Chiesa/Bellino - San Magna - Wandern so lange der Urlaub reicht

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2017/18 GTA/ Grande Traversata delle Alpi und TurAlpZin

Mi 15.08. Ch./Bellino -  San Martino 8:15 – 17:15 18,4   1180 ^ 1265


Der Mann aus Straßburg der auch hier nächtigt, spricht fließend deutsch und französisch. Er ist auch in Balme eingestiegen, läuft aber nicht den klassischen GTA, sondern wie es im gerade gefällt. So haben wir doch noch einen netten Ratsch beim Frühstück.
Wir stromern bei Sonnenschein erst einmal durch das Dorf, kommen dann in einen Wald, wo der Aufstieg beginnt. Nicht so steil wie gestern, zwar insgesamt 300 Höhenmeter mehr, aber wesentlich angenehmer. Steilere Passagen wechseln immer wieder mit flacheren ab. Ein Müsliriegel stärkt uns bei der ersten Pause nach 2 Stunden.  

Wir staunen nicht schlecht als wir nach einer weiteren Stunde die Passhöhe erreichen (Colle Bicocca 2285) und auf einem Parkplatz mit zahlreichen Autos stehen. Von der Poebene führt eine alte Militärpiste bis zu diesem Punkt. Einige Motorräder und Biker begegnen uns auf dem Weiterweg, bis der GTA über blühende Wiesen abkürzt. Trotzdem ist noch ein gewaltiges Stück bis nach Elva-Serre zu laufen. So 20 Minuten vor dem Ort Pause, der Hunger muss gestillt werden. So gut wie nie kehren wir Mittags in eine Gaststätte ein, sondern verzehren unser mitgebrachtes. So sind wir auch nie zeitlich gebunden, können essen wenn uns danach ist.


Im Ort ist die Hölle los, Kunststück, heute ist der 15. August, (Ferragosto = Festtag des Augustus)da macht scheinbar ganz Italien einen Ausflug. Sind wir froh, nicht einkehren zu müssen. Wir besuchen die Kirche, wahrlich ein Kleinod. Den wunderschönen Freskenzyklus hat der flämische Maler Hans Clemer im 15. Jahrhundert geschaffen. Raus aus dem Ort, auf anstrengenden Schotterstraßen. Endlich ein Pfad der abzweigt und Allee artig verläuft. So kann es weitergehen sage ich zu Christa und schon sind wir wieder auf der Schotterstraße. Mäßig steil zwar, aber ewig lang.

Zwei Radfahrer quälen sich vorbei, halten weiter oben bei einem Gehöft zur Pause.
Für uns noch zu früh, eine halbe Stunde trotten wir noch weiter und lassen uns dann am Wegrand nieder. Bald darauf kommt das Radpärchen, junge Leute aus dem schwäbischen. Sie halten an und eine nette Unterhaltung beginnt. So was baut auf, unser Missmut verschwindet, macht neue Kräfte frei. Schon erstaunlich, was wenige Worte mit fremden Leuten bewirken können. Ich ärgere mich beim Weitergehen, den beiden nicht gesagt zu haben, wie schön es ist, Zeit für ein Gespräch zu finden. Das ist nämlich nicht selbstverständlich. Kann das aber später bei einem Aussichtsplatz (Colle San Giovanni 1872) nachholen. Sie freuen sich sehr darüber.


Der Höhenweg den wir jetzt beschreiten ist ein wahres Gedicht, rechts tun sich steile Schluchten auf, ich gehe zu einer Aussicht und bewundere die klippenartigen Felsgebilde. Beine und Hüften schmerzen zwar ein wenig, der Kopf aber ignoriert das Ganze, die herrliche Landschaft lenkt ab. Die nächste Scharte ist erreicht (Colle Bettone 1831), von da beginnt ein ewiger Abstieg in vielen weitläufigen Serpentinen. Noch eine letzte Pause, eine Biegung und plötzlich sehen wir St. Martino vor uns. Wie im Buch abgebildet thront der Ort auf einer Felsenklippe, ein sehr sauberer Ort. Der deutschen Frau Maria Schneider gehört das Centro Cultura Borgata, in dem wir übernachten. Beim Abendessen im noblen und überaus gut eingerichteten Speisesaal lernen wir Svetlana und Nils aus Rosenheim kennen. Sie machen Wanderungen im Maira-Tal.

Dem italienischen Paar mit Kind geht es heute wie uns manchmal (nur umgekehrt), sie sind die einzigen italienisch sprechenden Personen am Tisch.

Do 16.08. San Martino -  Celle di Macra 8:30 – 17:15 21,1     780 ^ 890

Im freien Frühstücken, wunderbar. Ein junger Deutscher bedient uns, er lernt hier. Geduld ist gefragt beim Bezahlen mit Kreditkarte. Wo ist der beste Empfang (Netz)? Verabschieden uns von den Urlaubern und begeben uns auf den tollen Steig hinunter nach Stroppo. Durch dichtes Gebüsch, über umgestürzte Bäume, immer wieder mit freiem Blick in die Schlucht. Einige Wege zweigen ab, wir verlassen uns auf unser Navigationsgerät. Eine alte Römerbrücke wird passiert. Dank einiger Vierbeiner kommen wir in Kontakt mit Einheimischen in den engen Gassen der Weiler.

Abseits steht eine alte Kirche, da machen wir uns gleich mal über das Lunchpaket her. Weiter runter zum Bach (T. Maira), hilfsbereite Männer erklären den kürzesten und besten Weg, über eine Romanische Bogenbrücke, dann geht es wieder aufwärts zur Cappella La Madonna. Zuvor wird noch ein langer Hang gequert, Bäume spenden Schatten, die Sonne brennt. Palent steht auf einem Schild, das ist ein kleiner Weiler den wir aber auslassen, die Strecke ist auch so schon lang genug, nur noch zwei Menschen sollen dort oben leben.
Laufen durch die Weiler Aramola und Maurengo nach Colletto mit schmucker bemalter Kirche, passieren verlassene Dörfer und stehen plötzlich vor einer Schlucht mit Fels durchsetzten Wänden.

Tatsächlich, es schlängelt sich ein Steig, nicht zu steil hinab. Menschen grüßen im Weiler Combe, über eine Brücke, dann marschieren wir ein letztes Mal bergauf. Erst langgezogen ohne merkliche an Höhe zu gewinnen, erst nach ca. 4 Kilometern sollte es nochmal steil werden. Einige Bildstöcke stehen am Weg, Menschen treffen wir so gut wie keine – außer in den Dörfern. Mit schweren Beinen und müde erreichen wir gegen 17:15 Uhr Chiesa, den obersten von verschiedenen Weilern von Celle di Macra. Das Locanda Borgata Chiesa hat wieder offen (im Buch noch anders beschrieben), es steht gleich neben der Kirche und ist ein ausgezeichnetes Quartier. Im dazugehörigen Laden kaufen wir für morgen ein.

Fr 17.08.  Celle di Macra -  San Magna  8:30 – 16.00 17,0   1030 ^ 550


Sogar Käse und Wurst wird uns beim Frühstück angeboten. Wie jeden Tag wurde reserviert für die nächste Etappe, dabei bemerken wir, dass unsere Telefonnummern zum Teil nicht mehr stimmen. Dank der Hilfsbereitschaft der Wirtsleute bleiben wir aber trotzdem nicht im Regen stehen.
Wo geht`s los? Aha bei der Kirche vorbei in Richtung Castellaro, mal auf einem Steig, dann wieder Forststraße. Ein Schnitzer hat vor seinem Haus einige schöne Skulpturen ausgestellt, er kommt gerade mit seiner Motorsäge heraus. Ich deute auf den Bären, groß wie ein Mensch, er lacht als ich die Geste zum „Huckepack tragen“ mache. Auch im kommenden Wald sind einige Figuren aufgestellt.

Das Wetter wird düster, keine Sonne mehr, es ist kalt, besonders wo der Wind durchziehen kann. Bei der Alpe Fumè läuft eiskaltes Wasser in einen Brunnen, ein paar Schluck genommen und weiter. Vor uns sind zwei Wanderer zu erkennen, die einzigen, außer einem jungen Burschen der uns überholt. Es wird steiler, der Wald lichtet sich, Nebel oder Wolken ziehen vorbei, der Wind reißt Löcher in sie. Bevor der Kamm erreicht ist, nehmen wir Platz an einer windgeschützten Stelle, Zeit für eine Pause. Kämpfen uns weiter gegen den Wind in malerischer bunter Landschaft, die Gräser und Pflanzen sind zum Teil Hüfthoch und erreichen irgendwann die Bassa di Narbona (2230). Es tröpfelt, besser umziehen, der Himmel wird im Westen immer grauer, wir erreichen eine Passstraße die sich lange dahinzieht.

Reiter kommen entgegen, eine Kuh leckt ihr frischgeborenes Kalb trocken. Das Hochplateau fällt rechts schroff ab, es grummelt im Hintergrund, kommt ein Gewitter? Nein, es verschont uns, ein Bikerpärchen überholt uns, macht weiter vorne Pause, wo sich der Weg teilt. Wir folgen einem Pfad in eine Wiesen-Unkraut-Terrasse (steht so im Wanderbuch), der sich südöstlich zum Passo delle Crosette (2180) zieht. Dies ist eine lange Querung die zum Schluss immer steiler wird. Oben am Kamm ist das Laufen weit weniger anstrengend und macht so richtig Spaß. Am Monte Crosetta (2194) ist der Blick frei in die Poebene und runter ins Valle Grana mit dem Santuario San Magno, unser heutiges Ziel.

 
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