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17 26.08.2020 Mittwoch Sonnen -
08:45 – 17:30 Gasthof Anetseder
Gestern Abend war hier wirklich viel Betrieb, der Wirt meinte “Dienstag” haben die umliegenden Gaststätten Ruhetag und das kommt uns zugute”. Herzliche Verabschiedung von den netten Leuten und bei Sonne aber starkem Wind den Goldsteig gesucht. Der Wind kommt von Westen, also von vorne. Ein Pärchen das entgegenkommt muss lachen als ich mit meinem Hut kämpfe. Nach einigen Abzweigungen schützt uns ein Wald. Wir schreiten auf einem “Sonnensystemwanderweg” dahin, auf Granitsäulen sind “unsere” Planeten abgebildet und beschrieben.
Bei Hauzenberg ist das größte Granitvorkommen des Bayerischen Waldes.
Nach einiger Zeit vorbei an Wiesen, Feldern und kleinen Orten ist Oberfrauenwald zu erkennen. Da müssen wir also hinauf, denke ich mir, aber erst mal geht es nach Auhäusl. Unmittelbar beim “Neptun” zeigt ein Schild die Richtung an. Von hier an ist die Steigung so richtig zu spüren, es sind doch ca. 300 hm zu überwinden. Oben werden die Bäume spärlicher, der Wind bläst uns entgegen und läßt die Bäume knarren und ächzen.
27 Meter ist der Ausichsturm hoch. Wir lassen es uns nicht nehmen, trotz der Bedingungen hinaufzusteigen, deponieren die Rucksäcke aber an sicheren Plätzen. Jacke, Stirnband übergezogen und rauf. Die orkanartigen Böen blasen zum Teil ungehindert durch die Metallstufen und dem Geländer. Oben angekommen ist die schwere Türe fast nicht zu öffnen. Die Sicht ist überwältigend. Hauzenberg schön eingebettet in die Landschaft, vor der Stadt der blaugrüne Freudensee. Auf der West-
Wir sind nicht alleine unterwegs heute, einige Tageswanderer kommen aus allen Richtungen zu diesem schönen Aussichtspunkt. Nach einer gemütlichen Pause marschieren wir weiter, bergab auf groben Schotter, die Landschaft sehr schön. Nach dem Ort Oberfrauenwald, stehen wir bald darauf mitten im Wald. Mein Navigationsgerät zeigt einen Abzweig an, kein Schild zu sehen, kein Abzweig zu sehen. So marschieren wir die Forststraße weiter und nach einem Kilometer endlich der Abzweig. Da wurde eine neue Route erschlossen, sehr steil den Berg hinab verläuft sie. Immer wieder fallen Zapfen und kleine Äste von den Bäumen, der starke Wind. Einmal schützt mich mein Hut.
Sind froh unten den Wald verlassen zu können, sehen wie Wolken dunkle Schatten über die grünen Wiesen treiben und betreten bei einem Granitwerk wieder ein Waldgebiet. Dieses reicht bis zum Freudensee wo eine Bank zur nächsten Pause einlädt. Unsere Anwesenheit hat sich bei Enten schnell rumgesprochen, sie stellen aber enttäuscht fest, das ein Festmahl ausbleibt. Jetzt wird es spannend, der Goldsteig verläuft am Rande von Hauzenberg, auf schönen Stegen und Wegen, ob da mal ein Cafe kommt. Extra reinlaufen wollen wir nicht. Und siehe da, beim Bürgerpark mit einigen Freizeitanlagen hat doch tatsächlich ein Kiosk geöffnet. Johannesbeerschorle und kühles Wasser löscht unseren Durst, der emens ist.
Sicher haben wir noch Vorräte im Rucksack, aber was frisches, kühles, schmeckt halt ganz anders. Pinoccio schaut uns dabei zu, ein hoher Turm mit Rutsche und so weiter. “Nur wenige Gäste kommen bei diesem Wind”, jammert die nette Bedienung. “Ich kann sie sogar verstehen, schließlich ist Sturm angesagt”, ergänzt sie. Der Staffelbach wird überquert, dann folgen wir dem Flussverlauf. Ein Sträßchen läßt uns das Tal wieder verlassen, um bald darauf auf einem Wiesenweg wieder hinabzuführen. Erreichen Neumühle, laufen unter alten Eisenbahnbrücken hindurch und biegen zuletzt kurz vor der Kaindlmühle in einen steilen Waldpfad ab.
So 1 ½ Kilometer rauf zum Ort Haag, dort haben wir ein Quartier bestellt im Gasthaus Anetseder, bei dieser letzten Steigung spüren wir die 20 Kilometer, die wir schon gelaufen sind. Das Zimmer liegt außerhalb der Gaststätte so 200 Meter entfernt in einem Privatgebäude. Nach dem Duschen fühlen wir uns wieder so richtig pudelwohl.
Im Schrank fallen uns Polster für Gartenstühle auf, die gleichen haben wir zu Hause. Die letzten Tage und besonders heute überlegte ich immer wieder, ob es denn wirklich Sinn macht, von Passau noch nach Hause zu wandern.
Die Strecke sind wir schon einmal gelaufen, auf dem Jakobsweg und die Quartiersuche gestaltet sich relativ schwierig. Es gibt auf meiner geplanten Route relativ wenig Gasthäuser mit Übernachtung, sollte eine geschlossen sein, wird es eng.
So informiere ich Christa von meinen Gedanken und die ist darüber überhaupt nicht böse. “Dann genießen wir die Tage zu Hause, gehen ein paar mal in die Therme und in die Berge”, hat sie schon Pläne parat.
Zum Geburtstag von Christa, übermorgen am Freitag, wäre als Überraschung ihre Schwester mit Mann gekommen, wir hätten uns irgendwo getroffen zu einem ausgiebigen Picknik. Denen mußte ich natürlich Bescheid geben, das daraus nichts mehr wird, wir wurden dafür zum Essen bei ihnen eingeladen. Zum Schluss waren alle froh darüber, dass es so wurde wie es wohl sein mußte. So genossen wir heute ein hervorragendes Abendessen, unser letztes auf dem Goldsteig.
18 27.08.2020 Donnerstag Haag -
08:30 – 16:30 Heimfahrt
Mit dieser Übernachtung haben wir wirklich eine gute Wahl getroffen, das bestätigt sich auch beim Frühstück. Ein bisschen überrascht sei sie schon gewesen, erzählt die Tochter des Hauses, die uns bedient. „Es kommen nicht viele Goldsteigwanderer bei uns vorbei“. Haag liegt auch nicht direkt an der Strecke, Corona hat es für uns möglich gemacht.
Laufen die Teerstraße runter und stoßen in der Nähe der Kaindlmühle wieder auf den Steig. Ein kurzer Abstecher zur Mühle, ein stattliches sauberes Haus, von „geschlossen“ steht nirgends was. Erst beim Weitergehen merken wir, das Cafe und wohl auch die früheren Übernachtungen sind in einem anderen Gebäude. Hinweisschilder gibt es aber auch hier nicht. Was soll`s.
Der Bach „Erlau“ begleitet uns bis Schmölz und einer Papiermühle. Rechts auf einem Felsen steht eine Kapelle, ich werde das Gefühl nicht los, hier schon einmal gewesen zu sein.
Und tatsächlich, das Jakobsweg Zeichen bestätigt meine Vermutung, an die Kapelle kann sich auch Christa erinnern. Von Krumau nach Wasserburg sind wir damals gepilgert, schöne Erinnerungen werden wach. Der Lichteinfall und der blau weisse Himmel bilden einen tollen Kontrast zur Kapelle. Steil zieht sich der Weg im Wald in die Höhe, Richtung Zwölfing. Bei deren Kapelle verlassen wir den Jakobsweg wieder, der nach Thyrnau weiterführt. Kellberg ist schon lange sichtbar und auch die Prof. Schedel Klinik, wo wir Ende Januar einen Bekannten besuchten.
Pause nach dem Aufstieg zum besagten Ort, hier hatte ich damals ein Goldsteigzeichen fotografiert, was auch eine zusätzliche Inspiration für diese Tour war. Über das Tal hinweg ist deutlich das Kloster von Thyrnau zu erkennen, da hatten wir am Ostersamstag genächtigt. Kreuz und quer, auf und ab, schlängelt sich der Weg über Grafmühle in Richtung Obersatzbach, wo ein paar Kilometer auf einem Radweg neben der Straße gegangen wird. Vor Witzmannsberg treffen wir wieder auf den Jakobsweg und machen bei einer Kapelle in Zieglreuth Mittagspause. Weiter über Flur und Felder, unter der Straße hindurch und hinein in den Wald. Hier liegt allerlei liegengebliebenes Geäst herum, was das Gehen erschwert und kaum den Weg erkennen lässt.
Die Beschilderung des Goldsteigs ist aber hervorragend, die ganze Strecke über. Der Waldrand ist erreicht, die Orientierung wieder gut, in der Ferne ist die Veste Oberhaus sichtbar. Nochmal eine Trinkpause bei Obersölden, in der Astgabel des mächtigen Baumes neben uns ist ein kleiner Engel hineingestellt. Eine Anwohnerin die gerade gegenüber von uns ein Schild „Esel bitte nicht füttern“ am Zaun anbringt, meint, „den habe ich ja noch nie gesehen“. Und sie gibt uns einen kleinen Tipp mit. Da vorne bei dem Bauernhof treiben Gänse ihr unwesen. Kommen Wanderer vorbei belagern sie die Straße und führen sich ganz fürchterlich auf. Geht einfach vorbei, sie tun Euch nichts.
Ein toller Blick ins Ilztal tut sich später auf, wandern runter zur St. Bartolomäuskirche und überschreiten die Ilzbrücke. Der Goldsteig führt noch hinauf zur Veste. Trotz gemächlichen Schrittes sind wir letztendlich schneller als die „dünne“ Mutter mit ihren Töchtern, die immer wieder was zum spielen finden (Blätter, Zweige, Steine usw.) wie Kinder halt so sind. Schon eine gewaltige Anlage, auf der sich einige Touristen tummeln, Kunststück nicht weit davon ist ein Parkplatz. Hier oben ist der Start oder das Ziel von den Goldsteigen Nord bzw. Süd.
Der Ausblick nach Passau ist schon ein Gedicht, beeinträchtigt nur von den vielen Leuten. Steigen auf der Südseite auf einem wunderschönen Steig ab, den kannten wir noch nicht und staunen über die armdicken verschlungenen Stahltaue die die Brücke unter uns halten.
In Passau halten wir uns nicht mehr lange auf, gehen auf schnellstem Weg zum Bahnhof und erreichen diesen um 16:30 Uhr. Diese 2 ½ Kilometer auf hartem Untergrund am Kai entlang haben noch wehgetan. Bayerntiket gekauft, um 17:05 Uhr fährt der Zug, noch genug Zeit um Proviant und Getränke zu kaufen.
Christa hat zwei Zugverbindungen ausgedruckt, eine auf Gleis 5, die andere auf Gleis 6. So stehen wir da und warten. Der Zug auf Gleis 5 nach Pocking ist schon eingefahren, ich warte, habe ja gelesen, „unserer“ fährt auf Gleis 6 ab. Bis Christa noch mal nachliest und sagt, nein das ist der Richtige. Schnell rein, noch mal gut gegangen. „Mein“ Fahrplan war ein „Ersatz“, dieser Zug wäre erst um 18:00 Uhr gegangen.
Sei`s drum, in Pocking in den Bus nach Pfarrkirchen gestiegen, in Pfarrkirchen in den Bus nach Mühldorf (Gleisarbeiten) und schließlich mit der Bahn nach Wasserburg am Inn. Um 21:30 Uhr sind wir zuhause.
Fazit; ein wunderschöner „Ersatzurlaub“ für die geplante Frankreichtour (von Arles nach Andorra), auf die wir Aufgrund der Pandemie verzichtet haben. Wirklich ein wunderschöner Fernwanderweg, er hat mir besser gefallen als ich es mir habe vorstellen können.