Usseaux- Rifugio Jervis - Wandern so lange der Urlaub reicht

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2017/18 GTA/ Grande Traversata delle Alpi und TurAlpZin

Mo 06.08.  Usseaux -  Balsiglia/Didiero 7:15 – 16.15 21,5   1338 ^ 1398

Schon früh stehen wir auf, sitzen um 6:30 Uhr beim Frühstück und sind ab 7:15 Uhr auf der Piste. Eine lange Tour mit knackigen Höhenmetern wartet auf uns, sie ist mit knapp 8 Std. reiner Gehzeit beschrieben, oder mit sogar 9 ½ Std. lässt man sich nicht in Balsiglia abholen.
Dorothea schließt sich uns an, so gibt es einiges zum Ratschen. Anfangs stimmt die Geschwindigkeit überein, als es steiler wird, bleiben wir etwas zurück.
Der Wirt gab den Tipp, nicht allzu viel Wasser mitzunehmen, es gäbe einen Brunnen, dort kann man noch auffüllen. Den müssten wir jetzt erreicht haben, Dorothea ist gerade dabei ihren Vorrat wieder einzupacken.

Um Christa etwas zu schonen, packe ich ihre zweite Flasche in meinen Rucksack und bin nun zwei Kilo schwerer als vorher. Puh, das ist schon ein großer Unterschied, aber man gewöhnt sich daran. Das Wetter meint es gut mit uns, es ist bewölkt, wir sind der Sonne nicht ausgesetzt, optimales Wanderwetter.
Nach 725 Höhenmetern die erste Pause, der Wald liegt hinter uns. Das Weißbrot zum Frühstück hat uns nicht satt gemacht. Das Gelände wird offener, immer wieder kleine Hochebenen, so marschieren wir mal steiler, mal flacher dahin. Die grünen Wiesen färben sich bunt, Blumen wohin man sieht, eine wahre Pracht. Und es sollte noch besser werden, Dodo sitzt weiter oben und ruft uns zu; „Edelweiß“! Noch ein paar Schritte, dann sehen auch wir die edelsten aller Blumen. Nicht nur eins oder zwei, nein, die ganzen Wiesen rundherum sind übersät mit Edelweiß.

Dazwischen roter Berghauswurz, blaue Glockenblumen, gelber Hahnenfuß und noch viele andere mehr. Wir können uns kaum satt sehen.
Inmitten der Blumen gestatten wir uns eine weitere Rast, der Pass ist noch 1 Kilometer entfernt, so 200 Höhenmeter dürften noch vor uns liegen. Über einige Serpentinen, mal über Fels, mal auf ausgetretenem Wiesenweg erreichen wir den Colle dellÀlbergion (2713) und blicken hinab in einen riesigen Kessel, umrahmt von einer neuen Bergwelt. Weit unten sind verfallene Almen zu erkennen.
Der Abstieg ein Genuss, flott geht es voran, unsere Blicke streifen immer wieder über den Himmel, ein entferntes Grummeln ist zu hören. Nach den Almen ist eine Steilstufe zu überwinden, der wieder eine Ebene folgt. So geht es dahin. Das Blöcken von Schafen ist zu hören, eine riesige Herde grast da im Hang. Oben stehen, sitzen, liegen zwei Schäfer, daneben ein paar Esel und Hunde. Einer der Schäfer kommt auf uns zu und erklärt in seiner Muttersprache etwa so: „Piano – geht langsam, so dass die Schafe nicht erschrecken, mit den Hunden nicht sprechen“. Gebell von unten, Dorothea hat Schwierigkeiten mit ein paar Hunden, die Schäfer rufen laut hinunter, versuchen zu beruhigen. Dann los, unaufgeregt und „piano“, aus der Schafherde tauchen zwei Maremmen-Abruzzen- Schäferhunde auf, im Gewühl kaum auszumachen als Hunde.

Die beiden sollten uns begleiten bis wir unten die Herde hinter uns haben. Ich greife nach meinem Fotoapparat und will ein paar Bilder schießen. Das war nicht so gut, sofort sind die Hunde wieder da und fletschen die Zähne, sie sind Christas Waden sehr nahe.
Überstanden; die Anspannung war schon sehr groß. Eine lange Querung eines steilen Hanges folgt, weit vor uns sind unzählige Serpentinen zu sehen, die ins Tal hinab führen. Dorothea macht bei Kehre 3 eine Pause. Als wir zu ihr kommen, tun wir es ihr gleich. Der Himmel hinter uns hat an Schwärze zugenommen, es tröpfelt beim Aufbruch, also die Regenklamotten raus.

Wasser stürzt rechter Hand tosend die Felsen herab, wir gehen und rutschen den schottrigen Steig vorsichtig, Kehre um Kehre nach unten. Irgendwann ist eine Talsohle erreicht, wir laufen der T. Germanasco di Massello entlang, Balsiglia muss ja mal kommen. Treffen noch einmal auf Dorothea, eine letzte Pause so 700 Meter vor dem Ziel. Dorothea kann etwas italienisch, sie ruft im Agriturismo La Miando an. Während des Wartens auf unser „Taxi“ beginnt es zu regnen. Das Taxi kommt und bringt uns trocken zum Quartier. Wir GTA-Gänger sind auf verschiedene Häuser verteilt, beim Abendessen sind alle vereint. Mit den Hamburgern Thomas und Karin steigt die Zahl auf 9.

Unsere rege Unterhaltung wird unterbrochen vom Telefonat des Wirtes, der relativ ungehalten in den Hörer schimpft. Grund: „er hätte lange auf 2 Wanderer mit dem Auto gewartet, diese wären aber nicht gekommen und haben sich woanders einquartiert“.

Di 07.08. Didiero -  Ghigo di Prali 8:30 – 14:30 12,2 827 ^ 579


Pünktlich um „Sette Mezzo“ (7:30 Uhr) sitzen wir alle Neune beim Frühstück, diese Zeit sollte so als „Richtwert“ gelten für die kommenden Tage, ob beim Abendessen, oder beim Frühstück.             
Beginnen gemütlich, die Etappe ist überschaubar, eine Schotterstraße wechselt die Teerstraße ab, ein Pfad verkürzt die vielen Kehren die nach oben führen. Das lange Gras am Wegrand ist noch nass vom gestrigen Regen und glitzert durch die Sonnenstrahlen in vielen Farben. Mal schauen wie die Bilder werden, die unsere Fotoapparate schießen.

Erreichen einen schönen Platz mit Bänken und Tischen und guter Aussicht in ein langes Tal (Valle Germanasco). Christa geht nach der Pause schon mal los auf dem gut ausgetretenen Pfad. Ich folge, bemerke aber einen schmalen Steig am Kamm der Schlucht entlang. Der interessiert mich natürlich und schon bin ich darauf und im Wald verschwunden. Die führen sicher irgendwann zusammen denke ich mir und laufe weiter, bis dieser immer dünner wird. Zurück? Nein, querfeldein nach unten, bis ich wieder auf der richtigen Route bin. Wo ist Christa? Vor mir oder hinter mir? Ich gehe etwas zurück und siehe da, sie kommt. Aber mit was für einer Mine!
Sie hatte mich gesucht und nicht mehr gefunden, natürlich denkt man da gleich an das schlimmste. Ihr Frust und Ärger, verständlich.

Wir queren nach dem Colle di Serrevecchio (1707) einen steilen Hang, bis ein Steig nach unten verläuft. Hund und Herrchen kommen entgegen, bevor uns der Hund anbellt, beschäftigt in sein Herrchen mit Stöckchen werfen. Vom Weiler Rodoretto geht es wieder aufwärts zum Colletto Galmont (1651). Ein kurzes Stück am Bergrücken entlang, bis eine Schotterpiste hinab zur Fahrstraße führt. Gegenüber des Baches T. Germanasca sehen wir schon Ghigo di Prali, aber wie hinüberkommen, anscheinend ist eine Fußgängerbrücke weggerissen worden. Wohnwagen und Zelte sind am anderen Flussufer aufgebaut, wir laufen am Ufer entlang bis wir die Brücke der Fahrstraße erreichen. Rein in den Ort und im Albergo delle Alpi einquartiert. Dort treffen alle GTA Wanderer wieder zusammen.

Haben noch Zeit den Ort zu erkunden, etwas einzukaufen (Proviant für morgen), schlecken ein Eis, trinken Cappuccino und schmieden Pläne für den morgigen Wandertag. Mich begeistert die Idee von Jörg und Heidrun, mit der Seilbahn zum Bric Round zu fahren und den Höhenweg zum Rifugio Lago Verde zu laufen. Auch bei der Tour im Rother Wanderführer von Ghigo di Prali bis Villanova ist die Auffahrt mit der Seilbahn empfohlen.

Beim Abendessen haben wir einen Mordsspaß, solche Abende sind einfach schön und runden einen Wandertag gemütlich ab, morgen trennen sich unsere Wege wieder. Bernd und Birgit, Thomas und Katrin laufen nach Villanova. Wir, Jörg und Heidrun den Höhenweg, Dorothea steigt zu Fuß zum Rifugio Lago Verde auf.

Mi 08.08. di Prali -  Rif. Lago Verde 8:30 – 17.00 13,6 855 ^ 759

Wo geht`s zum Lift? Aha da lang, dann sind wir hier verkehrt! Um 8:30 Uhr soll die Bahn aufmachen, um 8:00 Uhr gehen wir weg. Die Sitze der Bahn sind noch nass, das gibt nasse Hintern, nicht sehr angenehm. Oben bei der Aussicht (2400) treffen wir noch mal zusammen, gutes gelingen wird gewünscht, dann aber ab bei Bilderbuchwetter. In den ersten Stunden am Vormittag ist die Bergwelt meist klar. Wolken ziehen bis Mittag auf und können dann die Sicht total verdecken. Auch das ein guter Grund, einmal mit der Bahn zu fahren. Bei einem Aufstieg zu Fuß, erreicht man den Übergang oft erst, wenn sich alles zugezogen hat.


Sonne und Wind lassen unsere Hosen schnell trocknen. Frohgemut ziehen wir dahin, steigen ab zur Conca del Tredici Laghi, wo alte Kasernenruinen an Kriegszeiten erinnern. Zweimal sind nun Aufstiege auf Gratrücken, an zum Teil steilen felsigen Flanken mit wunderbarer Sicht zurück zu unserem Startpunkt, zu bewältigen. Bei letzterem stehen wir bereits auf der Colle Giulian (2457).  Nach Villanova ginge es nun links weiter, wir aber beschreiten den Steig nach rechts zum Passo di Brard (2450). Mit weiterem Auf und Ab soll es weitergehen, die Piste ist toll angelegt, die alten Militärstraßen und Wege sind gut zu laufen.


Mittlerweile ist/sind Nebel bzw. Wolken aufgezogen, die die bisherige Fernsicht stark einschränken, aber trotzdem auch ihre Reize haben. Noch nicht erwähnt habe ich, dass uns auch heute wieder unzählige Blumen und Gräser begeistern. Oben am Kamm entlang, lässt uns der Wind Stirnband und Handschuhe anziehen, er bläst recht kalt. Wieder geht es über einige Scharten kreuz und quer dahin, nach jeder Biegung überraschen neue Landschaften. Wir bewegen uns in einer Höhe zwischen 2400 und 2500 Metern, südseitig ist felsiges Gelände, west- und nordseitig überwiegen Wiesen. Als wir diese queren, sind die ersten Schneefelder zu überwinden, da nicht steil, besteht keinerlei Gefahr.


Der letzte Aufstieg steht an, vorbei am Gran Guglia erreichen wir mit 2780 Metern die höchste Stelle des GTA. (der Rocciamelone ausgenommen, welcher ja nicht direkt am GTA liegt). Die Sicht verschlechtert sich, es wird richtig dunkel, das Gehen wird zäher – sind auch schon lange genug unterwegs, unserer Stimmung tut das aber nichts. Was ist denn das da vorne, da oben? Tatsächlich ein Glockenturm! Noch ein Stück rauf, an einem alten Gebäude vorbei, der Kamm ist erreicht und dann geht es runter. Christa glaubt es nicht ganz, aber das ist der Abstieg, etwas steil und schottrig.

Vorsichtig tasten wir uns nach unten, wo das Gelände wieder etwas zahmer wird. Dann ist ein blauer Schimmer zu sehen, der Lago Verde und daneben das Rifugio. Jörg, Heidrun und auch Dorothea sind schon da und begrüßen uns freudig.

Tolles Rifugio, wir bekommen eine Empore als Schlafplatz, Stehclos mindern die Bewertung, die Dusch- und Waschräume sind sehr sauber. Nach einer Stunde verziehen sich die Wolken und wir sitzen in der Sonne, man haben wir`s gut. Schauen in die Runde und sehen oben auf den Bergen Leute laufen, ja morgen müssen wir da rauf!?- erstmal essen und dann schlafen.

Do 09.08. Rif. L.Verde -  Rif. Jervis  8:00 – 14.45 11,7     628 ^ 1452

Dorothea geht mit uns zum Rifugio Jervis, Jörg und Heidrun wollen einen Abstecher rüber nach Frankreich machen, die sollten wir nicht mehr wiedersehen. Die ersten Schritte sind gemacht, da werde ich zurückgepfiffen, eine Sonnenbrille ist liegengeblieben, die junge Bedienstete bringt sie mir, Danke!

Vom Rifugio (2583) ist erst mal ein Aufstieg zu bewältigen, das letzte Stück davon hat es in sich, gerade noch kann man zwischen zwei Schneebrettern hindurch steigen. Die Sicht oben, wieder einmal gigantisch. Unter uns das Rifugio und der Lago Verde, neben uns der Bric Bucie (2998). Ich gehe noch ein kleines Stück Richtung Westen und sehe von dort den Monviso, der aus einem Wolkenmeer herausragt, ja es zieht schon wieder zu, der Nebel kommt von der Poebene herein. Noch einige Bilder gemacht, dann auf zum Abstieg. So an die 200 Meter sollten es sein, dann schlängelt sich der Steig um eine Bergflanke herum und wir steigen über Blockgestein wieder auf. Sonne und Nebel zaubern wieder gespenstische Bilder und bald darauf sehen wir gar nichts mehr.

Ohne es zu bemerken haben wir die Grenze nach Frankreich überschritten, durch eine Scharte hindurch, beim Bivacco Solari (2618) sind wir wieder in Italien. Ein sehr sauberes Bivacco. Der Wind bläst kalt, wir ziehen warme Kleidung an, ein junger Italiener der gerade kommt, bietet uns an einen Kaffee zu kochen.
Zu früh denken wir, danken und brechen auf, sind gespannt auf den Abstieg. Erst tappen wir im Nebel herum, können die Gebirgsszenerie rings um uns nur ahnen, plötzlich kommt die Sonne und wir staunen. Gewaltig die Berge vor uns, blühende Wiesen, schroffe Felsen, durch all das schmiegt sich der Pfad dahin, ein Schneefeld ist zu queren, kein Problem. Da stell ich mich bei einer Schotterstelle schon mehr an. Ja es gibt Momente wo der Geist den Körper blockiert und man glaubt das Hindernis nicht überwinden zu können.

Oftmals genügt es, sich zu sammeln und tief Luft zu holen, Zeit dazu ist ja genügend da. Wieder eine Scharte, ein Grashang gequert, Kühe weiden hier, eine Familie mit drei Kindern kommt entgegen, es wird wieder steiler. Längst haben wir Jacke und Stirnband wieder abgelegt, vor uns sehen wir eine „Saugasse“, bevor wir die betreten machen wir erst mal Pause. Kaum sind wir wieder unterwegs beginnt es zu regnen, wieder mal umziehen.

Dorothea treffen wir bei einem kleinen schmucken Weiler, sie ist unschlüssig welchen Weg sie nehmen soll, wählt dann aber doch nicht den zusätzlichen Aufstieg.

Ein rauschender Bach stürzt über Wasserfälle den Berg herunter, wir überqueren diesen und laufen links davon weiter. Das Gehen macht Spaß. Erreichen die Schotterstraße die von Villanova heraufführt und sich lange, stetig steigend am Torrente Pellice entlangzieht. Wieder hat es zu Regnen begonnen, aber diesmal stärker. Es schüttet ganz schön, egal, es ist halt so, gehört dazu. Wir ziehen dahin, finden einen Abkürzer, steigen nochmal über Felsen und betreten die Conca del Pra, ein herrlicher Talschluss des Valle Pellice. Der Weg eingesäumt mit Blumen und Gräsern bringt uns direkt zum Rifugio Jervis.
Man ist das voll, gut reserviert zu haben – wieder über die Hüttenwirte. Gutes Essen und nahe Parkplätze sind logische Gründe für die vielen Gäste. Dorothea und das Paar aus Ulm übernachten auch hier, letztere sind einen Tag in Villanova geblieben.

 
 
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