Meraner Höhenweg - Wandern so lange der Urlaub reicht

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Meraner Höhenweg

Sonntag, 20.08.2006

Um 05.30 Uhr fahren wir los und sind gegen halb Zehn in Katharinenberg unserem Ausgangspunkt. Das Wetter meint es gut mit uns, die Sonne scheint wir sind gespannt was uns erwartet. Das Gasthaus Gigglberg ist unser Ziel, die erste Übernachtung haben wir telefonisch reserviert. Der wunderschöne Wanderweg geht durch Wiesen, Wälder und klammartige Schluchten bergauf und bergab, teils mit Ketten gesichert und mit steilen Metalltreppen ausgerüstet. Die Sicht ist wunderbar, Burg Juval, Naturns und das ganze Etschtal. Gegen Nachmittag zieht ein Gewitter auf, die Brotzeit essen wir noch im trockenen, dann aber bei der zweiten Schlucht geht es so richtig los. Was, nein über diese Stahltreppen gehen wir jetzt nicht, wir warten lieber geschützt unter Bäumen das heftige Gewitter ab. Später erfahren wir, dass zu diesem Zeitpunkt ein anderer Wanderer am Ifinger vom Blitz erschlagen wurde. Gegen 17.00 Uhr erreichen wir Gigglberg, mit uns noch ein Ehepaar, das wir noch des öfteren treffen werden. Die Stimmung ist bestens, Meran, die Dolomiten und auch das gute Essen in Sicht, eine lockere gemütliche Atmosphäre, gegen 22.00 Uhr geht’s in die Betten.

Montag, 21.08

Ab 8.00 Uhr gibt es Frühstück und wir sind pünktlich da. Gegen 9.00 Uhr ist alles wieder in unsern 13 kg schweren Rucksäcken verstaut und wir gehen bei Sonnenschein los Richtung Leiteralm, unser heutiges Ziel, dass wir am Tag zuvor von Giggelberg aus bestellt haben. Wieder ist es ein stetes auf und ab, nach ca. 1 Std. erreichen wir die Nassereithütte im Zieltal wo der Zielbach von der Lodnerhütte (2200 hm) herunter kommt und erfreuen uns beim Anblick einer glücklichen, sehr rosigen Sau. Im Tal ist Partschins zu sehen und bald auch der Partschinser Wasserfall, den wir von sehr weit oben einsehen. Beim Hochganghaus, das inmitten von Tschigat, Mut- und Rötelspitze liegt, treffen wir die „Kölner“, die aufgrund eines Unfalls schon am 2. Wandertag abbrechen müssen. Der Weg erreicht heute den höchsten Punkt der Südseite, 1870 hm, auf einem eindrucksvollen Felsplattenweg. Die Leiteralm erreichen wir um 17.00 Uhr. Wir sitzen bei Sonnenschein noch auf der Terrasse und geniesen den wunderbaren Blick. Zum Abendessen gibt es heute Pilze, Knödel und Salat vom feinsten. Das Zimmer ist vollständig aus Holz und schon sehr alt, neben der Plastikdusche befinden sich zu beiden Seiten je ein WC, geschützt mit einem Vorhang. Decken sind hier Mangelware. Übrigens Helga und Alois übernachten auch in der Leiteralm.


Dienstag, 22.08

„Was wollt ihr den jetzt schon alle da“ werden wir vom Wirt um 8.00 Uhr mit kleinen Augen begrüsst. Das Frühstück ist Klasse und die Vinschgerl, mhh!! Wieder geht’s gegen 9.00 Uhr los, als erstes auf dem „Hans-Frieden-Felsenweg“ nach Hochmut, wo die Seilbahnen herauf kommen.

Ein gut 1 Meter breiter Weg, ca. 50 Minuten lang, der ein steiles Stück Berghang travesiert. Wir sind Gott sei Dank schon drüben, als uns ca. 55 Menschen auf einen Schlag entgegen kommen. Bis Magdfeld noch 5 Stunden steht auf einem Schild, wir entscheiden uns dort anzurufen und ein Quartier zu buchen und dass war auch gut so, wie sich später herausstellte. Wie gehabt war auch dieser Weg ein stetes auf und ab, wobei das Ab heute ein wenig überwog. Wieder sehr Abwechslungsreich ging es über Steine, Wiesen, auch Straßen mitten durch kleine Hüttenansammlungen. Vorbei am Longfallhof, einem Zugang zu den Spronser See´n, zum Saltauser Bach hinab auf Stufen mit Klettersicherungen, der Blick geht immer wieder hinüber zu den Sarntaler Alpen, dem Ifinger und dem Hirzer, wir haben das Passeiertal erreicht. Die heutige Unterkunft hat sehr gepflegte Duschen und WC´s, wieder kommen wir gegen 17.00 Uhr an. Der Weg war eine Stunde weiter, als das Schild angab. Nach Essen, Trinken und netten Gesprächen mit anderen Wanderer, fallen wir müde in die Betten.

 
 

Mittwoch, 23.08

Start heute in der Früh ist wieder nach dem Frühstück um 9.00 Uhr Die Sonne scheint, es wird der wärmste Tag unseres Urlaub´s. Meine Frau bremmst heute etwas, sie will heute nicht die Mammuttour bis Innerhüt, sondern etwas relaxend bis Christl. Dementsprechend bestellen wir auch kein Quartier per Telefon. Der Weg bis dahin ist wieder wunderbar, mit ständig wechselnden Eindrücken. Wir blicken wieder zum Ifinger und zum Hirzer, hinunter zur Passer, zu den Orten St. Martin und St. Leonhard und zum Jauffenpass. Schon um 13.00 Uhr kommen wir am Gasthaus Christl an, machen auf einer Wiese noch ausgiebig Brotzeit und quartieren uns dann ein. Nach dem Duschen genießen wir in Liegestühlen den schönen Tag und freuen uns Helga und Alois wieder zu treffen. Durch unsere Pause haben sie uns wieder eingeholt.

Donnerstag,24.08
Der Wetterbericht hatte leider Recht, heute ist der Tag trübe und es regnet stellenweise. Gut aber, dass wir überwiegend durch Wald marschieren. Wir gehen mit Helga und Alois, die zwar etwas langsamer sind, aber es eilt nicht, das Ziel Pfelders erreichen wir locker. Unsere beiden neue Freunde kehren von Innerhüt mit dem Bus wieder nach Katharinenberg zurück, ihr Urlaub geht dem Ende zu. Unterwegs sehen wir auch heute wieder viele Steinpilze, im Naturschutzgebiet dürfen sie aber nicht gepflückt werden. Die Sicht ist leider nicht gut, so können wir die Timmelsjochstraße nur erahnen. Groß ist die Freude zwei Münchner Damen zu treffen die von der gemeinsamen Gigglberger Übernachtung aus, in die andere Richtung des Höhenwegs gegangen sind. Auch die beiden fast 70 jährigen Damen sind froh und munter unterwegs, ohne über Wehwechen zu klagen. Kaum haben wir unser Doppelzimmer in einer Pension bezogen, entlädt sich ein Gewitter, übrigens kamen wir wieder gegen 17.00 Uhr an. Das Abendessen nahmen wir im Pfeldererhof ein, mit Übernachtung wär´s ein 4 Gängemenü geworden klärt uns die Wirtin auf. Sogar Sauna und Schwimmbad hätten wir dann für je 42 € benützen dürfen.


Freitag, 25.08
Wir wachen auf und schauen vom Balkon nach draußen, die Sonne scheint, ein wunderbarer Tag zeichnet sich ab. Die Berge oben sind weis und wir freuen uns auf die Königsetappe über die Stettiner Hütte. 1300 Hm nach oben und 800 hinunter stehen heute vor uns, wir entschieden bis zur Rableitalm zu gehen. Der ursprüngliche Plan über den Tiroler Höhenweg zu den Spronser Seen zu wandern, haben wir verworfen, teils auch als Angst vor der eigenen Courage. Nicht zu schnell aber stetig gehen wir den alten Militärweg an, ab der Lazinser Alm wird es dann steiler. Wir passieren die ursprünglichen geplanten Wege und sehen weit in die Täler hinein. Die Übersicht über die Berge wird von Höhenmeter zu Höhenmeter immer toller, die Vegetation wechselt, wir kommen in hochalpines Gelände. Kleine Weisse, hohe Weisse und der Lodner tun sich vor uns auf, auf der anderen Seite ragt die hohe Wilde hervor. Dank der Tatsache einen halben Tag Pause eingelegt zu haben, können wir dies alles bei hervorragendem Wetter geniessen. Die Stettiner Hütte erreichen wir gegen 13.30 Uhr, Essen einen guten Apfelstrudel und gehen weiter zum Eisjöchl, mit 2905 Metern der höchste Punkt des Meraner Höhenweg´s. Wieder ein gigantischer Rundblick, dass Pfossental tut sich vor uns auf, ganz weit hinten ist der Eishof zu sehen. Die Gletscher der Ötztaler leuchten herüber mit dem Similaun als höchsten Punkt. Grosser und kleiner Schrottner, Schwarze Wand und Trübwand sind unwirtliche Felsbastionen die uns linker Hand beim Abstieg begrenzen. Auch hier steigen wir stetig auf einem Militärweg ab, das silbrig glänzende Gestein wird mit der Zeit weniger, die Rinnsale mehren sich, es wird grüner. Kleinere Schafherden begegnen uns und auch eine Horde Haflinger mit Jungtieren fühlen sich hier wohl. Auf einer Behelfsbrücke versperrt uns eine Kuh den Weg, sie steht mittendrauf und macht keine Anstalten wegzugehen. Ein genervter Biker dreht ihren Kopf beiseite und schummelt sich an ihr vorbei. Nun ist Vorsicht geboten, die Kuh ist jetzt gereizt. Ich befreie mich von meinem Rucksack um den Fotoapparat zu suchen, als auch schon die Kuh da ist und den Rucksack samt Hemd ansabbert!! Hinterher erfahren wir, dass sie wohl einen Salzstein in dem Rucksack erwartet hat. Sehr empfehlenswert ist die Rableitalm, unsere heutige Übernachtungsalm. Nette Bewirtung und hervorragende Küche! Heute ist es schon fast 18.00 Uhr als wir ankommen.

Samstag, 26.08
Wieder geht’s gegen 9.00 Uhr los, der letzte Teil des Meraner Höhenweges, zum Ausgangspunkt, St. Katharinenberg. Das Wetter meint es wieder gut mit uns. Das erste Stück bis zur Jägerrast begegnen uns viele Leute. Kein Wunder kann man doch bis dorthin mit dem Auto fahren. Dann sind wir froh den Wanderweg zu finden, auf dem wir fast einsam bis zu unserem Ziel maschieren. Heute geht es überwiegend Bergab, durch Wald und über Wiesen, nach der Passierung des Schnalztals das rechts von uns liegt, sind zur Abwechslung noch ein paar leichte gesicherte Steige zu gehen. Gegen 15.00 Uhr ist es geschafft, froh und stolz wird das Auto bepackt, zur Belohnung gibt es Gummibären die schon lange auf uns gewartet haben. Wir fahren nach Dorf Tirol, suchen uns ein Quartier, denn morgen wollen wir ins Innere des Texelgebirges.


Sonntag, 27.08

Mit der Seilbahn schweben wir nach Hochmut, steigen hoch zum Steinegghaus und wandern den Weg Nr.: 22 zum Mutkopfhaus. Wir haben beschloßen wenigsten einen Gipfel zu besteigen, die Mutspitze 2294 Meter hoch. Es ist sehr nebelig oder bewölkt heute, mal sieht man gar nichts, dann werden plötzlich wieder Blicke frei mit toller Aussicht. Grandios ist die Aussicht am Gipfel, den wir über viel Plattenwerk und Blockgestein erreicht haben. Das Wetter wird immer schöner, die Sonne lacht, beim Abstieg sind zwei wunderbare Regenböge zu sehen die sich unter uns spannen. Übernachtung ist heute in der Bockerhütte, das heisst, wieder 500 Hm Abstieg, zu spät haben wir erfahren auch in der Oberkaserhütte übernachten zu können. Schon um 16.00 Uhr kommen wir an, sitzen noch gemütlich auf der Terrasse, als es zuzieht und zu regnen beginnt. Das Haus, von außen sehr stattlich, hat innen leider nicht´s besonders Gemütliches, es fehlt das Flair. Trotzdem, die Betten mit frisch bezogenen Bezügen, sind gut, auch die Sanitäranlagen.

Montag, 28.08
Nach Westen ist der Himmel grau, nach Süden und Osten aber alles überklar, es scheinen sogar die Dolomiten zum greifen nah. Die Spronser See´n und das Spronser Jöchl 2583 Meter warten heute auf uns, die Bockerhütte liegt auf 1717. Zuerst erreichen wir die Kaser-, Pfitscher Lake und die Oberkaserhütte, wo wir uns gleich für die Übernachtung anmelden und das erste mal Gepäck zurücklassen. Über den Grünsee, schon auf 2330 Metern, gehen wir weiter zum Schiefersee und Kesselsee, und erreichen schließlich über einen Steig auch das Spronser Jöchl. Inzwischen hat es zugezogen, es ist sehr kalt, Handschuhe und Stirnband wärmen uns. Der Blick hinüber zum Lodner, der hohen Weisse der Rötelspitz und weiter Richtung Pfelderer Tal sind trotzdem beeindruckend.  Wenn wir uns vor ein paar Tagen getraut hätten, über den Tiroler Höhenweg zu den Spronser See´n zu gehen, wären wir hier heraufgekommen. Ist gar nicht so schlimm, sagen wir uns. Aus Pfelders waren drei Personen heraufgekommen, die Gelegenheit mal zu zweit auf einem Bild zu sein. Nach dem Abstieg zum Grünsee, erkunden wir noch den morgigen Weiterweg über die Milchseescharte zur Lodnerhütte. Entlang des 1 Kilometer langen Langsee´s erreichen wir noch die Abzweigung zum Hochganghaus, um schließlich umzukehren. Der Nebel wurde dichter, es wurde kälter und es begann zu Regnen. 17.00 Uhr, schön warm ist es in der Hütte und das Matratzenlager mit ca. 20 Leuten schön voll.

Dienstag, 29.08
„Eine Hochalpine Tour erwartet uns“. Heute sind wir schon ab 8.00 Uhr unterwegs, es geht rauf auf über 2800 Meter und es hat leicht geschneit. Sehr gespannt sind wir auf den Klettersteig, den der Wirt als kurz und leicht bezeichnet hat. Die Sonne scheint es ist eine wunderbare Fernsicht als wir den schon bekannten Weg zum Langsee hochsteigen. Vor uns zwei Familien mit 2 Kindern. Nach den Milchsee´n haben wir dann Einblick in den Klettersteig. Ich gehe in schon mit etwas „Scheu“ an, es ist ungewohnt und zudem sind 13 Kilo auf dem Buckel, aber es geht gut voran und macht plötzlich auch Spass. So leicht und kurz wie beschrieben ist er aber auch wieder nicht. Oben angekommen macht sich wieder ein tolles Panorama breit. Tschigat, Lodner und Rötelwand sind zum greifen nahe. An der Biwakschachtel machen wir Rast und Staunen, dass hier 9 Leute zum schlafen Platz finden. Wir gehen weiter zum Hasljoch, erst noch etwas nach oben, dann durch eine weite, weite Senke mit zum Teil riesigem Blockgestein. Der Schnee macht das ganze nicht gerade leichter, besonders wenn keine Spuren zu sehen sind; Hält das Wetter? Immer mehr Grau zieht auf. Christa ist schon längere Zeit nervös, nicht wegen des Weges, nein kein „Netz“ zu haben bereitet ihr Sorgen. Wir konnten noch nicht reservieren für die Nacht, und sonst ist neben der Lodnerhütte weit und breit keine Hütte mehr. Schließlich erreichen wir das Hasljoch und haben gut 600 Meter wunderschönen Abstieg vor uns.
Übrigens: Wir durften in der Hütte bleiben, obwohl sie schon übervoll war und geregnet hat es auch nicht.

Mittwoch, 30.08
Um 7.00 Uhr sitzen wir beim Frühstück, der letzte Tag ist angebrochen, das Thermometer vor der Tür zeigt 0 Grad. In der Nacht hat es wieder geschneit. Zeitig machen wir uns dick vermummt an die 1600 Meter Abstieg. Erst ist alles grau in grau, nach ca. einer Stunde wird es uns warm, umziehen ist angesagt. Der Steig nach unten ist gut zu gehen, sehr abwechslungsreich, zwischenzeitlich treffen wir immer wieder auf Ziegen. Bei der Nassereithhütte sind wir wieder auf dem Meraner Höhenweg und wir sehen, hier gibt es noch mehr glückliche Schweine. Steil geht’s dann hinunter Richtung Partschinser Wasserfall, den wir dann bald erreichen. Ein letztes Mal sitzen wir in der Sonne, genießen den Blick und lassen es uns schmecken. Dann steigen wir weiter ab, die Landschaft verändert sich, wir wandern durch Apfelplantagen, einladend lachen uns die reifen Früchte an, ich muss standhaft bleiben...... (meine Frau schimpft sonst, "wenn ein jeder der hier vorbeigeht einen Apfel nehmen würde, haben sie keinen mehr zum verkaufen!") In Partschins angekommen wartet schon der Bus, der uns wieder nach Dorf Tirol bringt. Kurzer Einkauf! Heimfahrt so ab 16.30 Uhr über den Reschenpass, der in uns Erinnerungen an Fahradtouren weckt....Stolz, glücklich, zufrieden und mit ein bisschen Wehmut im Herzen kommen wir zu Hause an. Es gibt viel zu erzählen.

 
 
 
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