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52 07.09.2016 Mittwoch Lipica -
Auch heute windig und frisch, aber kein Regen. Ein langes Stück um das Gestüt (kennen wir schon von gestern), dann ab in die Büsche. Aufstieg zum Monto Cocusso/Kokos, 270 Höhenmeter. Hier im Gebüsch und später im Wald spürt man den kalten Wind nicht so, man kommt ins schwitzen. Monto Kokos, ich mache Witze, sage zu Christa „pass auf, das dir keine Kokosnuss auf den Kopf fällt“. Gleich darauf saust nicht weit von mir ein Ast vom Baum herunter, da bin ich dann doch lieber wieder still. Plateau erreicht, Bäume ringsherum lassen nur wenig von der gepriesenen Fernsicht zu, der Wind ist aber deutlich zu spüren.
Sind froh, auf Schotterstraßen absteigen zu können, da sind wir wieder geschützter. Ein Wanderpaar kommt entgegen, Leute haben wir die letzten Tage fast gar keine mehr gesehen. Gut aufgepackt marschieren sie an uns vorbei, nur ein karges „Hallo“ ist zu vernehmen. Schade. Bei Krvavi Potok eine Colapause, die Gaststätte kommt gerade recht. Dort haben wir auch Gelegenheit, den Weiterweg zu planen. Der AAT verläuft wieder einmal anders als im GPS, wir entscheiden uns für letzteres, das war die urspüngliche Route, die neue verläuft entlang der Bundesstraße.
Gut eine Stunde laufen wir schon, ohne einen Wegweiser gesehen zu haben, aber was soll`s. Tatsächlich Bank mit Tisch, das nützen wir, ein paar Meter weiter, ein AAT Schild (Aufschrift 12 km bis Lipica). Das gibt`s doch nicht, denken wir. Dann mogeln wir uns bis Draga Sant`Elia durch (dort wollte ich gestern übernachten).
Der Rosandratal-
Angela und Gottfried freuen sich wie wir auf dieses unverhoffte Wiedersehen. Jetzt können wir nachholen, was wir unlängst bedauert haben. Einiges haben wir zu erzählen (gegenseitig). An dieser Stelle noch mal Danke für den Kaffee und für Eure Herzlichkeit.
Gottfried gab noch den Tipp, obenrum zu gehen in Richtung Bagnoli/San Dorligo. Nun ich nahm nicht viel Notiz davon, haben ja unseren Reiseführer, werden uns an den halten. Also laufen wir erstmal nach der Beschilderung weiter, auf herrlichem Weg. Dort oben steht die Kirche Santa Maria in Siaris, vermutlich die älteste Kirche in dieser Gegend. Der AAT zeigt aber am Abzweig vorbei. Wir sind noch so euphorisch von der Begegnung und den landschaftlichen Eindrücken, das wir uns nichts dabei denken. Bis wir in Bagnoli ankommen. Dort erst lesen wir im Wandeführer von der schönen Kirche, dem imposanten letzten Aufstieg und der Sicht nach Muggia. Das wäre ein „würdiger Abschluss“ der gesamten Tour, steht da. Wir sind enttäuscht. Was tun?
Wir drehen um und steigen den ersten Pfad nach oben, er hat eine rot-
Zurück in Bagnoli suchen wir eine Übernachtung, B&B 1 hat nichts mehr, B&B 2 auch nichts. So stehen wir vor einem Abzweig und laufen auf diesem weiter nach San Dorligo. Das bedeutet noch mal ein Aufstieg und 1 ½ Stunden zu laufen. Im Ort dann bei einer Trattoria nach einer Übernachtung gefragt, die Antwort; „hier gibt es keine, da müsst ihr weitergehen bis Bagnoli“. Bumm, das sitzt! Warum ist dies dann als Etappenende so verzeichnet? Wir schimpfen und hadern! Hilft alles nichts, bei einem Brunnen frisches Wasser gefasst und auf der Fahrstraße nach Bagnoli zurückgekehrt. Erst bei der zweiten Bar bekommen wir Hilfe. Die nette Bedienung /Juniorwirtin, schickt uns zu einer 3. Adresse. Schellen, keiner macht auf, keiner da. Zurück zur Bar. Sie ruft an, 3 Minuten später quitschen Reifen, die Dame ist da. Der „rettende Engel“, wie ich sie später nenne. Betten müssen erst gemacht werden. Wir duschen, sie fährt uns zu einer nahen Pizzeria, dort gegessen und zurück ins frisch überzogene Bett.
53 08.09.2016 Donnerstag Bagnoli -
Obwohl hundemüde konnte ich nicht schlafen. Nach wie vor spuckte der Cippo Comici und der Monte Corso in meinem Kopf herum. Ich möchte da noch rauf! Christa auch? Ich bezweifle, dann wird die letzte Etappe wieder eine sehr lange und anstrengende. Zudem will uns ja unser „Engel“ morgen nach San Dorligo rauffahren, wir haben schon eine Zeit ausgemacht.
Der Wecker läutet, missmutig stehe ich auf, nur andeutungsweise spreche ich über meine Wünsche. Gehen ins Cafe zum Frühstücken. Erst hier fallen auf beiden Seiten Steine vom Herzen, auch Christa will zurück. Zurück zu der Kirche, zu dem Aufstieg. Warum nur machen wir uns manchmal das Leben selbst so schwer? Aussprechen was man denkt und will und nicht „meinen“ was der andere „wollen oder nicht wollen könnte“!!
Beschwingt steigen wir auf dem Steig zurück in die Rosandraschlucht. Wieder Sonnenschein, aber nach wie vor der starke Wind. Diesmal machen wir es richtig, kein Abzweig „vor dem Abzweig“, noch mal schweisstreibend die schottrigen Serpentinen hoch. Die Kirche ist erreicht (obwohl wir erst gar nicht glaubten, das es die richtige ist), die hatten wir uns größer vorgestellt und leider verschlossen. Schon hier eine herrliche Aussicht, wie wird das erst oben sein? Der Pfad wird steiler, zum Teil sind die Stöcke hinderlich, da nimmt man besser die Hände zu Hilfe. Der Wind wieder böig und unberechenbar, immer wieder legen wir „Windpausen“ ein, besonders oben auf dem Grat, das es noch zu überschreiten gibt. Wir fühlen uns wie im Hochgebirge. Die Talblicke, besonders runter zum Dorf Botazzo, umwerfend.
Wir treffen auf den Weg CAI 25 und tauchen in dichten Laubwald ein. Weitere 80 Höhenmeter später sind wir auf dem Monte Corso, glauben wir, Gipfelkreuz haben wir keins entdeckt und auch nicht gesucht. Hier im Wald laufen wir einfach den markierten Wegen nach und stehen urplötzlich am Waldrand. Vielleicht 10 Meter danach eine Geländekante, ein jäher Abbruch, der den Blick über Triest, Muggia und das Meer freigibt. Tief unter uns liegt Bagnoli, sogar unser Quartier ist auszumachen, ein Traum. Wir können uns kaum sattsehen!
Ein Pfad führt entlang der Geländekante und später nach unten, irgendwann erreichen wir den Abzweig der von Bagnoli heraufführt und gestern schon begangen wurde. Nach San Dorligo laufen wir fast 4 Kilometer lang in lichtem Wald dahin bis Caresana, sehr angenehm bei diesen warmen Temperaturen heute. Dann aber kommen wir mächtig ins schwitzen, südseitig müssen wir absteigen in dichtem Gebüsch, wo sich kein Lüftchen regt. Hier wird Wein angebaut, logisch bei diesen Bedingungen. Neben der Fahrstraße unten im Tal haushohes Bambusgebüsch, in dessen Schatten erreichen wir einen super Rastplatz. Unter dem Tisch sind Wasserflaschen, geschützt vor der Sonne mit nassen Tüchern. Eigentümer der „Plantage“ sind nicht zu sehen, wir fühlen uns hier pudelwohl. Am Laghetti delle Noghere vorbei (wir sehen nichts von einem See), das ist eher Sumpfgebiet. Falsche Fährte nach dem großen Kreisel der bald folgt, das wird aber schnell korrigiert.
Dann der allerletzte Aufstieg, rauf nach Santa Barbara, das liegt etwa 180 Meter höher. Noch mal eine Plagerei, äußerst grober Schotter erschwert das Gehen hier ungemein. Aber nicht gejammert, das Ziel liegt nun so nahe! Oben dann ein mords Gekläffe, zwei Hunde, eingezäunt, gebärden sich wie wild. Drei italiensche Frauen kommen von rechts den Berg hoch, auch sie haben Hunde dabei, das Caos ist perfekt. Wir achten nicht mehr auf die Wegführung und laufen prommt die falsche Richtung runter. Kein Schild mehr, zurück und wieder bei den Hunden vorbei? Wollen und machen wir nicht. Ein Versuch auf anderem Weg zum Ausgangspunkt zurückzukommen erweist sich als Sackgasse. Also runter, auch da kommen wir nach Muggia. Das Meer vor uns, der Geruch von Wasser und Hafen, aber noch sind es zwei Kilometer. Dann, die ersten Häuser, der erste Eindruck, der erste kleine Hafen mit Segelbooten. Wo werden wir unterkommen?
Ich sehe ein Schild; „Campingplatz“ und denke dabei nicht an Übernachtung, sondern an Strand und ein Bild von uns beiden mit den großen Rucksäcken. So laufen wir „meinem“ Ziel entgegen. Endlich ist so etwas wie Strand da, auf der betonierten Promenade liegen Sonnenhungrige, nur wenige schwimmen im Wasser. Christa wird es mitlerweile zu bunt, denkt, ich wollte tatsächlich noch bis zum Campingplatz in ungewisser Ferne laufen und legt Protest ein. Ich bitte eine jüngere Frau uns abzulichten. Erledigt und zurück in die Stadt. Dort noch einen netten Platz gesucht für einen Cappucino. Am Ortseingang waren Hotels, wissen wir. Dorthin zurückgekehrt und eins gefunden. Direkt am Meer, Zimmer mit Seeblick und günstig. Was will man mehr? Wir sind glücklich! Wir haben es geschafft, nach 37 Wandertagen haben wir das Ziel erreicht, wir sind stolz auf uns!
Noch ein Stadtbummel, stärken an einem Inbiss, viel zu essen brauchen wir heute nicht mehr und zum Abschluss ein Eis.
09.09.2016 Freitag Muggia Ruhetag / Baden
Ein Tag in Muggia ist Pflicht. Wenn man soweit gelaufen ist und das Wetter so schön ist, muss man in das kühle Nass springen.
Vorher erkunden wir die Rückfahrt für morgen. Und das entpuppt sich als gar nicht so einfach. Mit dem Bus oder mit dem Schiff nach Triest? Wo ist der Bahnhof dort drüben, in Hafennähe? Wo fährt der Bus weg und wo die Fähre? Die Information auf Muggia hat geschlossen, nur an Plakaten und Abfahrtsplänen kann man sich orientieren. Wir fotografieren den Abfahrtsplan der Fähre und wo diese liegt. Dann machen wir uns auf die Suche, wo ist der Kai? Wandern die ganze Promenade hinauf bis nach San Rocco. Nirgends ein Hinweis oder ein Häuschen wo die Fähre wegfährt, bzw. wo man die Fahrkarte kaufen könnte.
Bei San Rocco schließlich frage ich weit draussen auf einem betonierten Steeg einen Mann in einer kleinen Hütte danach (es war eine Bootstankstelle). Dieser schickt mich/uns wieder nach Muggia zurück, dort wo die vielen Seegelschiffe sind. Wirklich, dort angekommen, laufen wir wieder auf einem betonierten Steeg hinaus und sehen einen Pfosten mit Schild (wie an einer Bushaltestelle). Darauf die Abfahrtszeiten nach Triest und umgekehrt. Das hätten wir also.
Dann ab zum einkaufen und endlich zum baden. Herrlich erfrischend das Wasser, schön darin zu liegen und sich treiben zu lassen. Wir schauen den Menschen zu und den Schleppern, die riesige Containerschiffe in den Hafen nach Triest ziehen. Nochmal ausruhen und in das Klasse Restaurant gleich nebenan. Abendessen auf der Terrasse mit Mehrblick.
10.09.2016 Samstag Heimreise
Um 8:25 Uhr fährt die Fähre, Fahrkarten sind auf dem Schiff zu lösen, um 11:00 Uhr fährt der Zug in Triest ab. Das hat die nette Hotelbesitzerin gestern noch für uns ausfindig gemacht (Vormittag war sie nicht da). Da haben wir genügend Zeit, alles ist ohne Stress locker zu erreichen.
Machen noch Bilder vom kommenden Schiff, auf das unsere Rucksäcke warten. Noch 2 AAT Gänger (ein Österreichisches Paar) haben in dem Hotel genächtigt und fahren heute ebenfalls zurück. So haben wir auf dem Schiff noch eine nette Unterhaltung. Der Himmel ist überzogen mit Wolken, das erzeugt mystische Bilder während der Überfahrt. Ca. 15 Minuten zum Bahnhof, ein Zug fährt sogar eher, dafür knapp 2 Stunden Aufenthalt in Verona.
Ab Mestre (Venedig) haben wir in der 6er Kabine Gesellschaft von einer Frau mit Tochter und dessen Freundin. Unterhaltung bis zum Schluss. Besser; Unterhaltung bis zum Abwinken! Zuviel ist einfach zuviel! Alexander holt uns um 19:45 Uhr in Rosenheim ab.