeeren in den Mund, die hier in Hülle und Fülle wachsen.

Nach weiteren 250 Höhenmetern ist eine blühende Senke erreicht, Wollgras schaukelt im Wind, eine super Aussicht. „Da oben waren wir gestern“, sage ich zu Christa bei einem Blick zurück. Unglaublich wie weit man doch kommt, auch ohne zu rasen. Pause? „Nein sagt Christa, der Wind stört mich“. Das gleiche Spiel wie vorher, dann meint sie: Pause? Diesmal verneine ich: „wir sind je gleich oben“ und sollte recht behalten. Ein Hochplateau öffnet sich (Caserma 2241), mittendrin Militärruinen, um uns blühende Wiesen, dahinter türmt sich das Gebirge auf, ein Traum.
Wir sehen Thomas und Gaby und noch zwei Frauen die im Gras sitzen, die sind beim Frühstück am Nebentisch gesessen. Der Sprache nach Schweizerinnen.

Hier oben würde ein Höhenweg mit drei Gipfeln und dem Passo Rostagno (2536) zum Rifugio Migliorero weiterführen, auch schottisches Schloss genannt. Letzteres kann auch von Baita Luca noch angesteuert werden, was 700 Meter weiter unten liegt. Wir haben aber schon im Vorfeld beschlossen, dies auszulassen und gleich nach Strepeis abzusteigen, so sparen wir einen Tag.

Am Abend haben wir erfahren, das Rifugio wäre sowieso schon ausgebucht gewesen, trotz 100 Betten, Thomas und Karin hatten nachgefragt. Essen, schauen, ratschen, genießen, so 45 Minuten sitzen wir glücklich im Gras. Beim Abstieg geht es Christa wieder besser, kommen gut voran und blicken immer wieder ins gewaltige Vallone dell`Ischiator, glauben sogar das Rifugio zu sehen.
Ein Apollofalter zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich, da ist noch einer, wohl „Frau und Mann“, nur einer hat rötliche Punkte. Ist der Steig im ersten Drittel gut ausgebaut, nerven weiter unten grobe Geröllstücke, die sind sehr unangenehm zu gehen. Bei Balta Luca spielt eine große eiserne Ameise mit einer Geige zum Tanz auf, Sitzbänke laden zur Rast.

An einer Schlucht entlang, ein Dorf mit Kirche, es ist noch nicht Strepeis, auf Asphalt dahin, Ziel erreicht. Das Posta Tappa ist etwas abseits vom Albergo. Im Erdgeschoss stehen 6 Stockbetten, im Obergeschoss 8 Einzelbetten. Diese Nacht schlafen wir „getrennt“, ich bleibe im EG, Christa oben. Die Sanitäranlagen sind sehr sauber.
Ein österreichisches Paar sitzt am Nebentisch, „was ihr seid erst eingestiegen“? Sagen sie zu Gaby und Thomas, „mit euch reden wir ja gar nicht“, meinen sie scherzhaft, das kommt aber nicht so gut an. Sie sind am 30. Juli in Quincinetto gestartet, also am gleichen Tag wie wir, sind aber 8 Etappen mehr gelaufen. „Wir haben ein paar leichtere zusammengelegt“, berichten sie stolz.


Uns imponiert so was gar nicht, sollen sie ruhig, jeder wie er meint und kann. Uns ist wichtig, auch die kleinen Dinge zu sehen, an schönen Plätzen zu verweilen, das Gespräch mit anderen zu suchen, abzuschalten von der Hektik in der Welt, einfach „sein“ zu dürfen.

Mo 20.08. Strepeis -  Sant Anna Vinadio 10:00 – 15:30    11,3   1178 ^ 448


Karin, Gaby und die beiden Thomas gehen heute rauf zum Rifugio Malinvern, haben dort gebucht, sie übernachten morgen wieder in Strepeis, ob wir sie wiedersehen? Ich bin überzeugt davon, da wir uns auch nicht immer an die beschriebenen Routen halten, eher was „rausnehmen“. Die Schweizer Frauen sitzen ebenfalls beim Frühstück, die ersten Worte werden mit ihnen gewechselt.
Frühstück um 8:00, der Kaffee kommt erst 20 Minuten später, sonst ist aber alles da was das Herz begehrt. Abschied nehmen, Bilder machen, los dann, ich werde schon ungeduldig.

Wählen die Route der GTA, obwohl der Weg durchs Tesina-Tal als schöner beschrieben ist.

Fast kerzengerade geht die Furt durch Wald immerwährend bergauf, ich bereue schon nicht anders gegangen zu sein, als der Karrenweg plötzlich aufhört, das Gelände lichter wird und uns ein Steig in die Höhe führt. Keine Menschenseele hat sich hierher verirrt, der Himmel strahlend blau, darunter graue Felsen in allen Formen, eine grandiose Sicht. Vom Passo di Bravaria (2311) aus bestaunen wir die neue Landschaft die sich auftut, rechts, weit hinten im Tal ist das Kloster zu sehen, Europas höchstes (2035).


Die ersten zweihundert Höhenmeter hinab sind beschwerlich, feiner Schotter fordert vorsichtiges gehen. Dann aber ist genussvolles Vorwärtskommen angesagt, immer am Berghang entlang, mit Blicken in die Tiefen, farbenprächtigen Blumen und verwitterte Arven begrenzen den Steig. Ein See leuchtet blaugrün, Wollgras spiegelt sich darin. Zulange sollten wir uns nicht aufhalten, schwarze Wolken und ein entferntes Donnergrollen drängen zum Weitergehen.
Noch eine halbe Stunde, Sant`Anna di Vinadio ist erreicht, was für ein Gebäude! Daneben ein Lokal, wir kaufen Cola und Cappuccino, danach quartieren wir uns im Hotel ein. An den nächsten folgenden Tagen warten Rifugios auf uns, da sind Doppelzimmer rar. Die ältere Dame hinter dem Tresen ist kaum zu sehen, sie kommt uns recht unscheinbar vor.

Was sind wir später überrascht, sie rauchend, schick gekleidet und vor allem jünger vor der Tür zu sehen. Und sie ist überaus nett.
Vor dem Abendessen im großen Speiseraum besuchen wir noch die Mahnmale mit vielen Kreuzen, Stacheldraht und so weiter, die an Kriegszeiten erinnern.

 
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