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38 Do 10.08.17 Varzo -
Heute ist ein Ruhetag angesagt, wir fahren mit dem Bus oder der Bahn nach Gondo. Dorthin gibt es keinen „gscheitn“ Wanderweg, man müsste auf der vielbefahrenen Passstraße laufen. So können wir uns mit dem Frühstück Zeit lassen und gehen dann ganz entspannt in Richtung Bahnhof. Noch regnet es nicht, der Himmel im Westen ist aber pechschwarz. Treffen unterwegs eine der Frauen von gestern, die bei der Quartiersuche behilflich war.
Der Bus fährt um 10:00 Uhr nach Iselle, von dort ein Zug weiter in den Simplontunnel. Eine direkte Busverbindung bis Gondo gibt es erst um 13:00 Uhr. Am Bahnhof noch eine freudige Begegnung, die helfende Frau von Trasquera mit ihrem Mann wollen nach Domodossola. Großes Hallo! Fragen über Fragen, wie es uns gestern noch ergangen ist usw.
Das strengt an, wegen der schwierigen Verständigung sind wir froh, bald in unseren Bus steigen zu können. In Isella dann umsteigen in den Zug, mit diesem nach Brig und von dort wieder mit dem Bus nach Gondo. Der freundliche Schweizer Schaffner im Zug guckt etwas verblüfft, als er uns die Karten aushändigt. „Da macht ihr ja einen gewaltigen Umweg“, meint er, „viel kürzer und auch billiger wäre es, hier in Iselle auf den nächsten Bus zu warten“. Zu spät, wir sind schon unterwegs. In Brig dann strömender Regen, noch dazu müssen wir ungeschützt auf dem Bahnsteig ein Stück laufen, um zum Bahnhof zu kommen.
Eine Karte mit dem Postbus nach Gondo kostet 48,00 CHF, eine andere mit dem Zug nur 24,00 CHF. Letztere nehmen wir und sitzen bald darauf wieder im Zugabteil und steigen tatsächlich in Iselle wieder aus. Eine „Schneiderfahrt“. So kommen wir in Gondo um 13:30 Uhr an. Nach wie vor regnet es was das Zeug hält, wir wollen im Stockalperturm, ein geschichtsträchtiges Hotel, einchecken. Aber, Einlass erst ab 16:00 Uhr steht an der Tür. Na Bravo, was tun bei dem Sauwetter? Gegenüber ist ein Restaurant, da gibt es sicher auch einen Kaffee. Rein mit uns. „Du die haben auch Betten“, sage ich zu Christa. Da fragen wir doch gleich ob sie ein Zimmer für uns haben. Sie haben!
Nach dem Kaffee erst mal entspannen und ein Nickerchen machen. Später hat es tatsächlich zu regnen aufgehört, wir gehen raus und erkunden Gondo. Da gibt es aber gar nicht viel. Goldmuseum interessiert uns nicht, sonst zwei Tankstellen, Zoll und Grenze, ein paar private Häuser, das war`s. Ein Erdrutsch im Jahre 2000 hat ein Drittel der Häuser verschüttet, 13 Menschen kamen dabei ums Leben. Eine Glocke an der Stelle erinnert an dieses Unglück. Frau Wirtin ist supernett, das Abendessen hervorragend. Gondo an sich, ist für uns nicht unbedingt eine Reise wert.
39 Fr 11.08.17 Gondo -
Gestern schon hatten wir Überlegungen aufgestellt ob wir nach Zwischbergen mit dem Bus fahren und nachher weiter aufsteigen zum Rifugio Gattascosa, oder Rifugio Bernardo. Steht so als Alternative im Wanderführer. Die Wirtin wollte anrufen bei den Unterkünften um für uns zu reservieren. Kein Erfolg, das hinterlässt ein ungutes Gefühl.
Also nicht Bus fahren, wir laufen. Gut das wir gestern nicht mehr bei dem Busunternehmen angerufen haben um für heute in der Früh zu reservieren. Steht zwar so nicht im Wanderführer muss man aber laut Wirtin tun, sonst nehmen die einen gar nicht mit. Frisch und munter geht es los, die „Pause“ gestern hat doch gutgetan.
Nach einer kräftigen Steigung wird es flacher, trotzdem marschieren wir stetig nach oben. Die Straße wird einige Male gequert, bis wir linkerhand eines Baches weiterwandern. Im schönen Buchenwald nimmt die Steigung wieder zu. Später wird der Wald verlassen und der Blick auf die Berge frei. Die sind oben weiß geworden, das erklärt auch die etwas frischen Temperaturen. Gemütlich über Weiden mit sattem Gras, den tief unter uns liegenden Bach überquert eine Brücke. Rauf zur Bundesstraße und in den Wald gegenüber, wieder kräftig ansteigend.
Ein Stausee leuchtet bald darauf blaugrün zu uns hoch, der Steig wird immer schmaler. An einer windgeschützten Stelle die erste wohlverdiente Pause. Da treffen wir auch die Entscheidung für den Weiterweg, gleich zwei Pfade zweigen ab. Zwischbergen, das alte Schmugglernest, ist nicht mehr weit. Hoher Farn verdeckt fast die Almgebäude, zwischen denen wir uns hindurchzwängen. Das gleichnamige Rifugio liegt unter uns, dort gönnen wir uns einen Cappuccino.
Kaminfeuer prasselt im Gastraum, eine wohlige Atmosphäre. Wollen wir wirklich weitergehen? Der gut deutsch sprechende und freundliche Wirt ruft auf unseren Wunsch hin im Rifugio Gattascosa an und reserviert. Endlich Klarheit. Das Rifugio Bernardo hat zu seiner und unserer Überraschung, geschlossen.
Raus aus der warmen Stube, runter zum Steig und hinein in den Wald. Serpentine für Serpentine steigen wir nun hoch. Der Himmel ist zum Teil mit Wolken überzogen, die Bergspitzen somit mit Wolken verdeckt. Nur hin und wieder sind die weißen Riesen zu sehen. Mein Wusch auf bessere Sicht wird nicht erfüllt. „Sei froh dass es nicht regnet“, meint Christa und hat recht damit. Mit jedem gewonnenen Meter an Höhe bläst uns der Wind stärker ins Gesicht. Erst in einer größeren Mulde kann er uns nicht so viel anhaben, das nützen wir doch gleich für einen weiteren Stopp.
Das erste Hochtal ist erreicht, Alphütten grüßen von oben herab. Wir laufen nicht bis zum Tschawiner See weiter, sondern haben uns für den Aufstieg zum Passo di Monscera (2105) entschieden. Zum Teil ist die Straße geteert, die zu den Almen geht und für ein entspanntes Gehen führt. Das ändert sich aber bald.
Stufen über Stufen wurden angelegt um diesen Berg zu bezwingen, unglaublich wie viel Arbeit da reingesteckt wurde. Der Hang ist steil, die vielen Kurven und Stufen entschärfen etwas, trotzdem kommen wir gewaltig ins Schwitzen. Auch dieses ewig lange Stück ist irgendwann geschafft, der Pass kommt näher. Gegenüber am Hang weiden eine Menge Schafe. Ein Grenzstein sagt, wir sind wieder in Italien. Der Blick zurück, gewaltig! Trotz der dunklen Wolken ein imposantes Bild.
Vor uns ein kleiner See, links davon ein Kreuz, welches ich ansteuere. Christa läuft den Markierungen nach, die zur Hütte führen. Kein steiler Abstieg wartet auf uns, sondern eine eher flache Gegend, mit viel Gras, einigen Rinnsalen und niedrigem Buschwerk. Gegenüber natürlich auch Berge. 15 Minuten noch zum Rifugio, eine schmucke Hütte. Ein Mann steht draußen, ein Kanadier wie sich bald herausstellt. Er spricht gut Deutsch, wir bedauern, dass er wo anders übernachtet.
Dann rein und unser 6 Bett Zimmer bezogen, für uns alleine. Obligatorische Verrichtungen, dann runter zum Abendbrot. Noch 4 Personen sitzen im gut eingeheizten Gastraum, zwei deutsche Frauen und ein Paar (Italiener? Wir haben es nicht rausbekommen) Gisela und „Friedberg“ wechseln bald an unseren Tisch, direkt neben dem Ofen ist ihnen zu heiß geworden. Den Erzählungen nach, sind die beiden „stramm“ unterwegs. Später kam glatt noch ein bisschen die Sonne durch und strahlte die Gipfel an, der Haushund begleitete mich bei meiner Fototour und brachte artig immer wieder sein „Stöckchen“ zurück.
39 Sa 12.08.17 Rif. Gattascosa-
Sonne schon am Morgen beim Aufstehen, das hebt die Stimmung und ein gutes Frühstück tut ein Übriges. Der Schlaf war etwas kurz. Italienische Gäste feierten im Gastraum noch bis knapp Mitternacht. Aufgrund einer schlechten (oder gar keiner) Isolierung zwischen Schlaf-
Beinahe hätte ich meine Powerbank vergessen, die ich gestern zum Laden auf den Tresen gelegt hatte, noch sind wir nicht zu weit weg. Wenig steil verläuft der Abstieg auf breitem Weg nach unten, vorbei am Lago Ragozza. Knorrige Lärchenbäume und viele Büsche säumen diesen ein, das Wurzelwerk ist trocken und somit gut zu begehen. Erste Leute kommen entgegen, später werden es immer mehr. Für uns etwas ungewöhnlich, betrachtet man die letzten Tage.
Über ein Hochmoor helfen Bretterstege, sie sind breit genug um ausweichen zu können. Jung und At ist unterwegs, die Begrüßung Buon Giorno oder Salve, selten gar nichts. Ein großer Parkplatz beim Rifugio Bernardo bzw. bei der Kapelle, die dem Schutzpatron der Bergsteiger geweiht ist, erklärt die vielen Menschen, die so früh schon so weit oben auf dem Berg sind. Der heilige St. Bernhard hatte das Hospiz auf dem Großen-
Der Steig führt nun in weitem Bogen um den Berg herum. Erst in leichtem auf und ab, erst später wird er steiler. Unter uns ist San Lorenzo zu sehen, weiter draußen, das müsste Domodossola sein. Wie auf einem Balkon schmiegt sich der Pfad an die Ostflanke des Berges, total angenehm zum Gehen.
Wir biegen um eine Ecke, große Felsbrocken bieten einen tollen Rastplatz. Gisela, Friedberg, Heike und Jochen aus Stuttgart, räumen in für uns. Runter mit den Hosenbeinen und Sonnencreme aufgetragen, gleich darauf machen wir uns über die Jause her.
Die herrliche Höhenwanderung wird fortgesetzt, vorbei an der verfallenen Alpe Oriaccia. Ein Kreuz ist zu sehen, auf einer Kuppe vor uns. Dahinter öffnet sich ein Talkessel mit der Alpe Vallaro. Einige Leute tummeln sich da unten, auch die vier Deutschen erfahren wir später. Der Originalweg verläuft rechts am Hang entlang, dem folgen wir. Noch 250 Höhenmeter sind zu bewältigen, wir haben Zeit. Zeit genug, nochmal Pause zu machen und die Sonne zu genießen.
Rifugio Laghetto, klein und gemütlich, trotz Stehklo, aber mit Dusche. Die Wirtsleute sind gut drauf und weisen uns das Lager zu. Cappuccino auf der Terrasse, ein älteres Paar (Schweizer) erzählt von Edelweißwiesen bei ihrem Aufstieg (kamen von der Gegenrichtung). Heike, Jochen und die beiden Schwarzwalddamen kommen, Erfahrungen werden ausgetauscht. Friedberg ist noch fit und steigt noch auf zur Scharte, sie will die Gegend dort oben erkunden. Ein Schweizer trägt seinen wohl 8 Jahre alten Sohn auf den Schultern den Berg hoch, das macht er wohl nicht das erste Mal, so zügig und sicher wie der geht.
Etwas Caos kurz vor dem Abendessen bei der Sitzordnung. Den Hüttengästen werden Plätze zugewiesen, es dauert bis es passt. Deutsche zu Italienern, Italiener zu Deutschen, darunter noch die Schweizer und das Hüttenpersonal.
Dann aber wird aufgetischt. Nudeln, Kartoffel, Spinat, Sauerkraut und Spareribs. Später noch Käse, Espresso und kleine Kuchenschnittchen. In großen Behältern von der Küche in den Speiseraum getragen, auf den Holzofen gestellt, von dort wurden die Teller gefüllt.
40 So 13.08.17 Rif. Laghetto -
Trotz vollem Lager (10 Betten – 9 Personen) haben wir relativ gut geschlafen. Zeitiges Aufstehen bringt Vorteile bei der Morgentoilette. Wieder eine Jause gekauft, unterwegs gibt es wieder einmal keinerlei Einkaufs-
Im Schatten ist es noch kühl, der erste Anstieg wird schon von der Sonne beleuchtet. Wir lassen den „Vieren“ den Vortritt, die laufen schneller als wir. Als wir den Passo di Campo (2169) erreichen sind sie nirgends mehr zu sehen, wir denken sie gehen eine andere, längere Route. Sicher würde uns der andere Höhenweg auch reizen, Wanderführer und gespeicherte Daten können dann aber nicht genützt werden, das ist uns zu unsicher. Und; auch so ist die Strecke lang und imposant genug. Bei späterem nachfragen, erfuhren wir, dass es nicht so war. Auch sie sind den gleichen Weg wie wir gegangen. Nur etwas schneller, durch die Serpentinen und dem hohen Gras nicht mehr zu erspähen.
Vor uns tut sich ein riesiger Talkessel auf. Eisbedeckte Berge lugen hinter dem nächsten Kamm hervor. Wir schauen in die Runde und rätseln durch welche Scharte wir wohl hindurch steigen. Ist es bei dem Schneefeld da drüben? Wohl wissend, erst einmal in den Talgrund hinab zu müssen, gehen wir es an. Der Steig liegt noch im Schatten und verläuft durch viel Schotter, was konzentriertes Gehen verlangt.
Ab der Alpe Campo dann wird es angenehmer, ein fester Wiesenpfad tut den Füßen gut. Wie sich der GTA durch das Gelände zieht, ist sagenhaft. Südwärts zu einem Bach, danach kämpfen wir uns durch festes Gestrüpp zu einer Kuppe hoch, um daraufhin eine steile Grasflanke queren zu müssen. Höchste Konzentration.
Wieder durch sperriges Erlengebüsch, bis wir die Alpe Preia erreichen. Pause, puh das strengt an, ist aber trotzdem wunderschön.
Die Suche nach dem richtigen Pfad erschweren „Kuhspuren“, das Navi leistet gute Dienste. Kommen an den unterirdischen Ställen vorbei. Einer davon ist zu einem offenen Rastplatz mit Tisch und Bänken ausgebaut. Nochmal 300 Höhenmeter, tatsächlich kommen wir bei dem Schneefeld vorbei und erreichen gleich darauf den Passo della Preia (2327). Wieder einmal ein toller Ausblick in ein neues Tal, eingerahmt von Bergen, deren Spitzen sich hinter Wolken verstecken.
Alpe Cheggio und das GTA Zeichen auf dem Wegweiser, dieser schmale Steig schlängelt sich auf der Westseite des Berges entlang. Nach einigen Metern gucke ich auf das Navi, es zeigt eine andere Richtung an. Wie das denn, denken wir und lesen im Wanderführer nach. Dort steht „die Direttissima haben die Wegmarkierer leider der alten Mulattiera vorgezogen“ und „vom Passo folgt ein Steilabstieg“. Also wieder zurück, tatsächlich, noch ein Schild das zur Alpe Cheggio weist.
Ein langer Abstieg steht nun bevor, auch das kostet Kraft, stete Aufmerksamkeit ist gefragt, besonders im ersten Drittel. Die Stöcke helfen zwar, dennoch „jodeln“ die Knie. Das Panorama entschädigt etwas, die bunte Blumenvielfalt betört unsere Augen, Schmetterlinge flattern federleicht an uns vorbei. Wir müssten das ja nicht tun, steigen freiwillig auf und ab.
„Die beiden Schweizer haben scheinbar Disteln mit Edelweiß verwechselt“, meldet sich Christa zu Wort, „bisher habe ich noch keins gesehen“! Kaum gesagt, sind sie schon da, diese edelsten aller Bergblumen! Unsere Herzen lachen, freuen sich.
Alpe della Preia, erst ein paar verlassene Häuser die zur Pause einladen, weiter unten Schafe und Ziegen bei der Alpe Teste Inferiore, sogar auf den Dächern steigen einige Ziegen herum. Der Steig macht einen langen Bogen, führt in einen lichten Wald, aus dem tief unten das Wasser des Lago Alpe del Cavalli heraufleuchtet.
So an die dreihundert Meter dürfte der See unter uns sein. Ein spektakulärer Höhenweg verläuft links am Lago entlang, teils schmal und zugewachsen, aber dennoch gut zu finden. Irgendwann zweigt der Mulattiera, den wir nicht gegangen sind ein, „unser“ Weg wird breiter und beginnt nach unten zu verlaufen. Die Staumauer kommt näher, auch eine Frau. Diese äußert sich besorgt, „mein Mann ist schon überfällig, habt ihr einen gesehen“? Wir müssen verneinen, die ganze Strecke über haben wir keinen Menschen getroffen. Und versuchen sie zu beruhigen, „die Zeitangaben an den Wegweisern sind sehr sportlich“.
Im Dorf herrscht wieder reges Treiben, viele Tagesausflügler kehren zu ihren Autos zurück. Nicht nur wir suchen einen Platz auf der sonnigen Terrasse des Albergo Alpino, welches für uns auch ein Zimmer hat, sogar mit Balkon. Eine Wohltat, wieder einen Raum mit Dusche und WC für uns alleine zu haben, mit angenehmen warmen Betten.
41 Mo 14.08.17 Alpe Cheggio -
14,6 km 1043 ^ 971
Gastfreundschaft? Einfache spröde Bedienung, einfaches italienisches Frühstück mit gutem Joghurt. Mit kurzen Hosen geht es los, erst auf Teer, bis Steige die vielen Kurven abkürzen. Da also wäre das andere Rifugio, das im Buch beschrieben gewesen ist, gar nicht so weit abseits. Gestern bei einem Spaziergang haben wir es nicht gesehen. Laut den Stuttgartern und den Schwarzwaldmädels waren sie die einzigen Gäste. In Antronaplana wird eingekauft, morgen ist schließlich Feiertag. Dementsprechend geht es in dem Alimentari auch zu. Kisten voller Pane (Weißbrot) sind gestapelt. Da wir jeder einzeln in den Laden gehen, brauchen wir 1. länger Zeit und 2. kaufen wir zu viel. Ein Teil davon (Obst) wird gleich verschlungen.
Der T. Ovesca wird auf einer Brücke überquert, nach dem Kreuzweg kommt der Friedhof. Hinter diesem beginnt eine wunderschöne Naturstraße, die durch grüne Tunnels verläuft. Stetig abwärts. Die Dörfer Locasca, Prabernardo und San Pietro durchlaufen wir, bestaunen die Gemälde an den Fassaden und den Bildstöcken, bekreuzigen uns bei Feldkreuzen. Leider sind Bänke gar nicht vorhanden, so suchen wir uns etwas abseits eine Stelle im Grünen, kurz vor dem nächsten Dorf Prato. In San Pietro gäbe es zwar eine Pizzeria, aber zu was haben wir eingekauft?
Nach einem kleinen Nickerchen geht es weiter. Und nicht mal 50 Meter nach unserem Rastplatz steht sie, die Bank! „Eine Rückenlehne wäre nicht schlecht gewesen“, sage ich. „Man kann nicht alles haben“, der Kommentar von Christa.
Noch 2 Kilometer auf Asphalt dahin, dann stehen wir am Abzweig. „Knackiger Steilanstieg am Schluss“ steht im Wanderführer. Und so ist es auch, ohne irgendwo „sanfter“ zu werden, zieht sich der Steig den Berg hoch. Feucht, nass, mit Moos bewachsen, urwüchsig die Vegetation hier an der Nordseite des Berges.
Es begeistert trotzdem, oder gerade deshalb. Wir sind eingestellt darauf, laufen wieder einmal mit unserem gemächlichen Trott, Meter für Meter, Stufe für Stufe, Serpentine für Serpentine, nach oben. Trinken zwischendurch aus unseren Schläuchen, brauchen dabei die Rucksäcke nicht abzunehmen. Sehen tun wir außer Bäumen, Sträuchern, wildem Gewächs und braunem Nadelboden, nichts.
Nach 600 Höhenmetern macht es Sinn, sich mal zu setzen und zu rasten. Die einzige Lichtung erreichen wir 5 Minuten später. Der Wald wird offener, macht den Blick frei auf die Häuser der Alpe Colma dei Prei. Saftiges Gras hier oben, blauer Himmel über uns. Stimmen, vier Frauen sitzen vor ihrem Gebäude und ratschen, kurzes Salve.
Ein Denkmal an Kriegszeiten, von dort freier Blick auf die gegenüberliegenden Berge. Die letzten 150 Höhenmeter bis zum Rifugio Alpe della Colma. Auf der Terrasse über uns sind Heike, Jochen, Gisela und Friedberg auszumachen, großes Hallo!
Auch der Wirt grüßt herzlich schon von weitem, das tut gut. Grandiose Aussicht von hier oben, Weissmies, Fletschhorn und Lagginhorn sind in der Ferne zu bestaunen. Ich steige noch ein paar Meter weiter auf und stehe auf dem breiten und langen Rücken des Berges. Ganz weit in Richtung Süden ist der Lago d`Orta auszumachen. Tief durchatmen, die Seele baumeln lassen, Glücksgefühle durchströmen mich.
Zurück zur Hütte, Lager beziehen, 6 Betten, mit uns ist noch ein italienisches Pärchen im Zimmer. Alle elektrischen Geräte müssen ausgeschaltet werden, die Betreiber des Rifugios sind eingefleischte Ökos. Machen die Nudeln und Brot selber, haben Gemüse und Obstgarten, servieren ein Menü von feinsten. Man, geht es uns gut.