Hittisu - Staufnerhaus - Gunzenrieder Säge/Sonthofen - Unterjoch - Wandern so lange der Urlaub reicht

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Maximiliansweg 2021

05  26.05.2021  Mittwoch Hittisau  -   Staufnerhaus 15,6 km 923 ^ 113
   09:30 – 16:30
     

Wer soll das alles essen? Denken wir als die Wurst- Käseplatte serviert wird. Gut das wir kein Ei bestellt haben. Die Wirtin ist wirklich sehr nett, sie gibt uns Tipp`s wie wir weitergehen sollen/könnten. Runter zum Fluss Bolbenach sagt sie, da gäbe es eine kleine Klamm.
Gesagt, getan und nicht bereut! Im Gegenteil, wunderschön der Weg am Bach entlang, mit Hängebrücke, Wasserspielplatz, Treppen, Steigen, Felsen voller Moos, mal ruhiges, mal tosendes grün-blaues Wasser und zum Abschluss noch ein gemütlicher Rastplatz. Das hat sich rentiert, unsere Sinne haben genossen.

Logisch haben wir mehr Zeit gebraucht und ein Umweg war es auch, aber wenn das Schöne schon so nahe ist, sollte man es mitnehmen. Zurück auf den Maximiliansweg, der erst mal als kleine Teerstraße weiterverläuft. Bei der ersten Steigung willkommene Abkürzer, später ein malerisches Wasserrad. Beim Schild “Staufnerhaus 2 ¾ Std. kommt bei Christa nicht gerade Freude auf. Schon der Weg zum Lecknersee im gleichnahmigen Tal zieht sich. Abwechslung bringt eine kleine Kapelle und Kühe die uns neugierig beäugen.

Am See dann die ersehnte zweite größere Pause die wir rechtzeitig bei Beginn eines leichten Regens beenden. Waren vorher eine Familie mit zwei kleinen Kindern unsere Banknachbarn, freut sich nun eine größere Gruppe von jungen Leuten über den Sitzplatz.

Beschirmt erreichen wir das Gasthaus Höfle mit der schindelgedeckten Kapelle daneben. Und eine ware Rarität sehen wir, das erste große weisse Schild (Maximiliansweg Lindau-Berchtesgaden). Überschreiten die Grenze von Österreich nach Deutschland und lassen bald die Teerstraße hinter uns. Ein lehmiger Weg verläuft relativ steil in beginnenden Wald, wo wir über eine Menge Astwerk steigen müssen. Da waren wohl Waldarbeiter am Werk.

Endlich sind wieder Steige zu begehen, die uns über Kehren höherbringen.
Die ersten Schneefelder überraschen uns, gar nicht so einfach die Richtung zu behalten. Besonders in engen Kehren sind wir sehr vorsichtig. Schnell kann ein Stück durchbrechen, besonders wenn darunter Wasser fließt. Längst haben wir die Regenklamotten ausgezogen und die Schirme verstaut, es war nur ein kurzes Intermezzo. Der Himmel zwar noch dunkel, aber es fällt nichts mehr raus. So läßt es sich wesentlich besser gehen.

Irgendwann lassen wir den Wald unter uns, ein paar alte Almen tauchen auf, Trinkpause. Etliche Kehren führen steil den Berg hoch, die steile Furt ist zum Teil mit Rasenplaster befestigt, so das nichts rutschen kann. Schon etwas anstrengend. Nachdem ich einen guten Vorsprung vor Christa gewonnen habe, setze ich mich auf einladende Wurzeln eines mächtigen Baumes und bestaune die Gegend. Der Überblick ist gewaltig. Zuordnen kann ich die einzelnen Gipfel nicht, diese Gegend ist mir gänzlich unbekannt.

Ein Gebäude wird ober uns sichtbar, schon das Ziel? Nein! Eine weitere Alm und davon rechts etwas entfernt, das muss die Bergstation der Hochgratbahn sein, die von Oberstaufen heraufführt.
Stehen wenig später am Bergkamm und sehen nun das Staufnerhaus unter uns liegen. Relativ steil geht`s da runter, noch dazu im Schnee, da laufen wir doch lieber außen rum. Erreichen die Piste zur Hochgratbahn, ich will eigentlich noch nach oben, Christa ist darüber gar nicht begeistert. Sie tut sich schwer im Schnee, so lasse ich meinen Plan sausen, denke, morgen ist ja auch noch ein Tag.

Der Wind bläst etwas unromantisch, erste Schneeflocken wehen durch die Gegend. Sind aber von dieser düsteren Atmosphäre durchaus begeistert. Der Blick hinaus ins flache, die schneebedeckten Gipfel in der Nähe, das winzig wirkende Staufnerhaus, das hat schon was. In 10 Minuten ist das Gebäude erreicht, eincecken, ich muss noch einen Selbsttest machen, hoffentlich nicht positiv. Ein eigener Schlafsack, Kissen und Bettuch ist hier Vorschrift, es gibt keine Decken. Haben wir alles dabei. Die Hütte ist gut voll, eine Fünfbettkoje für uns allein. Zum Abendessen gönnen wir uns ein leckeres Hirschgulasch. Mit anderen Leuten kommen wir nicht ins Gespräch, zu ungünstig ist die Tischordnung, sie ist halt Coronabedingt. Kriege nur so am Rande mit, das eine kleine Gruppe über die Nagelfluhkette aufgestiegen ist, haben gute 7 Std. gebraucht.

06  27.05.2021  Donnerstag Staufnerhaus  -   Gunzensried Säge/Sonthofen 15,2 km 222 ^ 893
   08:45 – 15:00      Sonthofen Brauereigasthof Hirsch

Sehr überraschend ist es nicht, das in der Früh Schneeflocken vom Himmel fallen, es war so vorausgesagt, die Schneefallgrenze liegt bei ca. 1400 Metern. Dementsprechend auch die Sicht, der Wind hat sicherlich noch für ein paar Verwehungen gesorgt. Erstmal in Ruhe das gute Frühstück verspeisen.

Ein Filmteam ist auf der Hütte, sie drehen über das Allgäu (wie schmeckt es im Allgäu), über Hütten, Wege, Berge und Menschen die hier leben.


Obwohl die Gruppe von gestern den Kammweg gespurt hat, beschließen wir, nicht auf dem Grat bis zum Stuiben zu wandern, nicht mal bis zum Hochgrat, sondern auf dem Panoramaweg. Sicherheit geht vor. Dort sind zumindest ein paar Spuren zu sehen denen wir nachstapfen. Die Sicht ist sehr bescheiden, der Wind rüttelt an den Regenschirmen. Verwehungen verengen den an sich breiten Weg besonders bei Kehren und Einbuchtungen.

Ist die Spurensuche anfangs noch leicht, erschwert sich das bei Hängen, wo der Wind den Schnee so gut wie weggeblasen hat. Wo sind die Spuren? Da heißt es genau schauen. Sicher habe ich GPS, aber so genau ist das Ganze nicht.

Dort unten ist eine Alm zu sehen und ein Wegweiser, letzterer bringt uns aber nicht recht weiter. Wir müssen an diesem Hang entlang nach unten, rechts liegt viel Schnee, links keiner mehr. Also los. Nach 15 Min. sind wir in einer Klemme. Ein steiler Abhang links von uns mit viel Schnee, rechts geht`s gar nicht weiter. Bei genauem schauen ist weit links unten ein Steig zu erkennen, da müssen wir hin.

Also erst wieder aufgestiegen bis wir einigermaßen sicher über den tiefen Graben gehen können und querfeldein hinunter. Da erweisen uns die Grödeln die ich sicherheitshalber eingepackt hatte einen guten Dienst. Das lange Gras ist sehr rutschig.

Steig gefunden und dann im Schnee ohne Spur den Hang runter in eine schneebedeckte sumpfige Ebene. Wieder etwas Rätselraten wo es weitergeht. Aha, rechter Seite hinter der kleinen Felsbarriere verläuft eine Forststraße. Dieser zu folgen ist dann orientierungsmäßig relativ einfach. Ein Bächlein stürzt neben uns den Berg hinab, wir sind etwas langsamer. Dann versperrt er den Weg. Zu tief um auf Steinen drüber zu kommen. Es hilf nichts, Schuhe aus und durch. Das das Wasser frisch ist, brauche ich wohl nicht zu sagen.

Wieder hinein in die klammen Socken, trinken, einen Riegel essen und weiter. Entgegen meiner Befürchtung sind meine Zehen nicht kalt, im Gegenteil, das Wasser hat den Kreislauf angeregt.

Nach ein paar hunter Metern immer abwärts hilft eine Brücke über den Bach, das ist einfacher. Immer noch sind einige Schneefelder zu queren, bis wir auf eine geteerte Forststraße stoßen. Auf einem kleinen Felsgipfel steht ein Gipfelkreuz. Bei so einem Wetter sind Pausenplätze schwer zu finden. Alles nass und dazu der frische Wind. Nach einem Kilometer sehen wir links eine Art Jägerstand, aber ohne Leiter, direkt auf dem Boden neben der Straße.

Wir haben beide darin Platz, das Dach schützt vorm Regen. Optimal! Fühlen uns so richtig wohl in diesem Unterstand, die Brotzeit schmeckt hervorragend. Das hat so richtig gut getan. Weiter mit uns, die Schirme aufgespannt und den Rucksack geschützt. So an die 4 Kilometer sind bis Gunzensried Säge noch zu laufen. Von dort soll uns ein Bus nach Sonthofen bringen, so ist es auch im Wanderführer beschrieben. Einen ausgeschilderten Wanderweg gibt es scheinbar nicht. Der Himmel wird etwas heller, die Berge sind aber weiterhin mit einer grauen Nebelschicht bedeckt. Wir erfreuen uns am saftigen Grün der Wiesen und vielen Blumen am Wegesrand.

Haben Glück, kommen um 14:45 Uhr an der Haltestelle an, um 15:10 Uhr kommt der Bus, der nächste fährt erst wieder um 17:10 Uhr. Der Fahrer sehr aufgeschlossen, er erzählt so einige Anekdoten, die Fahrt verläuft sehr kurzweilig. In Sonthofen erklärt er uns noch den Weg zu unserem Quartier. Auf dem Weg dorthin sehe ich eine junge Frau, die war doch auch im Staufnerhaus? Ja, sie erkennt uns wieder, kurzer Ratsch, dann trennen sich unsere Wege. Ihre Unterkünfte sucht sie über “Coachsurfing”, das ist ein Gastfreundschaftsnetzwerk, wo Personen eine Unterkunft umsonst anbieten.

Christa darf bleiben, die Wirtin schickt mich etwas barsch zur Teststation, “ich warte doch nicht bis Sie mit dem Selbsttest fertig seid”! Zum Glück ist die Teststation nicht weit entfernt und ich komme bald dran. Bis das Ergebnis fertig ist, genehmige ich mir noch ein Eis. Negativ, das ist gut, zurück zum Brauerei Gasthof Hirsch und rein.

07  28.05.2021  Freitag Sonthofen  -  Unterjoch  19,0 km 493 ^ 202
   09:30 – 17:15      Pension Luise


Konnte aufgrund meiner neuen Streckenplanung doch relativ gut schlafen. Hat mir doch etwas Kopfzerbrechen bereitet die Frage, wie kommen wir nach Unterjoch. Verstehe wenn Christa die 6 Stunden Tour über den Spieser nicht gehen will, noch dazu weil die Wirtsleute der heutigen Pension davon eher abgeraten hatten. Es läge auf der Nordseite noch einiger Schnee.

Christas Vorschlag auf dem Radlweg entlang der Hauptstraße zu gehen, konnte ich aber beim besten Willen nichts abgewinnen.

Machen uns gleich mal auf zur Teststation, komme recht zeitig dran, noch kein großer Andrang. Christa muss zwar warten, verkürzt sich diese Zeit aber mit Gesprächen mit zwei älteren Damen. Nach 15 Minuten das erwartete Ergebnis, negativ. Nach ein paar leichten „Irrungen“ können wir dem Lärm der Stadt bald Adieu sagen, steigen einen malerischen Kreuzweg hoch zu einer Kapelle und von dort durch einen grünen Park auf eine freie Wiese mit tollem Blick auf die Bergwelt. Einen Kilometer weiter durchqueren wir einen Gedenkfriedhof der Verstorbenen der Weltkriege.

Nach der Siedlung Binswangen erreichen wir den Jakobsweg (Tirol – Allgäu) der erst der Ostrach (Fluß) folgt, dann über Tiefenbach nach Oberjoch führt. Herrliche blühende Wiesen in denen glückliche Kühe grasen, strahlend blauer Himmel, die nahen Berge, schön hier zu wandern. Tiefenbach ist ein schmucker Ort. Das Sträßchen steigt stetig an, bis wir zur Aussicht auf dem Gallenberg mit den einladenden Sitz- und Liegebänken kommen, müssen wir noch schwitzen. Toller Ausblick hinab nach Hindelang, eine ausgedehnte gemütliche Pause. Gehen dann das erste mal mit kurzen Hosen und nur mit T-Shirt bekleidet weiter.

Auch der weitere Weg eine Pracht, vorbei an blühenden Wiesen, unter Obstbäumen hindurch, schöne Steige die durch Wald führen. Bin ich froh diesen Weg dank Komoot gefunden zu haben. Und das sollte noch getoppt werden. Zwischenzeitlich treffen wir auf ältere Wanderer die ähnlich wie wir denken und sich an der schönen Natur erfreuen. Der Weg zieht sich unterhalb des Hirschberges vorbei, quert die gut befahrene Passstraße und mündet schließlich in den Wildbachtobel.

Wir sind begeistert, schmale Pfade, zum Teil mit Seilen gesichert, Treppen aus Stein, daneben das Wasser das über unzählige Wasserfälle kaskadenartig herabstürzt. Moos, Felsen, Wasser, Bäume, Blumen und wir dürfen mittendrin sein. Auch die schönsten Wege haben irgendwann ein Ende, unserer bei Oberjoch. Einige Gaststätten und Hotels haben noch geschlossen. Ein Kaffee wäre jetzt nicht schlecht. Den bekomme ich bei einem Sovenierladen der auch Kaffee anbietet. Für die Tasse zahle ich Pfand, setzen uns nicht in den Schatten des Hauses, sondern bevorzugen eine sonnige Bank etwas weiter entfernt.

Weiter über den riesigen Parkplatz, dann ist der Radlweg gefunden den wir die letzten Kilometer bis nach Unterjoch folgen.

Erst kurz vor dem Ort zweigen wir nochmal auf einen Steig entlang der noch jungen Wertach ab. Die Pension Luise steht direkt neben unserem Weg und ist somit bald gefunden. Sehr nette Leute. Abendessen können wir in der nahen Gaststätte einnehmen, dort wird gegrillt. Unsere Hausherrin hat dort für uns reserviert, Coronazeit. Der gestylte muskulöse Herr der uns empfängt bietet uns einen Platz im Freien an, drinnen wäre es voll. Da hat er aber die Rechnung ohne Christa gemacht, die das kategorisch ablehnt. Da ist es uns zu kalt, haben ja keine Wintermäntel mit dabei, wie zwei Damen die kurz vor uns herkamen und rein durften! Alles regelt sich, er findet einen Platz für uns und alles ist gut, auch das Essen!

 
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