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Mortara -
08:30 – 19:30 84 ^ 76 33 km
Wieder mal ein nasser Tag, Regen bis 14:00 Uhr, dann bewölkt. Schon über Nacht war das Geplätscher zu hören, was die Feldwege die wir heute beschreiten dürfen, nass und rutschig gemacht hat. Nur bis Madonna del Campo wandern wir auf Teer. Ja so ist es eben, erst jammert man über die harten Asphaltstraßen, dann wieder würde man sie sich wünschen. Rein in die Felder, links ein Reisfeld, rechts ein Reisfeld, so geht es ewig dahin. Diese Reisfelder sind zur jetzigen Zeit voller Wasser, sie sehen wie kleine Seen, oder auch große Fischzuchten aus. Aneinander gereiht bewässern sie sich nach einem ausgeklügeltem System. Der Weg teilt sich in drei Richtungen, es ist an der Teilung zwar eine Markierung, aber in welche Richtung es weitergeht ist nicht zu erkennen. Wir nehmen den Abzweig der uns am „größten“ vorkommt. ½ Stunde gelaufen, wieder ein Abzweig. Irgendwann erkennen wir, das stimmt nicht mehr. Bei diesem großen Hof dort weit vorne müssten wir vorbei, aber wie hinkommen. Mitten durch die Felder geht nie und nimmer. Weiter links scheint ein Weg, gesäumt von Büschen und Bäumen. Auf der etwa 1 Meter breiten mit hohem Gras bewachsenen Ackerfurche steigen wir in die Richtung und stehen dann an einem Bach…. Rechts die Furche weiter gegangen, ein Graben, nicht zu überspringen, er ist gut einen Mann tief uns sehr steil. Wieder rechts auf der Ackerfurche ewig lang dahin, die Schuhe, Socken und Füße sind wieder einmal triefnass. Endlich kommen wir wieder auf einen Karrenweg und wie aus dem nichts, ist das Zeichen wieder da. Das hat Zeit und Nerven gekostet. Der Ort Nicorvo ist um 11:30 Uhr erreicht, in der Kirche liegt ein Stempel auf. Für diese 12 Kilometer haben wir 4 Stunden gebraucht, 20 Kilometer liegen noch vor uns. Bis Robbio laufen wir auf Teerstraßen weiter, was zur Folge hat, ohne Markierung in das Städtchen zu kommen. Ein Kirchturm als Ziel ist ja ganz gut, aber welchen bei 5 Kirchen? Jetzt um diese Zeit hat kein Trattorio offen, aber es stehen Tische und Stühle, noch dazu überdacht, da. Das nützen wir natürlich, zu essen haben wir genug dabei. Schon fast 15:00 Uhr und immer noch 14 Kilometer. Also weiter auf der Teerstraße nach Vercelli, die Schnurgerade dahinführt und einen Seitenstreifen hat. Wir laufen gut, alle hundert Meter ein Schild, Kilometer für Kilometer zieht vorbei, ab und zu Trinkpausen, dann kommt die große Einschleifung bei der wir wieder auf den Originalweg stoßen. Bei Stadtbeginn ein Hotel, 98,00 Euro steht im Wanderführer. Obwohl schon sehr kaputt, ist uns das zu teuer. Wird schon noch was anderes kommen. Kein Hinweisschild, die im Wanderführer angegebenen Hotels liegen alle etwas abseits. Fast sind wir schon wieder raus aus der Stadt, ich frage Passanten. Die Frau aus der Ukraine kann nicht helfen, sie ist ebenso Besucherin der Stadt wie wir. Wieder zurück Richtung Zentrum, Christa nervt die Fragerei. Ich aber gebe noch nicht auf. Zwei Männer ratschen vor einem Geschäft. Der Befragte schaut sich um, winkt einem 3. und 4. Der 4. wiederum sieht einen jüngeren Radfahrer und winkt in herbei. Dieser kennt ein Ostello, ruft auch gleich dort an, fragt ob was frei ist. Tatsächlich, das geht. Inzwischen ist auch Christa wieder da, der Erklärung des Weges auf Englisch kann ich nicht folgen. Scheint doch noch etwas weit und kompliziert zu sein. Er gibt die Erklärungen auf und führt uns sein Rad schiebend in die Richtung wo das Ostello steht. Zwischendurch ruft er seine Freundin an, diese steht dann plötzlich vor uns und „entführt“ sein Fahrrad. 5 Minuten später quietschen Reifen, die Freundin ist mit dem Auto da. Wir quetschen uns mit den Rucksäcken hinein und nach knapp 600 Metern steigen wir am Ostello wieder aus. Dort werden wir schon erwartet. Trinkgeld nehmen die beiden hilfsbereiten Menschen nicht, wir sollen es der Herberge spenden. Hier im Convento die Billiemme arbeitet eine englische Frau im Auftrag eines überaus sympathischen „Paters, Geistlichen, Pfarrers“. Für eine Spende können wir hier übernachten, bekommen Frühstück und sogar Abendessen zusammen mit dem Geistlichen, der nur italienisch spricht und der Engländerin, die fleißig übersetzt. Neben einer Art Ravioli, werden uns Pollo, Bohnen, gelbe Rüben und Brot gereicht. Später dann eine Art Zopf (lecker) und Schokolade.
Vercelli -
Im spärlichen Zimmer haben wir gut geschlafen, wir verabschieden uns herzlich und machen uns auf die Suche nach der Via Francigena. Sehr gut gelingt es uns den gestrigen Weg zurückzuverfolgen, Santhia ist unser Ziel für heute. Gestern sollten wir die letzten Pilger unterwegs getroffen haben, einen Franzosen zu Fuß, einer mit dem Rad und ein Pärchen. Für diesen sonnigen Tag kann ich keine großen Erlebnisse und Höhepunkte schildern. Er war geprägt von einer schweren, unsicheren Wegführung vorbei an unzähligen Reisfeldern. Teerstraßen meiden wir heute, beide sind wir noch geschlaucht von gestern. Meine Hüften schmerzen, Christa hat rundherum körperliche Probleme. Die Wasserstraßen sind sehr interessant, die Gegend spiegelt sich in den bewässerten Reisfeldern, aber irgendwann gehen wir nur noch monoton dahin. Kilometer für Kilometer. Der Abend dann entlohnt für die Strapazen des Tages. Das Ostello Santhia sulla Via Francigena ist gefunden, der Schlüssel im Trattoria geholt. Die erste Enttäuschung (wir sind nicht allein im Sechsbettzimmer) weicht dem Positiven. Besonders der italienische Pilger sorgt für Stimmung. Der Franzose bemüht sich wie wir, dem Wortschwall des Italieners zu folgen. Zusammen machen wir uns auf den Weg zur Pizzeria, da gibt es für Pilger einen Sonderpreis. Ein wirklich gutes Restaurant! Das ergiebige Pilgermenü kostet tatsächlich nur 10,00 Euro, inklusive Getränk. Unsere internationale Unterhaltung kommt immer besser in Gang, wir haben einen Mordsspass. Am nächsten Morgen dann, stehen mir die beiden etwas reservierter gegenüber. Ich muss sehr geschnarcht haben. Sorry, das habe ich wirklich nicht absichtlich gemacht!
Santhia -
08:30 – 18:30 530 ^ 440 29 km
Im nahen Cafe frühstücken wir und verabschieden uns herzlich von unseren neuen Bekannten. Die Poebene mit ihren endlosen Reisfeldern liegt hinter uns. Die Landschaft wird hügeliger und die schneebedeckten Berge kommen immer näher, das stimmt uns froh. Wir überqueren die Autobahn und pilgern durch malerische Orte und Städtchen. In Cavaglia ist die erste Pause angesagt, Cola und Eis in einer nahen Bar gekauft, beleben uns. Wir sitzen auf einer gemauerten Baumeinfassung aus Mangel an Sitzbänken. Wieder einmal werden wir nach unserem woher und wohin gefragt. Hatte Christa anfangs Probleme aufwärts zu gehen, so spielt sich ihr Körper so nach und nach wieder darauf ein. Dieses auf und ab ist insgesamt viel leichter zu laufen, als das monotone geradeaus gehen. Jetzt werden wieder andere Muskelpartien gefordert. Nach dem Ort Roppolo wird der Lago di Viverone sichtbar. Die Schotterstraße zieht sich lange an der rechten Seite des See´s mit seiner glitzernden Wasserfläche hinauf. Bald ist ein Waldstück erreicht, die Bäume spenden kühlen Schatten, schon früh kam heute die Sonne. Am Rande von Viverone erkenne ich ein B&B, sogar mit Pool, dessen Wasser aber wohl doch noch zu kalt für ein Bad ist. In der Nähe des eindrucksvollen Turm Torre Campaniaria entdecken wir ein Cafe, die zweite Pause am heutigen Tag. Wir rätseln etwas ob wir hierbleiben sollen, beschließen aber nicht zurück zu gehen. An der Kapellenruine Gesiun spendet ein Wasserhahn frisches kühles Wasser. Unsere Trinkvorräte sind schon lauwarm, die wechseln wir gerne. Der Weg zieht und zieht sich, die Hitze macht uns zu schaffen. Ein Blick in den Wanderführer zeigt, in Burolo di Ivrea gibt es eine Herberge, das schaffen wir. Die beiden Pilger von gestern Abend sind in Ivrea gestartet. Bollengo liegt vor uns und tatsächlich, dort vorne links gibt es ein Hotel. Wir steuern es an und merken beim näherkommen; kein Betrieb mehr, alles verfällt so nach und nach. Ein Autofahrer „ratscht“ mit Christa, ich frage in nach einer Unterkunft. „An der Hauptstraße entlang Richtung Ivrea, etwa 1 ½ km“, meint er und wir nehmen den Vorschlag an. Es wird bestimmt zwei Kilometer länger, dann haben wir das Hotel erreicht. Die beiden wirklich sehr alten Hotelbesitzer machen uns einen guten Preis mit Halbpension, das gereichte Menü war sehr gut. Wieder einmal wird es deutlich, hier in Italien wird gearbeitet bis zum umfallen, obwohl junge Menschen schon darauf warten einzusteigen, um was verändern zu können.
Burolo -
09:00 – 19:30 651 ^ 571 25 km
Die kurzen Hosen angezogen und nach dem ausgiebigen Frühstück raus auf die Straße, an der wir noch ein gutes Stück entlanglaufen müssen. Den Pilgerweg werden wir in Ivrea schon finden. Plötzlich schreit uns eine Frau aus einem entgegenfahrenden Auto irgendwas zu, deutet wir sollen warten. Wir schauen uns verdutzt an und warten was da wohl kommt. Da kommt sie auch schon zu Fuß um die Ecke und redet auf uns ein. Ein Pilgerbüro gäbe es, das sollten wir besuchen, bekämen Stempel und sonst was. Sie zückt ihr Handy und meldet uns an, tatsächlich 1 Kilometer weiter werden wir erwartet. Stempel in den Pilgerpass, ein Abzeichen, Listen mit Quartieren und Karten werden uns überreicht. Wir füllen im Gegenzug einen Fragebogen aus. Auch Getränke und Kekse bekommen wir. Ca. eine halbe Stunde haben wir „verbraucht“, nach einem Gruppenbild folgen wir der Beschilderung, die uns ab hier wieder führt. Sehr schön die Stadt, malerisch die engen Gassen, das Castello delle Quatro Torra und der Dom Santa Maria Assunta absolut sehenswert. Hier oben hat man zudem einen schönen Überblick über die Stadt. Am Stadtrand schließlich ein Supermarkt, den nützen wir gleich mal zu einer Pause und kaufen frische Sachen ein. Es wird wieder hügelig. Die Gegend ist sehr sauber, hier haben sich keine armen Leute niedergelassen. Einige an den Berg gebaute Häuser haben sogar Aufzüge um von der Garage nach oben zu gelangen. Die Straße teilt sich, wir entscheiden uns für den rechten Weg und laufen und laufen. Das ganze kommt mir „spanisch“ vor. Wir schauen in die Karte des Infobüros und glauben unseren Fehler erkannt zu haben. Zurück? Nein, wir gehen den abzweigenden Schotterweg weiter. Immer wieder stehen Tafeln mit Nummern und Namen an Kreuzungen, die wir nicht orten können. Das Gefühl lenkt uns aber ganz gut durch den niedrigen Wald, dann wird die Sicht etwas freier und ich kann eine Burg erkennen, die Burg Montalto. Also links hinunter und bald haben wir den Originalweg wieder erreicht, der uns nach Borgofranco bringt. Am Marktplatz freuen wir uns über eine Bank die einsam im Schatten eines riesigen Baumes steht, die kommt gerade recht. Der Weiterweg ist kurzweilig, auf Feldwegen über Wiesen, durch alte Dörfer, immer mit dem Blick voraus auf eine interessante Gebirgswelt. Auf einer Anhöhe ist das Schloss San Giacomo zu sehen, dem wir immer näher kommen. Ein junges Schweizer Paar hantiert gerade an ihren Rädern, man sind die aufgepackt! Sie haben auch ein Zelt dabei und sind schon drei Wochen unterwegs. Später treffen wir sie in Montestrutto wieder wo sie bei einem B&B übernachten. In diesen verwinkelten Gassen weist die Beschilderung nach oben in den Wald. Wir steigen hoch und erschrecken als ein Wegweiser 2 ½ Std. anzeigt. Erst später erkennen wir, die Anzeige ist für einen Rundweg bemessen. Höher und höher steigen wir und sind begeistert, das Grün der Bäume, die Felsen rundherum, immer wieder blühende Blumen in allen Farben. Die Poebene liegt endgültig hinter uns, dieses auf und ab macht einfach Spaß. Die Beine laufen, steigen fast von selber, die Sinne berauschen sich an der Vielfalt der Natur. Durch ein „Kiwitunnel“ hindurch erreichen wir den Kirchplatz von San Lorenzo, das B&B hier oben verschmähen wir, laufen weiter einer rot weisen Markierung entlang. Erst spät fällt uns auf, dass kein schwarzer Pilger mehr auf dieser Markierung ist. Immer weiter führt der Weg hinauf, das kann nicht mehr stimmen. Umkehren? Nein! Irgendwo muss doch ein Abstieg kommen. Weiter vorne ist ein Dorf zu sehen, jedes Dorf hat eine Zufahrtsstraße vom Tal. Durch Weinberge und abermals Weinberge kommen wir beim Dorf an, ein Schild weist nach unten. Aber… der Weg hört auf. Ein paar Leute gefragt, die deuten und erklären, noch ein paar Versuche durch private Anlagen, dann endlich haben wir es geschafft. Wo sind wir hier? Es müsste Torredaneli sein, Übernachtung? Fehlanzeige, aber drüben auf der anderen Seite des Flusses Dora Báltea soll es ein Minihotel geben. Auf dem Weg dorthin, der SS 26 entlang, überrascht uns ein anderes Hotel. Nichts wie rein, für heute reicht es und zudem ist der Preis durchaus akzeptabel mit Halbpension und einem sehr leckeren Essen.
Torredaneli -
09:00 – 11:30 223 ^ 195 10 km
Weit sind wir gekommen gestern, das heutige Ziel Pont-