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Giazza -
Die erste große Bergetappe steht heute an, wir freuen uns darauf. 5 km geht es aber erstmal auf Teerstraßen dahin, bis ein riesiger Parkplatz kommt. Hier stehen ein paar Wohnmobile und es zeugen viele Feuerstellen von der guten Nutzung dieser schönen Landschaft – und das alles kostenlos. Den Naturpark Lessina hinter uns lassend, tauchen wir wieder ein in die Natur, bis zum Rif. Scalorbi begegnet uns kein Mensch. Die markant eingeschnittenen Schlucht links von uns wird immer enger, Felsstufen erleichtern das Vorwärtskommen. Eine große grüne Mulde tut sich vor uns auf, links oben zieht sich eine Forststraße hin, die von vielen Menschen begangen wird, rechts pfeift ein Murmeltier. Dieser Brocken ist gar nicht scheu und lächelt in die Linsen unserer Kameras. Fehlt nur noch, dass er die Hand aufhebt. 20 Euro zahlen wir für je eine Cola und Spagetti mit Fleischsoße, „die wissen was sie verlangen müssen“. Christa geht es nicht gut beim weiteren Anstieg, die rot-
Italiener/innen die mit uns in der Stube sitzen. Erst am nächsten Tag denkt der Wirt ans einheizen, etwas sehr spät, aber mit Pulli und Strumpfhose hält man es schon aus....
Rif. Fraccaroli – Albergo Al Passo „jedes Kreuz ein Soldat“
Den gestern vermiedenen Gipfelaufstieg, wir waren doch sehr geschafft und wollten auch nicht nochmal die Schuh anziehen, holen wir heute nach. Mit Stirnband und Handschuhen bewaffnet -
Albergo al Passo – Rif. Lancia „der Irrsinn des Krieges“
Gleich gegenüber des Albergos und der Passstraße beginnt der Aufstieg. Meine Neugierde wächst mit jedem Schritt den wir nach oben kommen. Von Kavernen, Tunnels, Schützengräben und so weiter erzählt unser Wanderführer, aber auch von der Schönheit der Bergwelt. Dann sind wir auf der "Strada delle Gallerie", die Versorgungsstraße der italienischen Wehrmacht. 6 km lang, mit 52 Tunnels, 800 Höhenmeter verbindend. Die Tunnels mussten gebaut werden, weil die Österreicher die alten Versorgungswege wie zum Beispiel Strada degli Scarubbi zerbommt hatten. Was für Ausblicke, was für Kontraste. Im Schutzhaus Rifugio Achille Papa, in sehr spektakulärer Lage, stärken wir uns für den Weiterweg. Mit Stirnlampe erst im Berginneren, dann auf schmalem Weg den Abgründen entlang außerhalb des Berges, erkunden wir das Unglaubliche. Logisch, dass wir hier nicht alleine sind, viele Menschen wandern um das Gebiet am Monte Pasubio. Diese Zeit mit ihrem Greuel und den menschenverachtenden Geschichten darf nicht vergessen werden. Zu weit scheinen wir schon gelaufen, das Rifugio Lancia ist in anderer Richtung. Aber wo genau geht es weiter? Mit der Karte in der Hand stehen wir da und grübeln. "Die fragst Du aber nicht nach dem Weg", meint Christa, als ich einer kleinen Gruppe junger Menschen entgegensehe. Brauch ich auch nicht, sie bieten von selber ihre Hilfe an. Ein Mädchen spricht ganz gut deutsch, ein junger Mann zückt sein Smartphon, gibt Rif. Lancia ein und guckt auf die erscheinende Karte und meint auf englisch; "da müsst ihr rüber, ca. 2 ½ bis 3 Stunden bis zum Refugio“. Da ist sie wieder, diese selbstlose Hilfsbereitschaft, die uns auf unseren Wanderungen immer wieder begegnet. Lange zieht sich die Militärstraße den Berg hoch, immer wieder sind in den Fels geschlagene Kavernen erkennbar, Friedhöfe mahnen. Schützen-
Rif. Lancia – Rif. Coe „plastische Sprache“
Auf das gestrige Abendrot folgte eine klare Nacht, die jetzt um 8:30 noch keine warmen Temperaturen zulässt. Aber wir sind ja ausgerüstet. Es gefällt uns loszulaufen, wenn noch Nebel und Dunst aufsteigt, die Luft klar und rein ist. Ein stetes auf und ab, mit immer wieder wechselnden schönen Landschaftselementen hält uns bei Laune. Eine Frau kommt und will uns was sagen, als wir sie nur hilflos anschauen, wird ihre Sprache "plastischer". Sie sagt "aqua, aqua und mäh, mäh", wir glauben ver-
besonders gut gefallen". Adlerweg? Der geht doch nicht bis nach Italien! Erklärung; er hat die schwarz abgebildete Taube – Markierung des Friedensweges – als Adler gesehen. Der Leiter dieser Gruppe – Alpenverein Bamberg – träumt vom Einzug in die Arena von Verona im nächsten Jahr. Dieses Jahr sei leider schon wieder Schluss.
Rif. Coe – Carbonara/Lusern „im Land der Zimbern „
Auch hier am Coepass beeinträchtigen Schneekanonen und Liftstationen die Landschaft. Das Gebiet haben wir aber schnell verlassen. Ein einsamer Pfad führt uns beschaulich durch hügeliges Gelände über Wiesen und durch Wälder. Eine Wanderin kam uns entgegen, bepackt mit Isomatte und wohl auch Zelt. Mehr als "guten Morgen" war aber nicht drin. Überwiegend absteigend wandern wir dahin zum Fort Verle, eines der 7 Festungen, dass vor dem ersten Weltkrieg gebaut wurde, welches wir auch besichtigen. Einiges ist schon kaputt gebomt, trotzdem bekommt man einen guten Eindruck, was für ein Bollwerk dieses Fort einmal war. Meterdicke mit viel Eisen durchsetzte Betonmauern, schmale, dunkle, feuchte und bedrückende unter-
Lusern – Levico Therme „ein Bett im Farn“
Gestern als wir aus dem Museum zu unserem Quartier gingen, wollte ich noch schnell einen Weg erkunden. Christa dagegen meinte, nein für heute reicht es, sie gehe aufs Zimmer. Eine halbe Stunde war ich unterwegs, dann muss ich mich beeilen, pechschwarz ist der Himmel geworden und Donner ist zu hören Aber halt der kleine Lebensmittelladen hat noch auf, ob Christa in auch entdeckt hat? Egal, Obst und Süßigkeiten gekauft. Natürlich ging Christa am Laden nicht vorbei, sondern dachte wie ich. Da kam einiges zusammen!! Ein Gewitter kühlte die schwüle Luft herunter und es hat saftig gerieselt. Direkt am Haus führt der E 5 weiter. Die Sonne lacht schon wieder vom Himmel, der Tag wird prächtig. Den breiten Weg den wir betreten, kennen wir von gestern, das gibt Sicherheit. Ein Mann kommt uns entgegen, wir grüßen auf italienisch. Am Tonfall erkennt er scheinbar unsere wahre Identität und verwickelt uns in ein Gespräch, das noch einige Zeit in uns nachwirken sollte. "Ich war schon einige Zeit in Deutschland, genauer in München und Passau mit meinem Vater. Ich kenne Bayern ganz gut, das ist sehr schön. Trotzdem zieht es mich aber immer wieder hierher. Diese Gegend, diese Leute hier, das ist meine Heimat. Trotz der Geschichte, oder gerade wegen ihr“, erzählt er uns. Weiter sagt er: „Ich schätze Leute wie Euch, die offen sind, sich für die Welt interessieren und bescheiden bleiben". So was aus dem Munde eines 70 jährigen Mannes irgendwo auf einem Fußweg in Italien zu hören, hat uns schon sehr erstaunt. Viele Schilder und Abzweigungen stiften etwas Verwirrung, wohin denn jetzt. Die Karte raus und nachgeschaut, hier oder da, vieles ist möglich. Das geht so an die zwei drei mal, dann entscheiden wir, auf einem alten Pfad mit noch älteren Holzschildern zum Rifugio Monterovere abzusteigen. Wir haben eine gute Wahl getroffen, wenn es vielleicht auch ein Umweg war. Von hier führen drei Wege nach Levico; der Kaiser-
Levico Therme – Rif. Serot “schmerzlicher Abschied”
1000 Höhenmeter warten auf uns beim Aufstieg nach Vertiola Therme. Nach Teerstraßen wird später ein wunderbarer Waldweg daraus. Der Nebel und die mächtigen Laubbäume rund herum lassen uns den Tag nicht erkennen. Es ist dunkel, gespenstisch, die Stille trägt das ihre dazu bei. Oben beim Cappuccino hat uns die Wirklichkeit wieder eingeholt. Der Nebel kommt und verzieht sich, mal wird hier eine Bergspitze frei, mal dort. Ein Naturfilm läuft vor uns ab. Dann eine Entscheidung die mir nicht leicht fällt, der E 5 wird hier verlassen. Von der ausgezeichneten Beschilderung haben wir sehr profitiert, die wird uns fehlen. Wir wandern rechts Richtung Dolomiten, während der E 5 übers Fersental nach Bozen weiterführt. Besonders die Etappe über den Gronlait und Monte Frafort zum Rifugio Sette Selle, hätten mich inspiriert aber; a) für den heutigen Tag wäre es viel zu lang und b) sollte die Tour nur bei trockenem Wetter begangen werden. Auf zum Friedensweg, der ja bisher schon teilweise identisch mit dem E 5 war. Beschilderung dieses Weges entweder eine gelbe Taube, schwarze Taube oder das Kürzel von "Sentiero della Pace" SdP, nur zwei davon sollten wir heute sehen. Enttäuschend und ärgerlich, wenn Markierun-
Rif. Serot – Rif. Ruscoletta “Liegestuhl und Schlafsack”
Es regnet als wir aufstehen. Komischerweise beruhigt mich das, zumindest im Hinblick meiner Wunschetappe (hätte, wäre, aber). Eine willkommenen Abkürzung durch einen wunderschönen rein gewaschenen Zauberwald und ein übergroßes Christuskreuz aus einem kaputten Baum geschnitzt, lässt die Teerstraße vergessen, auf die wir leider, viel zu schnell wieder zurückkommen. Campestrini, dort soll ein Rifugio sein, ich habe Hunger und träume von Debrezinern und Sauerkraut – wohl wissend -
spricht etwas deutsch, später kommt auch der Wirt zum Plausch, er hatte früher in der Schweiz gearbeitet. Den späten Nachmittag nützen wir faul auf der Terrasse, eingemummt in unsere Schlafsäcke im Liegestuhl. Daneben Cappuccino auf dem Tisch. Haben wir ein Leben....
Rif. Rusoletta -
Einen Abschied per Handschlag erleben wir nicht alle Tage, diese Herzlichkeit wärmt. Das können wir heute brauchen, viele Wolken lassen nur wenig Sonne durch, im Schatten ist es saukalt. Die heutige Etappe ist unspektakulär, muss es auch nicht immer sein. Wie schon die letzten Tage treffen wir auf keine Menschen. Wir freuen uns an der Natur und dem Wasser, das in vielen Kaskaden neben uns herunterplätschert. Das 2006 noch geschlossenen Rifugio Carlettini ist komplett neu erbaut und dementsprechend groß und modern, mit ausgezeichneten sanitären Anlagen. Ob dadurch Flair und Gemütlichkeit verlorenging, wie es bei manchen Berghütten der Fall ist, wissen wir nicht. Erholung gehört dazu, der Akku wird wieder aufgetankt, morgen steht eine 8 Stunden Tour an.
Rif. Carlettini -
Noch etwas unsicher wo eine Übernachtung heute Abend möglich ist, bitte ich die Wirtin nachzufragen, ob in Caoria eine diesbezügliche Möglichkeit besteht. "Ja" ist ihre Antwort und ich bin froh, das macht die weitere Planung leichter. Obwohl der Weg im Wald verläuft, ziehen wir nach einem halben Kilometer die Regenkleidung an und schützen unseren Rucksack, es regnet doch mehr als angenommen. Bänke und Tische stehen hier, auf einem ein Glas mit Blumen, Christa macht ein Bild davon, es ist ihr eigenes Geburtstagsgeschenk. Asphaltsträßchen wechseln sich mit Abkürzungspfaden ab, bis uns ein Wegweiser steil nach oben leitet. Serpentinen über Serpentinen. Der Wald lichtet sich, beim Blick zurück liegt der Nebel unter uns. Nach den Almwiesen auf denen uns mehrere Esel begrüßen, steht die Malga Conseria. Hier hätten wir auch übernachten können, zeigt ein Schild am Eingang an. Große Eisenkreuze auf steinernen Sockeln stehen neben dem Weg welcher hochführt zum Passo Cinque Croci. Oben erkenne ich zwei Radler die bald darauf winkend abfahren. Schließlich sind auch wir bei dem auffälligen Kreuz, welches sagen will, dass sich hier fünf Gemeinden treffen. Der Blick rundherum ist überwältigend, es ist warm und klar geworden. Die Palaberge tun sich vor uns auf und rechts von uns erhebt sich ein Bollwerk von Gipfeln; Cima Orsera, Cima Quarazza, Cimon Rava, Cima Segura und mit 2847 Meter der Cima d `Asta als höchster im Bunde. Mein Herz lacht, ich bin glücklich, ein wunderbarer Höhenweg hier oben. Leider laufen wir die Forststraße weiter und trauen uns nicht den Pfad linker Hand zu nehmen. Der hätte auch zum Rifugio Refavaie geführt und wäre bestimmt nicht so langweilig gewesen. So ist es, erst himmelhochjauchzend, dann zu Tode betrübt – na ja, so schlimm war es auch nicht! Ein Cappuccino, dann auf Asphalt weiter nach Caoria, eine kleine verschlafene Stadt. Am Rand steht ein Brunnen, in der Nähe ein Albergo. Gibt es hier auch einen Laden? Ich erkundige mich, aber ohne Rucksack. Gibt es und somit Obst zum Abendessen. Christa erzählt mir; „während Du weg warst, kam eine alte Frau zu mir, sie hatte mich von ihrem Liegestuhl aus schon immer beobachtet. Mit zwei Eimern in der Hand und dem Vorwand Wasser für die Blumen zu holen. Erst auf Italienisch, dann in Englisch wollte sie in
Wirklichkeit aber nur wissen, was ich hier so treibe. Zwei Rucksäcke sind schließlich sehr verdächtig. Als ihr Wissensdurst gestillt war, ging sie ohne Wasser wieder zurück".