Hauptmenü:
22.08.2009 Samstag
22 km / 240 ^ 193 / 07:30 – 13:30 / Leon bis Villar de Mazarife
Ein ruhiges und gemütliches Frühstück gönnen wir uns, wenn wir schon nicht schlafen dürfen. Dann wartet die nächste Etappe auf uns. Am Markt unten treffen wir Resi und Sepp, großes Hallo. Erstmal führt der Weg ca. 8 km durch Stadtgebiet, dabei muss man immer besonders aufpassen, das man den Weg nicht verpasst. Ein Mann – Einheimischer – kommt uns entgegen, höflich wie wir sind grüßen wir natürlich, Buenas Dias. Buenas Dias, Bonjour, Bon Giorno, guten Morgen kommt es zurück. Wir springen gleich auf den Zug mit auf und erfahren, dass dieser Mann "eintausendneunhundertsechzig", in Unterhaching gearbeitet hatte. Nach ca. 10 Min. Gespräch pilgern wir weiter und kommen in das – Paramo -
23.08.2009 Sonntag
27 km / 264 ^ 252 / 07:15 – 15:45 / Villar de Mazarife bis San Justo de la Vega
Gleichzeitig mit uns starten auch Melanie und Dragana aus Österreich, beide haben in der Herberge gegenüber geschlafen. Es entwickeln sich interessante und nette Gespräche, man geht und redet und vergißt die Zeit. Hier gerade richtig, der Weg zieht sich über 1 Stunde lang kerzengerade dahin. In Villavante, dem nächsten Ort nach schon wieder 9 km wollen wir Pause machen. Dragana und ich sind schon weit voraus, wir haben aber noch Blickkontakt mit Melanie und Christa. Unbewußt sind wir einfach unseren Trott gegangen und haben uns immer weiter von den beiden entfernt. Ein Spiegelei wird hier angeboten, da greifen wir gerne zu, Toilette und Pipimachen gehört auch dazu. Wieder einmal müssen wir unser eigenes WC – Papier mitnehmen. Obwohl die Wirtin merkt was hier fehlt, macht sie keine Anstalten den Mangel zu beheben. Auch spanische Pilger die hier zugegen sind, ärgern sich darüber. Auf Trampelpfaden und kleinen Teerstraßen pilgern wir weiter, die Gegend wechselt zwischen kleinen Eichenwäldern und großen Getreidefeldern, wir erreichen Santibanez de Valdeiglesias. Wieder Pause, wir gönnen uns ein Eis und füllen unsere Getränkeflaschen am Brunnen wieder auf. Jeder hat zwei Liter dabei, das ist zwar ein Gewicht, gibt aber Sicherheit. Wir sind aber eher die Ausnahme was die Mitnahme von so viel Flüssigkeit anbelangt. Bei dieser Pause geht es wieder international zu, die beiden Schotten treffen wir wieder, die junge Polin hat sich ihnen angeschlossen, eine Holländerin und zwei junge Deutsche, darunter Max, der immer wieder den Kontakt zu uns sucht und angeregt plaudert. „Es ist sehr teuer auf diesem Weg“ erzählt er uns, „wir werden versuchen gleich zwei Etappen auf einmal zu gehen um dadurch Geld zu sparen“.Man rechne; Übernachtung ca. 5 Euro, Pilgermenü 9 Euro, Frühstück 4 Euro, macht 18 Euro ohne Mittagessen, Getränken und sonstigen Gewohnheiten. Da wir überwiegend Leitungswasser oder Mineralwasser trinken, Mittags so gut wie nie einkehren und auch Abends mal Obst und dergleichen essen, erscheint es uns von den Preisen vertretbar. Junge Leute haben aber sicherlich einen ganz anderen Appetit und eine andere Lebenseinstellung. Gehst du länger, wächst auch der Hunger. Trinkst du am Abend in lustiger Gesellschaft, kommt man in der Früh nicht aus den Federn und verliert somit wieder notwendige Zeit. Ein Teufelskreis. Bis Astorga schaffen wir es heute nicht mehr, das wären noch mal 5 km, Melanie und Dragana sind ja erst in Leon gestartet, noch nicht so eingelaufen wie wir, aber auch wir sind kaputt und quartieren uns in einem Hostal ein. Gegen 18:00 h wollen wir uns wieder treffen zum Abendessen. Überraschung, es gibt kein Restaurant das noch auf hätte, nur Bar`s in denen du nicht einmal einen Snak bekommst, aber eine Unmenge an Erdnussschalen und anderer Dreck auf dem Boden liegt, eine Unsitte die uns nicht nur hier schon aufgefallen ist. Eine schöne S....... Was tun? Wir kaufen Chips, Wurst und etwas Käse haben wir noch und setzen uns auf unseren Balkon. Dieser ist so groß das gerade mal vier Stühle Platz haben. Es sollte gemütlich und lustig werden, keine Spur von Frust, die beiden sind aber auch sehr gut drauf. Wir erzählen gerade die Geschichte von „Schatzilein“ -
24.08.2009 Montag
25 km / 453 ^ 182 / 07:10 – 15:45 / San Justo de la Vega über Astorga bis Rabanal del Camino
Wir warten auf die Ösis, gegen 7:00 h wollten wir weggehen, aber sie kommen nicht, Dragana meint sie sind noch nicht soweit. Überaus langsam, eigentlich schon schleppend bewegen wir uns vorwärts nach Astorga. Die aufgehende Sonne hätte uns eigentlich beflügeln müssen, es war aber nicht so. Für die 5 km benötigen wir 2 Stunden, sowas nervt mich, ich tu mich schwer mit warten, kann mich schlecht umstellen und es ärgert mich auch, dass ich dann so drauf bin. Zwischen Santiago und Finesterre will ich auch mal alleine gehen, den eigenen Rhythmus finden, sehen wie das so ist, schwöre ich mir während dieser Phase. Wir sitzen beim Kaffee und auch jetzt kommen die beiden Maderl nicht vorbei, auf die Christa meiner Meinung nach wartet. Die Catedral de Santa Maria ist ein sehr dominates und imposantes Gebäude, der Palacio Episcopal daneben sieht irgendwie künstlich aus. Er wird auch Gaudipalast genannt aber nicht weil es ein Lustschloss ist oder dergleichen, sondern der Bischof einen Antonio Gaudi mit dem Bau dieses Palastes beauftragte. Eine Deutsche treffen wir hier die ein Foto von uns schießen muss, sie macht keinen fröhlichen Eindruck und erzählt sogar vom Abbrechen des Weges. Nun das würde uns nicht einfallen. Es wird wieder spannend, wir erreichen eine neue Gegend, diese wird hügeliger, es wartet der Cruz de Ferro auf uns. Der Weg zieht sich hoch, man blickt über die Maragateria, auf die Montes de Leon und die Sierra del Teleno, die Augen gewöhnen sich wieder an dreidimensionales Sehen. Ein neu angelegter Waldweg abseits der Straße erfreut uns besonders. Im Maschendrahtzaun neben dem Weg sind unzählige Kreuze von Pilgern eingewoben, mit Ästen, Zweigen, Wurzeln, Gräsern und sonstigen Utensilien. Auch wir gestalten ein Kreuz. Dann haben wir Rabanal del Camino erreicht, hier wollen wir bleiben, Herbergen gibt es genug und wir sind zeitig dran. Wie immer steht erst mal duschen auf dem Programm, dann legen wir uns etwas zur Ruhe um später Kaffee zu trinken, den Ort zu erkunden und halten nach einer Möglichkeit zum Abendessen Ausschau. Vor dem Hause sitzend beobachten wir zwei Hunde, die uns mit einem besonderen Spiel köstlich amüsieren. Sie stehen sich gegenüber, knurren sich an, umkreisen sich, knurren und plötzlich läuft einer der beiden um das in der Nähe stehende Auto, springt in den offenen Kofferraum – Kastenwagen – und bellt wie verrückt nach draussen. Der andere bellt durch die Scheibe hinein. Der Hund kommt wieder aus dem Auto und das Spiel wiederholt sich, bis zu 5 – 6 mal. Der „Autohund“ scheint immer zu sagen, „ätsch hier darfst du nicht rein.“Unterwegs zum Abenessen gesellt sich ein Österreicher zu uns, Karl nennt er sich, wir sind froh uns wieder mit jemanden austauschen zu können. Der heutige Ärger, die Schmerzen bei Christa, das „Genervtsein“ liegen schon lange wieder hinter uns, aber auch das gehört dazu.
25.08.2009 Dienstag
26 km / 548 ^ 1098 / 07:15 – 16:15 / Rabanal del Camino über den Cruz de Ferro bis Molinaseca
Wie immer, ein kurzes Frühstück muss sein bevor wir losgehen, ca. 5 km nach Foncebadon das 300 Meter höher liegt. Eine herrliche Route, die Sonne geht auf, Nebel fällt immer wieder ein, zeigt die Landschaft in sehr fotogenem Licht. Der Steig führt durch grüne Landschaft und ist auch immer wieder bewaldet. Stirnband und Handschuhe können wir auch heute wieder gut gebrauchen. Am Ort schließlich lädt eine Herberge zur Brotzeit ein. Einer frierenden Spanierin geben wir den Tipp, doch Socken als Handschuhe zu benutzen. Nicht nur sie nimmt den Tipp dankend an, bemerken wir beim weiterpilgern. Später als wir sie wiedertreffen, werden wir die „Sock`s“ genannt. Cruz de Ferro, noch eine ¾ Std. dann haben wir das auf einem langen schlanken Eichenpfahl befestigte Eisenkreuz erreicht. Aus einem großen Steinhaufen ragt es heraus, Steine die unzählige Pilger in tausenden von Jahren hierher getragen haben. Für viele Pilger bedeutet das Ritual, hier eine Seelenlast symbolisch ablegen zu können. Leider nimmt es auch Überhand, dass hier so manche allerlei Gerümpel hinterlassen, seien es Zigarettenschachteln, gebrauchte Taschentücher, oder Fanschaals, bis zu zerrissenen Socken. Irgenwie bin ich enttäuscht von dem ganzen, ich habe mir vorgestellt, auf einem Berg mit gutem Ausblick zu stehen, dieser Hügel liegt doch eher in einer bewaldeten Lichtung. Zudem mag auch der Nebel meine Freude getrübt haben, die atemberaubende Aussicht in die Berge der Teleno – in meinem Wanderführer so beschrieben -
26.08.2009 Mittwoch
22 km / 258 ^ 326 / 07:20 – 14:30 / Molinaseca über Ponferrada bis Cacabelos
Wiederum erwartet uns ein tolles Wetter beim Weitermarsch. Typisch für uns ist auch, dass wir wieder die längere Strecke bevorzugen, abseits der Straße. Das dieser Umweg landschaftlich nicht so berauschend ist, können wir ja nicht ahnen. So kommen wir durch die Hintertür zur mächtigen Festung Castillo del Temple. 8000 m² ist die Anlage groß, im Innenhof soll sogar ein Fußballplatz sein. In der Basilika „Nuestra Senora de la Encina“ sind viele Leute, auch eine deutschsprachige Führung ist zugegen. Wir geben uns als Landsleute zu erkennen und erfahren so von einer interessanten Geschichte. Eine Mariaskulptur mit Jesuskind wurde in einer hohlen Eiche versteckt, als die Eiche gefällt werden sollte, habe das Jesuskind geschrien, geschehen im 5. Jahrhundert. Seit geraumer Zeit halte ich immer wieder Ausschau noch einer Poststation, ich will endlich meine Filme nach Hause schicken, sie wiegen mehr und mehr. Hier in Ponferrada habe ich aber Pech. Der Weg durch die Stadt ist gut beschildert, wir kommen gut durch, danach führt er uns über Weinberge in ein Wäldchen. Cacabelos erreichen wir schon früh. Für diese Nacht suchen wir ein Hotel, haben wir uns vorgenommen. Im Reiseführer ist auch eines beschrieben, aber wo ist das? Linke Straße rein, das stimmt, dreihundert Meter entlang, -
27.08.2009 Donnerstag
26 km / 800 ^ 653 / 07:00 – 16:30 / Cacabelos über Villafranca del Bierzo und den Camino Duro bis Vega de Valcarce
Es ist noch relativ dunkel als wir uns auf den Weg machen, wir überschreiten die Brücke des Rio Cua und kommen an der Herberge vorbei, wo unsere Bekannten genächtigt haben. Recht originell, rund um die Kirche sind die 36 Betten in Zellen angerichtet. Die Straße zieht sich einen Hügel hoch und teilt sich dann, rechts durch Weinberge aber eine halbe Stunde länger, oder links die Nationalstraße entlang. Raten sie mal wo wir gegangen sind. Richig und wir haben nichts bereut, ruhig und abgeschieden schlängelte sich der Weg in stetem auf und ab durch die Weinberge, die Sonne ging auf, das Leben erwachte. 7 von 10 Leuten gehen aber doch lieber die kürzeren Strecken haben wir erfahren. Villafranca del Bierzo erreichen wir gegen 9:30 h, Zeit für ein zweites Frühstück. Der Ort besticht mit mächtigen Kirchen und alten Klöstern. Wie wir da so in der Sonne sitzen, sehen wir die Jungen – Schotten, Polin, Deutsche -
28.08.2009 Freitag
26 km / 1050 ^ 402 / 07:30 – 16:15 / Vega de Valcarca über O Cebreiro und Alto do Poio bis Fonfria
Der Morgen beginnt mit einem Geburtstagsständchen, Christa hat Geburtstag und ich hatte am Abend vorher gepetzt. Thomas ist deshalb extra 1 Stunde früher als geplant aus den Federn gekrochen, Danke. Happy Birstay Christa, wünscht auch die Herbergsmutter die schon das Frühstück bereitet hat. Jeder zieht daraufhin wieder seine Bahnen, Thomas sehen wir natürlich nicht mehr, wir haben aber seine E-
29.08.2009 Samstag
20 km / 248 ^ 984 / 07:45 – 14:00 / Fonfria über Triacastela bis Samos
Zu lange gefeiert gestern? Trotz gutem Frühstück kommt Christa heute nur schwer in die Gänge. Der Abstieg ist traumhaft, wie ein Riesensee liegt noch Nebel im Tal und die Hügel gegenüber werden immer wieder weißgrau überzogen. Später tauchen wir dann in den Nebel ein, der immer wieder von der stärker werdenden Sonne durchbrochen wird. Vor Triacastela ist dann die berühmte über 100 Jahre alte Kastanie zu bewundern. An einer Gaststätte trifft sich wieder alles zur Pause und ein paar neue Pilger gesellen sich dazu. Melanie hatte sich unterwegs angeschlossen und uns bis hierher begleitet, da Dragana mit Torsten schon voraus geeilt war. Melanie ist nicht gerade glücklich darüber, alleine hinterherlaufen zu müssen. Draganas Situation ist ähnlich wie meine, warten zu müssen auf den Partner. Dies gelingt manchmal gut, manchmal weniger gut. Aber, wir sind gemeinsam losgegangen und wollen auch gemeinsam ankommen. Der Weg teilt sich wieder einmal, wir gehen die Variante über Samos weiter, dieses Stück soll das schönere sein, steht in unserem Reiseführer. Christa hat heute verstärkte Probleme mit ihrer Hornhaut-
30.08.2009 Sonntag
25 km / 585 ^ 436 / 06:45 – 15 :45 / Samos über Sarria bis Morgade
Neblig und kalt ist es beim weggehen und auch noch finster. Die Unruhe in der Herberge, viele stehen schon sehr früh auf, haben auch uns bewogen schon loszugehen. Der Weg führt sowieso auf der einzigen Teerstraße weiter, ein Verlaufen ist also keine Gefahr meinen wir. Handschuhe und Stirnband erfüllen wieder einmal ihren Dienst. Diese ständige Teerstraße finden wir gar nicht schön, der Verkehr nimmt ständig zu. Der Nebel tut ein übriges, die Beschilderung ist auch noch schlecht. Promt verlaufen wir uns noch kurz, als wir über Nebenwege weiter wollen. Ein kaltes Frühstück heitert uns auch nicht besonders auf, aber wir müssen etwas in den Magen bekommen. Sarria, auch das wird erstmal umzingelt, bevor wir hineinfinden. Geradeaus, so einfach wäre es gewesen, aber wenn der Wurm drin ist, ist er drin. Eine Tankstelle, mit Toilette, Gott sei`s gedankt. Von hier finden wir dann zurück auf den Pilgerweg. Endlich ein Cafe, herzlich willkommen, auch andere noch fremde Pilger nützen dieses Geschenk. Sarria ist ca. 100 km von Santiago entfernt, um die Compostella zu bekommen, muss man diese Entfernung zu Fuß zurücklegen. Ein Grund dafür, dass hier viele Pilger starten, es wird noch voller. Mit den „neuen“ Pilgern kommt kein großes Gespräch auf, sie sind noch scheu. Ich nutze die Pause und suche einen Laden. Tatsächlich, nicht weit entfernt hat ein Geschäft sogar Diafilme. Aber so groß überrascht darüber bin ich gar nicht. Gestern schon überkam mich die Gewissheit, der Wunsch nach meinen Filmen wird sich erfüllen. Nichts nach Gedei und Verderb erzwingen, sondern zulassen und die Früchte sehen, ist eines der Geheimnisse auf dem Jakobsweg. Die weitere Strecke ist wunderschön, der selbstgemachte Ärger ist wieder verraucht. Christa öffnet ihre sehr schmerzhafte Blase welche sich immer wieder füllt. Der Weiterweg ist ein landschaftliches Paradies. Saftige Weiden und immer wieder schattige Eichenwälder mit uralten Bäumen wechseln sich ab. Dazwischen passieren wir immer wieder Weiler, deren Bar`s zum Trinken einladen. In Morgade schließlich haben wir genug für heute, die Übernachtung mit 6 Betten haben wir gut gewählt. Zwei gesetztere Damen, noch bekannt vom Cafe in Sarria, gesellen sich dazu. Es sind Schwestern, noch zwei etwas jüngere Pilgerinnen kommen dazu, auch Schwestern. Diese sind verärgert und auch traurig, da sich ihre 15 Mann starke Truppe aus Mangel an Quartieren zerschlagen hat. Die beiden, etwas mit Blasen geplagt, mußten hier absteigen, andere werden noch kilometerweit weiterlaufen. Ob sie sich wiedertreffen? Das gebotene Pilgermenü schmeckt so gut wie es aussieht.
31.08.2009 Montag
22 km / 532 ^ 514 / 06:45 – 14:45 / Mogade über Portomarin bis Hospital de la Cruz
Wir gehen mit Stirnlampe los, bei dieser Holperstrecke ist dies nicht so gut, das werden wir nicht mehr machen. Man richtet nicht viel aus damit, die Konzentration richtet sich auf den Weg, man kommt eher langsam vorwärts, es ist zwar schön wenn der Tag erwacht, aber das gleiche hat man wenn man bei der Dämmerung aufbricht. Nach ca. eineinhalb Stunden finden wir ein gemütliches Cafe mit toller Terasse. Pilger die wir noch nicht gesehen haben laufen vorbei, fragen ob wir diese oder jene gesehen hätten, scheinbar gehören die zur Gruppe der beiden Schwestern, die sich gestern notgedrungen verloren haben. Einige Geschichten kursieren so auf dem Jakobsweg, die neugierig machen auf die Personen die dahinterstecken. So machte gestern die Geschichte von „Dominik der Blasenpapst“ die Runde. Ein junger Mann der sich scheinbar jeder „Wasserblase“ annimmt und somit immer erst als letzter loskommt. Die Geplagten, überwiegend Damen, sind ihm natürlich sehr dankbar. Viele neue Gesichter sehen wir auch auf dem Weiterweg, die Personen die nicht grüßen, sind in der Regel Neueinsteiger, bei der dritten oder vierten Begegnung erwidern sie dann zaghaft unsere Grüße. Diese müssen erst lernen mit sich und den Leuten zurechtzukommen. Irgendwie fühl ich mich heute, trotz der vielen Leute einsam. Die Strecke ist kurzweilig, am Vormittag kommen wir gut voran. Dann erreichen wir die Brücke die über den Rio Mino führt. Durch diesen, im Jahre 1956 aufgestauten Fluss, mußte die Stadt neu aufgebaut werden, historische Gebäude wie die Kirchen San Pedro und San Nicolas baute man tatsächlich Stein für Stein ab und an erhöhter Stelle wieder auf. Auch der Weiterweg ist schön, aber die Blase an Christas Fuß macht große Sorgen. Zwischendurch retten wir zwei deutsche Pilgerinnen vor dem Verlaufen, zu tief waren sie ins Gespräch versunken. Viele Hunde gibt es hier, ein noch junger Hund will sich anschließen, wir können ihn aber nicht gebrauchen. Lange und einsam schlängelt sich der Weg durch die Landschaft, etliche Kühe weiden auf den saftigen Wiesen. Wir erreichen Hospital da Cruz und freuen uns, nach längerem suchen die Pilgerherberge am Ende des Ortes zu finden. Es sind noch Betten frei, Bekannte aber überhaupt nicht zu sehen. Nicht ein deutschprachiger sollte heute mit uns übernachten. Wir haben Zeit, gönnen uns einen Kaffee und ein Eis, die Wäsche wird schnell trocken und kann bald von der Leine genommen werden. Es gibt einen Überzug für Matratze und Kissen, dies scheint in Galizien zum Standard zu gehören. Immer mehr Herbergen bieten dies an. Wohl eine Erfahrung aufgrund von Ungeziefern, die diese Massen an Leuten schnell verbreiten. Der Wirt macht einen kranken Eindruck oder er hat schon längere Zeit nicht mehr geschlafen. Wir schlafen gut, stehen aber wieder früh auf. Zuviele marschieren schon in der Nacht wieder weiter und erzeugen dabei doch einigen Lärm beim Aufstehen.
01.09.2009 Dienstag
29 km / 455 ^ 694 / 07:30 – 15:30 / Hospidal de la Cruz bis Melide
Frühstück, wir haben und nehmen uns die Zeit dafür, sofern es die Räumlichkeiten zulassen. Es dämmert als wir um 7:30 h die Herberge verlassen. Es geht erst ein kleines Stück zurück, hoch zur Überführung der Staatsstraße. Ein stetes auf und ab erwartet uns heute auf der mit Pilgerherbergen gespickten Strecke. Neben dem Weg wachsen Heidekräuter und es sind auch die ersten Eukalyptusbäume zu sehen. Am Vormittag ist es relativ kühl, erst gegen Mittag soll es wärmer werden. Pause auf einer gemütlichen Bank einer noch geschlossenen Herberge, zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Weitermarsch, der Weg zieht sich den Berg hoch, ein stämmiger Pilger mit lichtem Haar holt uns ein, es ist Alex. Auch von ihm war in Abendgesprächen schon die Rede, er gehörte zu der 15 Mann Gruppe. Schnell sind wir im Gespräch und er zieht uns mit seiner Dynamik mit, er gibt uns wieder neuen Schwung, der uns auf dieser doch relativ langen Strecke heute gut tut. Geburtstags E-
02.09.2009 Mittwoch
33 km / 696 ^ 849 / 07:45 – 16:15 / Melide bis Pedrouzo-
Alle halben km stehen Steinmarterl die angeben wie weit es noch bis Santiago ist. Irgendwann wollen wir sie nicht mehr sehen, sie sagen nämlich auch, ach Gott, noch 18 oder 15 oder 12 km, bis zum heutigen Ziel. Heute ist die Strecke wieder ungünstig zum einteilen, von Arzua weg sind noch 18 km zu laufen, ohne das eine Herberge kommt. Also Kraft und Kondition gut einteilen und zur rechten Zeit Pause machen. Der Weg an sich ist wieder wunderschön, die Landschaft auch, aber es pfeifft heute ein kräftiger, relativ kalter Wind. Mir geht es heute nicht besonders gut, friere, ich werde doch kein Fieber bekommen und krank werden. Das ginge mir gerade noch ab, davor habe ich direkt etwas Bammel. Wieder lernen wir einen deutschen Pilger kennen, ein Berliner ist es, er hat etwas auf dem Weg verloren, meint er. Muss scheinbar etwas wertvolles für ihn sein, er ist extra von Finisterre zurückgefahren und läuft diesen Abschnitt nun noch einmal. Wieder sind wir froh im Sog eines Pilgers mitgezogen zu werden. Es lenkt auch von meinen Krankheitsgedanken etwas ab. Eine deutsche Pilgerin überholen wir, die gute Frau geht etwas langsamer als wir normal, auch Christa ist froh keine Rücksicht auf sie nehmen zu müssen, sondern zügig vorbeiziehen zu können. In der Stadt Arzúa halten wir uns nicht lange auf, genügend zum Essen haben wir auch noch, also kein Einkauf. Vorwiegend auf unbefestigten Wegen geht es über flaches Gelände, herrliche alte Eichen wechseln sich mit den immer häufiger werdenden Eukalyptusplantagen ab. Diese verbreiten einen überwältigenden Geruch. Der Camino schlängelt sich durch verwinkelte Gassen der einzelnen Weiler die wir durchschreiten. Immer wieder stehen Cruceiros am Pilgerweg, hohe Steinkreuze die auf der einen Seite den Gekreuzigten Heiland zeigen, auf der anderen Seite die Gottesmutter Maria. Zwei Frauen kommen aus einer Bar am Wegrand, wollen die so weitergehen? Das ist kein Gehen sondern Humpeln in höchster Vollendung. Aber die beiden lachen und sind überaus gutgelaunt. Die beiden jungen Schwestern mit ihren paar Blasen sollten sich an diesen beiden ein Beispiel nehmen. Pause, wir setzen uns auf eine Mauer -
03.09.2009 Donnerstag
21 km / 464 ^ 471 / 07:45 – 14:00 / Pedrouzo-
Wir haben hervorragend geschlafen, keine Frühaufsteher, keine Schnarcher. Entspannt sitzen wir beim Frühstück, auch andere Pilger sitzen hier, sie gehören einer geführten Gruppe an, erfahren wir später von zwei Frauen die doch recht gesprächig sind. Meist bleiben solche Leute eher unter sich, knüpfen wenig Kontakte. Im Ort noch kurz einkaufen -
04.09.2009 Freitag
Santiago / Santiago / Santiago / Santiago / Santiago
Irgendwann stehen wir auf, einen Tag wollen wir in Santiago bleiben, die Stadt noch mal genießen und natürlich auch den Pilgergottesdienst besuchen, welcher täglich um 12:00 Uhr stattfindet. Erstmal suchen wir uns ein gemütliches Cafe, die Auswahl ist groß, aber draußen sitzen kann man um diese Zeit noch nicht. Am Vormittag wird gewerkelt und geschuftet, die Bar`s, Lokale und Restaurantes werden beliefert um für die Nacht wieder gerüstet zu sein. Ein heilloses durcheinander mit Autos, Lieferwagen und Pilgern in den engen verwinkelten Gassen. Wieviele Ansichtskarten brauchen wir? Wir kaufen mal eine größere Stückzahl ein und beginnen zu schreiben – es ist wichtig Adressen mitzunehmen -
05.09.2009 Samstag
22 km / 588 ^ 672 / 08:00 – 15:00 / Santiago bis Negreira
Wir gehen weiter, noch 93 km bis ans Ende der Welt, nach Fisterra oder Finisterre, schon noch mal eine Herausforderung, zumal es sehr wenige Übernachtungen gibt und somit zwei Streckenabschnitte mit über 34 km zu bewältigen sind. DerTag erwacht als wir losmarschieren, Frühstück ist gemacht, zwar wieder ohne Tee, da wie so oft keine Töpfe in den Küchen vorhanden sind. Die Stadt ist schnell verlassen, die Markierung bald wieder deutlich vorhanden. Der Weg schlängelt sich durch ein Wäldchen, steigt dann an und gibt einen wunderbaren Blick zurück auf die Kathedrale frei. Dann verschwindet man in urwüchsiger Natur, welche nur von vereinzelten Weilern unterbrochen wird. Ich habe mich auf den Weiterweg gefreut und wollte auch elanvoll beginnen, die Natur verstärkte noch meine Wanderfreude. Christa aber hatte in Santiago schon irgendwie abgeschlossen, ihr Körper – auch der Geist? -
06.09.2009 Sonntag
34 km / 784 ^ 677 / 08:00 – 16:15 / Negreira bis Olveiroa
Ab 7:00 h Frühstück, wir sind zeitig da, der Ober aber wohl noch nicht voll in der Höhe. Die Verständigung läßt auch zu wünschen übrig. Wir wollen doch nach einem Taxi fragen, als dann aber auch noch die anderen Damen zum Frühstück erscheinen und der Ober einen ziemlich überforderten Eindruck macht, verlassen wir das Hotel ohne zu fragen. Gegenüber ist eine Tankstelle, hier könnten wir doch.. Nein, Christa will nicht, „wir kommen schon noch irgendwo vorbei“ meint sie. Mir schwant übles. Entgegen unserer Abmachung will sie doch die ganze Strecke laufen, interpretriere ich für mich und bin entsprechend aufgelegt. Der Ort liegt bald hinter uns, wie vermutet kam keine Gelegenheit mehr, eine Fahrmöglichkeit aufzutreiben. Ich gehe hinter ihr her, vorauslaufen will ich nicht. Auch wenn sie mich immer wieder dazu auffordert. „Freilich, ich werde dich diese lange Strecke alleine hinter mir lassen, das kommt nicht in Frage“, erwidere ich. Zudem läuft Christa heute wesentlich schneller als gestern, so das ich alleine auch nicht unbedingt schneller laufen würde. Um mein Gemüt zu beruhigen, komme ich auf eine etwas verrückte Idee. Ich übernehme die Rolle von Christas Schutzengel, der wohlwollend hinter ihr herschwebt, der genervte Franz läuft hingegen schon weit voraus. Das hört sich dann so an, wenn Christa mich was fragt: „Aber Erdenbürgerin, da muß ich erst den Franz fragen, warte ein bischen, ich bin gleich wieder zurück“... „ja, er meint auch das dieser Weg wunderschön ist“. Diese Ablenkung funktioniert, ich fühle mich gut und habe meinen Spass daran. Die ersten 3 Stunden laufen wir großartig, dann wird es Zeit für eine Brotzeit mitten in der Pampa. Unsere Rucksäcke dienen als Sitze. Traumhaft schön sind die ruhigen Pisten und Pfade die sich durch das hügelige Hinterland und die Hochebenen ziehen. Vorbei am Monte Aro, mit 556 hm der höchste Berg hier, sehen wir bald darauf Wasser schimmern. Nein, das Meer kann es noch nicht sein, ein Blick in die Karte zeigt, es ist der Fervenza-
07.09.2009 Montag
32 km / 638 ^ 883 / 07:30 – 16:00 / Olveiroa bis Fisterra
In der Nacht haben uns einige Mücken geplagt, wir sind froh aufstehen zu dürfen. Endlich das Meer sehen, wir können es kaum erwarten, das Wetter ist wie schon die ganzen Pilgertage über vom feinsten. Die Luftfeuchtigkeit hat aber sehr zu-
08./09.09.2009 Dienstag/Mittwoch
Fisterra / Baden / Fisterra / Baden / Fisterra / Baden / Fisterra
Früh stehen wir auf um uns von Melanie und Dragana zu verabschieden, die heute wieder abreisen. In einer netten Bar wird zusammen gefrühstückt. Die E-
10.09.2009 Donnerstag
Fahrt nach Muxia / Besichtigung / Zurück nach Santiago
Erst dachte ich, ich sollte zu Fuß nach Muxia laufen, doch einen Tag alleine gehen, die späte Heimkehr gestern und die schweren Muscheln ließen es mich anders überlegen. Während der langen Busfahrt dorthinkamen dann doch wieder Zweifel und eine Unzufriedenheit in mir auf, es nicht doch gemacht zu haben. In Muxia angekommen suchen wir gleich eine Übernachtungsmöglichkeit, finden aber keine Pension, kein Hotel und die Pilgerherberge ist noch nicht auf. Wir sind unzufrieden, ein Kaffee, dann gehen wir zum Leuchtturm und erklimmen den Berg. Es ist schön hier, besonders die Küste mit der Brandung und den riesigen Gesteinsbrocken, aber nach knapp drei Stunden haben wir alles wesentliche gesehen und beschließen, gleich heute mit dem Bus nach Santiago zurückzufahren und dort noch eine Nacht zu bleiben. Jetzt bin ich froh nicht noch nach Muxia gelaufen zu sein. Es war schon richtig so, die Rückreise ist auf diese Art wesentlich entspannter. Alle Erlebnisse und Geschehnisse haben einen Sinn, wenn man es auch nicht immer gleich bemerkt. Manche Fragen werden aber auch sofort beantwortet. Warum denn überall Marienfeste seien, egal wo man hinkommt -
11./12.09.2009 Freitag/Samstag
Santiago bis 13:00 / Fahrt zum Flughafen / Abflug nach Mallorca / Abflug nach München / 14:00 Zuhause
Um 13:00 h fährt uns der Bus zum Flughafen. Der Rückflug über Mallorca ist ungleich billiger, als ein Direktflug gekostet hätte. Die Maschine in Santiago hat einen Defekt, so müssen wir bis 24:30 h warten, ehe die Maschine starten kann. Ein Abend-
Bon Camino!