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01 09.08.2019 Freitag Anreise nach Ventimiglia
06:30 – 19:45
Stehen früh auf, der Zug fährt um 08:00 Uhr ab. Als wir um 07:15 losgehen wollen, bemerkt Christa, der Verschluss am Rucksack bei der oberen Klappe ist defekt. Was tun? Umräumen? Nein, Ersatz finden wir auch keinen, also zubinden. Dadurch wird es wieder einmal knapp, wir fahren lieber doch mit dem Auto. Opa würde uns auch nach Reitmehring bringen, aber die Rucksäcke sind schon in unserem Auto und wollen keine Zeit mehr verlieren, also fahren wir selber. Stefanie unsere Tochter bringt es morgen vom Bahnhof wieder nach Hause.
Im Zug sehe ich dann, mein Rucksack hat seitlich die gleichen Schnallen, die brauche ich nicht unbedingt. In Rosenheim umsteigen, Fahrkarte gilt nur bis Verona, bis Ventimiglia zu lösen war nicht mal in Rosenheim möglich. Vier Brezen gekauft, dann rein in den gut besetzten Zug, haben eine nette Platznachbarin.
In Verona können wir dann das nächste Ticket lösen, Zeit ist genug. Flott im ICE bis Mailand, nochmal umsteigen. Dabei vergesse ich meinen Hut im Waggon. Treffen am Bahnsteig wieder auf die vorige Platznachbarin, die „rettet“ doch glatt meinen Hut. Auf Nachfrage Christa´s wieso sie sich das getraut habe, lachte sie nur und deutete auf die großen silbernen Containern. Da sei das Essen für das Restaurant im Zug drin. Und solang die nicht fertig sind fährt der Zug nicht los.
Ja und dann Verwirrung am Bahnsteig, der Zug fährt nicht wie angekündigt von Gleis 20 ab, sondern von Gleis 17. Das liegt nah genug, das schaffen wir „locker“. Unsere Plätze sind in verschiedenen Waggons, alle sind rappelvoll. Wir unterhalten uns auf WhatsApp (das nötigste). In meinem Waggon ist es kühl, Christa sitzt eingekeilt zwischen korpulenten, schwitzenden Personen. Später dann können wir „zusammenziehen“. Mit 45 Minuten Verspätung kommen wir in Ventimiglia an, das Hotel ist bald gefunden. Frisch machen, Abendessen im Freien (Salate mit Schinken, bzw. Tonno). Noch ein Spaziergang zum Meer, dann ab ins Bett.
02 10.08.2019 Samstag Monaco mit Bahn 07,0 218 ^ 218
10:20 – 16:20
Mit großem Rucksack wollen wir nicht rein nach Monaco, so fahren wir mit der Bahn. Nach 4 Stationen sind wir schon da. Etwas Aufregung an der Grenze, die Clotüre war versperrt. Beamte versperren den Weg, die Toilettentüre war versperrt, Beamte öffnen sie von außen, es war aber niemand drinnen. Ein farbiger Fahrgast "darf" aussteigen. Ein weiterer, der uns gegenüber sitzt, erscheint uns relativ „nervös“. Ein schöner imposanter unterirdischer Bahnhof, wo wir wohl rauskommen? Und eine Toilette vorher wäre auch nicht schlecht. Weg gefunden, herrlich, wir sind begeistert. Felsen, alte und neue imposante Bauten, grüne Pflanzen und Bäume, Brücken und Stufen, letztere steigen wir nach unten.
Das dort pulsierendes Leben herrscht, ist eigentlich logisch. Wohin zuerst? Ich will in die Altstadt, also laufen wir die Uferpromenade entlang, bewundern die riesigen Jachten die hier liegen und die Kreuzfahrtschiffe weit draußen. Von irgendwo kommt Musik her, wir finden den Weg der nach oben führt, die Sicht wird immer toller. Mediterranes Flair breitet sich aus, ein schöner Rundweg verläuft neben Palmen mit Blick auf die Küste zur Altstadt. Möwen betteln um Fressen.
Ob ich mit meinem ärmellosen T-
Abstieg über den alten Burgsteig, gut angelegt mit tollen Aussichtsplätzen. Die Sitzbänke sind natürlich alle belegt und mitten im Getümmel unsere Brotzeit auspacken wollen wir auch nicht. Runter, finden einen Imbissstand, ein Sandwich und eine Cola gekauft und der Bauch hört auf zu knurren. Dann rüber zur „neuen“ Stadt mit den riesigen Hochhäusern und Palästen, durch blühende Anlagen und an dicht befahrenen Straßen entlang. Die vermeintliche Kirche (wegen der Türme) entpuppt sich als Spielcasino. Was stehen da PS starke Wägen herum. Türsteher und Bodyguards fallen durch die Kleidung und ihrem Auftreten auf. Nicht unsere Welt.
Vorbei am Cafe du Paris Monaco gelangen wir in einen herrlichen Park, alle Bänke mit Schatten sind belegt, bei den anderen ist es einfach zu heiß. Noch etwas durch die Einkaufsmeilen geschlendert, der Modetrend ist gerade „blau“ und die stolzen Preise „bewundert“.
Wollen mit dem Zug wieder zurück. Der Automat spricht nur Französisch mit uns. Hilfe naht, ein Mann zeigt uns wie es geht. Er muss lachen als Christa mit einem Geldschein den Automaten füttern will. Non non nur Kreditcard. Endlich was sind wir froh wieder mit dem Zug zurück-
Gehen in Ventimiglia ins gestrige Restaurant und essen wieder Salat.
03 11.08.2019 Sonntag Ventimiglia -
08:45 – 15:30
Es geht los, der erste richtige Wandertag, was wird uns erwarten? Über die Brücke zur malerischen Altstadt, den Weg kennen wir schon. Durch das Gewirr der vielen engen Gassen ist der „richtige“ Weg schwer zu erkennen, obwohl ich in ins Navigationsgerät eingegeben habe. Eine vollständige gute Markierung der Via Aurelia ist leider nicht zu erkennen, dieser Pilgerweg ist ja die Verbindung von Rom nach Santiago. Nur zweimal sehen wir am heutigen Tag diese Markierung.
Nach der Stadt tun wir uns leichter, ein Steig führt in etwa 2oo Metern Höhe an der Küste entlang, mit wunderbaren Ausblicken und angenehmem auf und ab. Später runter zur Bahn, an dieser entlang und noch mal weiter runter zum Meer, der felsigen Küste entlang. Badende Leute werden immer mehr, da kann man direkt neidisch werden. Wir schwitzen, der Himmel ist zwar etwas bewölkt, die Luftfeuchtigkeit scheint sehr hoch zu sein. Endlich bei einem großen Felsen eine Bank im Schatten eines mächtigen Baumes, es ist 12:15 Uhr. Bei praller Sonne stiefeln wir weiter der Promenade entlang über die Grenze nach Frankreich, Menton entgegen, wo uns eine Bar mit kühlen Getränken lockt.
Durch die Stadt zu laufen ist nicht ganz so schön, heute aber sind wir froh den Schatten der Häuser nützen zu können.
Eine riesige Kirche ist vor uns zu sehen, sie thront über den Häusern, die interessiert mich. Bei einem Abzweig lasse ich meinen Rucksack bei Christa zurück und steige hoch. Außer einer tollen Aussicht war der Weg umsonst. Wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen und natürlich auch kein Pilgerstempel. Noch mal an der Promenade bei sengender Sonne einige Kilometer dahin, Cap Martin ist schon sichtbar.
Links blaues Meer und Sandstrand mit vielen Menschen darauf, braungebrannt, drahtig, beleibt, käsig und so weiter.
Obwohl das Hotel Alexandra schon sichtbar ist, legen wir nochmal eine Pause ein. Eingecheckt, das übliche, später Baden im Meer und dabei eine Zehe blutig geschlagen, aber Salzwasser desinfiziert ja. In der übervollen Pizzeria bekommen wir obwohl wir nicht reserviert haben einen Platz und verzehren eine Pizza Quatro und eine Pikante. Bei der super Abendstimmung am Strand denken wir noch mal an die Strecke zurück; war schon ganz schön anstrengend der erste Wandertag. Vor allem weil es auch so heiß ist.
04 12.08.2019 Montag Cap Martin -
08:45 – 17:00
Es regnet als wir weggehen, nicht viel, die Rucksäcke schützen wir trotzdem gleich. Dabei fällt mir mein/unser Weihnachtsgeschenk für dieses Jahr ein, einen Rucksackregenschirm. Merken, denn unsere Kinder fagen bestimmt nach, was wir uns wünschen würden. Bei dieser schwülen Hitze und dem „leichten“ Regen wäre er jetzt genau das richtige. Die Hände hätte man trotzdem für die Wanderstöcke frei.
Viele Treppen und Teerstraßen führen nach oben und sollten nach der Überquerung der Bahntrasse noch weiter ansteigen und ein gut zu gehender Steig werden. Der Regen tut direkt gut, besser als die pralle Sonne die hin und wieder hervorlugt. Bei einer Kapelle mit großem Eisenkreuz davor leuchtet sie besonders stark.
Das Mittelmeer ist sichtbar mit dunklen Wolken darüber. Nach einigen Biegungen und Windungen wird Monaco sichtbar, ein toller Moment. Das Bergdorf Roquebrune Cap Martin begeistert mit vielen Blumen und schmucken Häusern, die schmalen Gassen sind mit Steinen gepflastert, es geht in große Innenhöfe und durch dunkle Torbögen. Zu weit gelaufen, bei der Burg meldet sich das Navi, egal diesen Abstecher hätten wir sowieso gemacht. Den schmalen Abzweig gesucht und weiter, am Ende des Ortes bringt uns ein Steig in vielen Serpentinen auf einen breiten Bergrücken, welcher sich in weitem Bogen fortsetzt.
Wir schwitzen, obwohl es nach wie vor bewölkt ist.
Obenrum fast ohne (niemand ist unterwegs) die erste größere Pause. Nach einer genüsslichen Höhenwanderung überqueren wir die Autobahn die tief unter uns durch einen Tunnel verläuft und treffen bald darauf auf eine Herde Esel und zwei Französinnen die spazieren gehen. Etwas holprig die Unterhaltung aber gezeichnet von Neugierde, Bemühen und Freundlichkeit. Die Esel sind wahre Prachttiere.
Schauen wie der weitere Verlauf des Weges ist, aha dort den Berg hinauf, weiter oben verschwindet er in Wolken. Die Forststraße wird verlassen, ein Steig zweigt ab, die Gegend wird immer urwüchsiger, die Bäume knorrig, in kleinen Tümpeln spiegelt sich das Wasser. Ein Aussichtspunkt mit Rastplatz. Sehen runter zum Cap Martin, den Bergrücken auf dem wir gewandert sind und plötzlich ist alles wieder verschwunden. Kurz beginnt es zu tröpfeln, wir brechen auf, steigen weiter hoch bis sich der Weg zweigt.
Während Christa noch mal Rast macht, gehe ich auf den Mont Gros 688 Meter, nur 15 Minuten entfernt. Die Sicht bescheiden, eine Rampe zum Start von Gleitschirmen ist da gebaut. Gut dass Christa gewartet hat und nicht schon langsam weitergegangen ist, der Weg den sie jetzt einschlägt ist der verkehrte. Rauf und runter so geht es jetzt dahin und jetzt wieder auf Teerstraßen. Der Wind hat die Wolken vertrieben, Sonne pur heizt uns gewaltig ein. 4 Kilometer geht es so dahin, Christa ist fertig, ein paar große Steine am Straßenrand gesucht, Pause.
Wir sind ca. 700 Meter oberhalb von Monte Carlo, der Blick hinab ist leider trüb und trotzdem steigt ein Glücksgefühl in mir hoch.
Sind froh die Straße wieder verlassen zu können, verschwinden im Wald wo ein traumhafter Pfad bergab verläuft. Er wechselt an einen steilen Hang, da ist Vorsicht geboten. Eine Ortschaft? Gerade mal zwei Häuser, leider ohne Bar, hilft nichts, machen wir halt so noch mal Pause. Die Gegend ist schön in der wir uns befinden, aber Genuss verspüren wir keinen mehr.
So 1,5 Kilometer vor Laghet hören wir die Glocken läuten, weit kann es nicht mehr sein. Dann öffnet sich der Blick und das Kloster liegt unter uns.
Im Souvenirladen frage ich nach einer Übernachtung, die ruft im Kloster an. „Eine Schwester kommt gleich“ glauben wir zu verstehen. So warten wir und bald kommt eine relativ junge Klosterschwester, die sogar etwas deutsch spricht. Welch ein Glück. Sie führt uns zu einer Kammer und stellt fest, da gibt es nur ein Bett und keine Decken. Schlafsäcke haben wir keine dabei.
Die Erlösung; im Kloster ist eine Hotelanlage dabei, für 40,00 Euro pro Person inkl. Halbpension können wir dort nächtigen. Herz was brauchst du mehr.
Vor dem Abendessen besuche ich noch die Messe, die von den Ordensschwestern gesungen wird. Ein toller Chor.
Suppe, Kartoffel mit Fisch, Salat und zum Nachtisch werden Ananasschnitten angeboten. Es schmeckte fast allen, ausgenommen den halberwachsenen Kindern einer deutschen Familie. Zumindest hatten wir so den Eindruck. Mit einigen älteren Frauen die mit am Tisch saßen, wurde geratscht und gelacht.
05 13.08.2019 Dienstag Laghet -
08:30 – 18:00
„Morgen ist ein Fest im Kloster“ erzählt die Mutter der deutschen Familie auf dem Weg zum Frühstück. „Dieses wollen wir miterleben, so zu wandern wie ihr es macht, könnte ich mir auch vorstellen“, meint sie noch, „aber da sind die Kinder noch zu klein“.
Das Frühstück nicht unbedingt üppig was das Angebot betrifft, aber hat man zuhause täglich Ei, Speck, Wurst und Käse?
Mit am Tisch die 85 jährige Dame die gestern flott die Tische abräumte und eine blinde Frau. Abschied von allen, dann auf Teer die Straße runter. Wir wechseln in einen verwunschenen wild wuchernden Wald, alte Gebäude sind von Bäumen schon „erobert“ worden. Es folgt ein wunderschöner Steig am Berghang entlang der in einer Olivenplantage endet. Optimal für eine erste Pause. Gelangen dann in das Siedlungsgebiet von La Croix des Gras und laufen gefühlt „ewig“ dahin, zum Teil relativ steil hinab. Der Ort Drap schließt sich an, in Cantaron ein schöner Platz bei einem Brunnen mit frischem klarem Wasser. Die Temperaturen betragen jetzt wieder um die 36°.
Danach dürfen wir wieder ins Gebüsch, es folgt ein Aufstieg zum Teil im Wald, durch hohes Gras, Farn und anderem „Gesträuch“. Neben Hummeln an blühenden Blumen sehen wir Käfer, Heuschrecken und sogar eine Gottesanbeterin, kaum sichtbar im grünen Gras. Ein schmucker Ort der sich als „Balkone Costa de Sur“ bezeichnet, durchbricht die Einsamkeit. Pause mal wieder mitten auf dem Weg, wenn keine Bänke da sind sucht man sich „Behelfssitze“. Stark ausgewaschene steile Wege zeugen von starken Regenfällen. Nach der 500 Meter Marke steigen wir wieder mal ab, ein Bächlein begleiten uns. Auch da sind umgestürzte Bäume Zeugen von Unwettern. Ein Biker kommt den Berg hoch, wir möchten da nicht fahren, müssen ja auch nicht, laufen lieber.
Dort oben, das müsste Tourette-
Aspremont, endlich stehen wir vor dem Ortsschild, der Kern des Ortes ist aber noch etwas entfernt. Wo übernachten? Ein kleiner Park, dort setzen wir uns, Handy gezückt und gesucht. Nix gscheites gfundn. Ich schau um die Ecke, sehe eine „Hostellerie L´Aspremont“, gucke im Hause rum, nichts rührt sich, die haben aber Zimmer, so viel ist klar.
Ich hole Christa, wieder warten, suchen und da kommt sie, die Deutsche aus Leipzig und wir können bleiben.
Beim Abendessen sitzt ein Hamburger am Nachbartisch, genießt wie wir das super Essen und erzählt von seinen Radltouren. Der war schon öfters in diesem Haus.
06 14.08.2019 Mittwoch Aspremont
Ruhetag
Puh, gestern war ganz schön anstrengend, haben vor, heute etwas Gas raus zu nehmen wenn es denn möglich ist. Heißt, nur einen halben Tag zu gehen, als Ziel würde sich Gattieres anbieten. Aber; sämtliche Versuche der Wirtin dort für heute etwas zu finden schlagen fehl. Da kommt mir der Gedanke, warum nicht hier bleiben, einfach mal nichts tun, beim Haus ist ein Schwimmingpool, das Wetter sehr warm. Bei Christa renne ich offene Türen ein, Frau Wirtin schaut im Kalender nach und gibt grünes Licht. Juhuu. Aspremont ist auf bzw. rund um den Bergkegel gebaut, die Kirche an höchster Stelle. Das schauen wir uns an, letztere leider verschlossen, also kein Pilgerstempel. Eine schöne Aussicht hat man hier, den weiteren Weg für morgen erkundet, Obst und Wasser gekauft. Denn das Leitungswasser ist verchlort und wieder zurück. Baden, Obst essen, faulenzen, baden, faulenzen usw.
Irgendwann wird es dunkel, Livemusik aus Nachbars Garten aber nur Probestücke. Als es um 10:00 Uhr dann richtig losgeht liegen wir schon im Bett.