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Die Osterferien kommen immer näher, es kribbelt in den Füßen und in den Köpfen nistet sich das Wanderfieber ein. Entgegen unseren „Plänen“, in den Oster-
Der Winter mit seinem vielen Schnee erschwert die Planungen. Den Salz-
Dann macht es klick und das Ziel ist klar. Wir pilgern wieder einmal, diesmal auf dem Benediktweg. Ein Rundweg mit ca. 250 Kilometer Länge, direkt vor der Haustüre, über Wasserburg, Altötting, Marktl, Burghausen, Tittmoning, Traunstein, vorbei am Chiemsee und über Wasserburg wieder nach Hause. Besuchen die Stationen des Lebens von Papst Benedikt den XVI, wo er in seiner Kindheit und Jugendzeit als Josefh Ratzinger gelebt, bzw. später gewirkt hat.
Ich bestelle Pilgerausweise in der Pilgervereinigung Rohrdorf und lasse sie in unserer Pfarrei St. Cyriacus in Edling abstempeln. Dann kann es losgehen……
01 Sa 17.03.18 Edling -
Unser Einstieg in den Pilgerweg ist bei der Umgehungsbrücke über den Inn, dort führt er von Wasserburg kommend zur Brücke hoch, überquert das Gewässer und lässt uns auf der anderen Innseite weiterlaufen nach Odelsham. Fast schon Sinnbildhaft fährt gerade ein Traktor auf einer kleinen Anhöhe und verteilt Gülle auf die Wiese. Die Kirche ist leider geschlossen, in das nahe Cafe wollen wir nicht einkehren um Pause zu machen. Kalt pfeift uns der Wind um die Ohren auf unserem Weg querfeldein in Richtung Obermühle. Vorbei an Gehöften, Wiesen und Feldern in angenehmem auf und ab.
Jetzt ist es aber höchste Zeit um Pause zu machen, an windgeschützter Stelle baue ich mir eine „Behelfsbank“, Christa nützt einen kleinen Erdhügel an einer Mauerecke. Warmer Tee tut jetzt gut. Auf dem Weiterweg nach Nemeden kürzen wir durch den Wald ab. Die geteerte Straße nach Meinham vermeiden wir so. Herrlich, bei Vogelgezwitscher so durch den Wald zu laufen. Weicher Untergrund, moosbedeckter Waldboden, die paar Pfützen und immer wieder von Traktoren ramponierten Wegstücke, nehmen wir gerne in Kauf.
Ein Ehepaar kommt uns entgegen, sie fragen neugierig ob wir nach Altötting pilgern. Und schon sind wir in ein nettes Gespräch verwickelt. Die beiden sind froh, nach längerer Krankheit des männlichen „Parts“, zumindest wieder kleinere Strecken laufen zu können. „Ja, das Rausgehen in die Natur ist uns schon abgegangen“, beteuern sie. Er gibt mir noch Tipps, dann trennen sich unsere Wege.
Bis Schambach quält uns wieder langweiliger Teer, dann wechseln wir bei der ersten Gelegenheit in den Wald und finden auf der Höhe von Teufelsbruck (andere Innseite) einen schönen Steig an der Innleite entlang.
Den Original Benediktweg, der ja ein Radweg ist, haben wir zwar wieder verlassen, gehen aber lieber auf Fußwegen weiter. Runter zum Inn, am Waldrand entlang über Wiesen, der Weg hört auf, aufwärts zu einem Gehöft und auf dessen Fahrweg wieder durch Wald.
Ab Au im Wald dann, tun sich keine Schwierigkeiten bezüglich der Wegfindung mehr auf. Schön langsam tun die Füße weh, eintönig ist das Gehen geworden, monoton. Dunkelgrüner Schachtelhalm, ein paar Schmetterlinge und wenige Bienen sorgen für etwas Abwechslung. Der Bahnhof ist unser Ziel, fahren ja mit dem Zug zurück nach Hause. Der Himmel hat sich verdunkelt, vereinzelt sind Regentropfen zu spüren, so halbwegs trocken kommen wir am Bahnhof an. 45 Minuten Zeit bleiben uns, solange müssen wir auf den Zug warten. Das Cafe hat zu, so „vergnügen“ wir uns im Bushäuschen mit umständlichem Umziehen (die Klamotten sind feucht), trinken warmen Tee und siehe da, die Zeit vergeht doch recht schnell.
02 Di 27.03.18 Gars -
Sollen, oder wollen wir heute wirklich gehen? Die Wetterprognose ist alles andere als erfreulich und es soll die nächsten Tage nicht besser werden. Nun ja, probieren wir es halt, wenn meine Stimmung auch nicht die beste ist.
Gehen zum Edlinger Bahnhof, der liegt näher. Aber, es fährt kein Zug um 08:45 Uhr, erst um 09:15 Uhr, somit können wir um 09:00 Uhr auch nicht in Wasserburg Bahnhof abfahren und müssen bis 10:00 Uhr warten. 45 unnütze Minuten am Bahnhof, warum sind wir eigentlich schon um 06:45 Uhr aufgestanden?
Komischerweise belustigt mich unsere Situation mehr, als dass ich hadere. Trinken einen großen Cappuccino im Bahnhofscafe und warten der Dinge. Eigentlich könnten wir gleich die Tikets für unseren Sommerurlaub kaufen, denke ich mir, da sperrt der Bahnbedienstete den Schalter zu. Wahrlich nicht unser Glückstag. Steigen in Gars Bahnhof aus, gehen die ersten Schritte, es beginnt zu nieseln, wenig später gießt es. Regenklamotten raus und die Rucksäcke geschützt. Überqueren die Innbrücke und finden einen schönen Fußweg hoch zum Marktplatz. Christa kauft noch eine Schnur, ich fotografiere ein paar schmucke Häuser. Dann marschieren wir weiter zum Kloster, ich will einen Pilgerstempel.
Der Pförtner führt mich in ein Büro und schon bin ich mittendrin in einer regen Unterhaltung. Die dritte Dame die in den Raum kommt, bietet uns später sogar einen Kaffee an. Dieser erste Stempel sollte unser einziger bleiben. In den Kirchen lag nirgends einer auf und immer im Pfarrbüro nachzufragen war mir zu beschwerlich und zeitaufwendig.
Unser Weiterweg ist wieder eine eigene „Produktion“. Verläuft der Originalweg auf der Fahrstraße bis nach Aschau, bevorzugen wir Nebenstraßen und Waldpfade. So laufen wir über Haas und Osterreit weiter nach Doblmühle und Dornhecken. Mangels Sitzbänken ließen wir uns im Windschatten eines Pumphauses zu einer Pause nieder, zu regnen hat es längst aufgehört.
Steigen später bei Weingarten nach Stampfl auf und haben einen wunderbaren Blick hinab zum Kloster Au, mit der eindrucksvollen, ehemaligen Augustiner-
Joseph Ratzinger erhielt hier im Kindesalter Musikunterricht auf dem Harmonium.
Über Ensdorf und Hopfgarten gehen wir weiter zur schönen Kirche von Winterberg, welche gerade einen „Osterputz“ bekommt. Dann verschluckt uns der Wald. Wunderbar hier zu wandern, die ersten Blumen lachen uns an (Veilchen, Buschwindröschen und Leberblumen).
Der Wald lichtet sich und gibt einen tollen Blick über Aschau am Inn frei. Bin ein bisschen stolz auf mich, diesen Weg gefunden zu haben. Tausendmal schöner als unten auf der Straße zu laufen. Über Hörmannsberg steigen wir nach Aschau ab und gehen zur Kirche.
In Aschau am Inn wohnte die Familie Ratzinger von Dezember 1932 bis ins Frühjahr 1937. In seiner Cronik schreibt Ratzinger; „Kurz vor Weihnachten bezogen wir unsere neue Heimat in Aschau am Inn, einem behäbigen Bauerndorf mit großen ansehnlichen Höfen. In der Mitte des Dorfes stand, wie es sich für Bayern gehört, eine stattliche Brauerei, deren Wirtshaus Treffpunkt der Männer an den Sonntagen war. Das bäuerliche Leben war noch in einer festen Symbiose mit dem Glauben der Kirche zusammengefügt; Geburt und Tod, Hochzeit und Krankheit, Saat und Ernte“.
Joseph besuchte in Aschau am Inn die Volksschule und empfing die Erstkommunion.
Im dahinterliegenden Friedhof stehen Bänke. Erinnerungen werden wach wie vergänglich das Leben doch ist. Ein Cousin ist hier begraben und eine Tochter von ihm. Wir erfreuen uns bester Gesundheit und wandern durch die Gegend.
Unser Outfit und unsere Rucksäcke sind auffällig, ein paar Leute sprechen uns an. In der Regel sind das meist wanderfreudige Personen.
Wir müssen weiter. Die Schilder an der Straße leiten uns nach Aschau Werk, wir bewegen uns wieder auf Radwegen. Jetzt gilt es die letzten 5 Kilometer „zu fressen“. Rechts, links, rechts, schon haben wir den Randbezirk von Waldkraiburg erreicht. Der Bahnhof wird angepeilt, leider wird es nichts mit einem Treff mit Bekannten, welche sogar ein Fremdenzimmer hätten.
Es zieht sich, die Stadt ist doch recht groß. Wir müssen aufpassen nicht in einer Sackgasse zu landen, über die Geleise führen nur wenige Straßen. Geschafft, der Übergang ist gefunden, nur noch 1 ½ km und der Bahnhof ist erreicht. Wieder 45 Minuten Zeit, diesmal können wir aber in der Sonne sitzen und auf den Zug warten. Um 18:00 Uhr sind wir zuhause.
03 Mi 28.03.18 Waldkraiburg -
Wieder um 7:00 Uhr aufstehen, Morgentoilette und Frühstücken. Heute laufen wir schon zeitig los und zwar gleich nach Reitmehring. Diesmal sind wir so früh dran, dass wir noch genügend Zeit haben, gleich ein Tiket für unseren Urlaub im Sommer zu kaufen.
Unser Navigationsgerät führt uns gut aus der Stadt, bei den Kläranlagen liegt diese dann hinter uns, es wird ruhiger. Statten der Kirche in Pürten einen Besuch ab und bitten um gutes Wanderwetter. „Auf dieser Straße waren wir doch schon mal“, sage ich zu Christa. „Ja, an den Berg da vorne kann ich mich auch erinnern“, meint sie, „das war bei einer Radtour“. Der Berg, er geht rauf nach Ebing und von da weg relativ eintönig und flach, durch viel Wald zum noch weit entfernten Kloster Ecksberg. In einem Bushäuschen gönnen wir uns erst mal eine ausgiebige Pause. Windgeschützt sitzen wir da und stärken uns. Kaum wieder unterwegs werden wir bellend an die nächsten Hundebesitzer weitergemeldet. Eine Frau schildert lachend das Verhalten ihrer zwei Vierbeiner, die wegen uns, aus dem Hinterhof unbedingt in den Vorgarten wollten. In Ecksberg sind zwei Pferde enttäuscht darüber, nichts von uns zu bekommen.
Nach einem Besuch der Klosterkirche, steigen wir im Osten die Leite entlang ab und kommen Mühldorf immer näher. Wandern unter der Hauptstraße hindurch und folgen dann schmalen Straßen unterhalb des Hanges. Irgendwann wird ein schottriger Fußweg daraus, ein leise plätschernder Bach begleitet uns durch Wald. Viele angenagte Bäume weisen auf ein Biberproblem hin. Der Mensch hat weitere Bäume mit „Drahtzäunen“ geschützt.
Mühldorf; rein ins Zentrum, mittendurch. Da wird es doch wohl ein Cafe geben. Gibt es und dazu Käsekuchen und später Gespräche rund ums wandern und Tipps für den Weiterweg. Über die Innbrücke und auf der rechten Flussseite dahin.
Erstmal aber noch schnell die Regensachen raus, noch im Cafe hatte ich meine Regenhose wieder ausgezogen, jetzt überrascht uns ein kurzer Schauer. Das war`s dann auch schon wieder.
Wir erreichen Polling, ich frage zwei Frauen nach einer Übernachtung, „hier gibt es leider nichts“ ist die Antwort. Also weiter auf dem Radweg nach Tüßling. Noch drei Kilometer die etwas wehtun, das monotone Gehen ist anstrengender als ein abwechslungsreicher Waldweg.
Vorbei am 1583 erbauten Schloss, noch kurz in die Pfarrkirche St. Georg (1725/1726) und am Marktplatz den Gasthof Steiner gesucht, der wurde uns empfohlen.
Die junge Dame in der Metzgerei macht keinen optimistischen Eindruck was eine Übernachtung angeht, es ist Ruhetag. Sie geht aber den Wirt suchen und wir können bald darauf durchatmen. „Selbstverständlich habe ich ein Zimmer für euch“ begrüßt er uns, „ihr seid zu Fuß da“? „Radfahrer kommen öfters, aber auch noch nicht viele um diese Jahreszeit“.
Wärend er redet, führt er uns zu einem normalen Wohnhaus wo die Zimmer sind. Und redet weiter, erzählt Anekdoten von seiner Mutter und Papst Benedikt, die ihn mal bekocht hat, als er noch Kardinal war. Christa setzt sich auf einen Stuhl, ich stehe mir die Beine in den Hintern. Es ist schön Unterhaltung zu haben, doch jetzt wünschten wir uns etwas Ruhe. Könnten es ihm aber auch sagen, tun wir aber nicht. Und so freuen wir uns noch mehr als sonst, als wir unter die Dusche hüpfen.
Zum Abendessen suchen wir eine Gaststätte auf, Hirschgulasch steht auf der Tageskarte, das nehmen wir.
04 Do 29.03.18 Tüßling -
Die Wetterprognose für heute könnte nicht schlechter sein. Auf dem Weg zum Abendessen gestern hat es schon geregnet und die ganze Nacht über. Jetzt wo wir zum Frühstück gehen, nur noch leichter Nieselregen.
Frau Wirtin und die Bedienstete sagen nur das nötigste, ist ja auch ok. Und, der Hausherr macht das alles wieder wett. Ca. 20 Minuten nimmt er sich Zeit um mit uns zu ratschen, über Gott und die Welt. Dank eigener Metzgerei sei seine Gaststätte noch einigermaßen lukrativ, aber natürlich sehr arbeitsintensiv. Der Himmel ist trübe, zumindest regnet es nicht mehr, als wir aufbrechen nach Heiligenstatt.
Natürlich statten wir der schönen barocken Kirche aus dem 14. Jahrhundert einen Besuch ab. Nicht weit davon beginnt der Kreuzweg,. Bei der Hausnummer 10 schellen wir an der Haustüre, es öffnet Sieglinde. Christa hat sie bei einem Seminar am Wochenende kennengelernt. Sie war dann doch überrascht uns zu sehen, oft redet man ja so leichtfertig dahin und mit einem Besuch wird es dann doch nichts.
Dann sind wir auf dem alten Pilgerweg mit seinen Kreuzwegstationen aus dem 18. Jahrhundert. Wunderschön mit Blumen herausgeputzt. Der Mörnbach begleitet uns bis Altötting, das jährlich über eine Million Pilger besuchen. Logisch schauen wir in die Bruder-
Papst Benedikt ist ein großer Verehrer von Altötting. „Ich habe das Glück, ganz in der Nähe von Altötting geboren zu sein. So gehören die gemeinsamen Wallfahrten mit meinen Eltern und Geschwistern an den Gnadenort zu meinen frühesten und schönsten Erlebnissen meiner Kindheit“, schrieb er 2005 in den Stadtführer.
Einige Päpste haben in Altötting wertvolle Gegenstände gestiftet, Papst Benedikt der XV. vermachte sein goldenes Brustkreuz, an Papst Paul II. erinnern eine Bronzestulptur und eine von ihm gepflanzte Linde.
Pilgerstempel liegen in keiner der Kirchen auf.
Leider pfeift der Wind recht frisch über den Kapellenplatz, wir zünden noch Kerzen an und ziehen es vor, weiterzulaufen. Die vielen Bänke hier ignorieren wir. Wird schon noch was Windgeschütztes kommen.
Gleich mehrere Wege verlaufen nach Neuötting, dort haben wir auf dem Jakobsweg (Krumau – Wasserburg) schon mal übernachtet. Gleiches haben wir diesmal vor. Unser heutiger Weg verläuft am Mörnbach entlang durch schönen Wald, eingebettet in einer tiefen Senke. Kein Wind der bläst, aber Bänke zum rasten.
So schön diese Route auch war, wir kommen nicht zum Marktplatz in Neuötting. Nein, der Weg zieht auf der Westseite daran vorbei. Scheinbar sollen wir doch bis nach Marktl weiterlaufen. Christa sagte; „wenn wir schon eher ankommen, wäre eine Sauna nicht schlecht“. Zurückgehen wollen wir nicht, kommt noch was? An einer Gaststätte mit Zimmern kommen wir vorbei, nach Sauna sah sie in meinen Augen aber nicht aus.
Den Inn überquert und ab nach Marktl. Auf einer runden Säule steht; „Marktl 12 Kilometer“. Nicht wenig, jetzt ist es 13:00 Uhr, wir hatten aber mit noch mehr Kilometern gerechnet.
Wald, Vogelgezwitscher, Schilf, wenige Blumen, Wasser, von Bibern angenagte Bäume, ein paar Radfahrer, keine Fußgänger und keinerlei Höhenmeter, sehen, hören, spüren, oder erleben wir auf dieser Strecke und natürlich unsere Körper. Wir gehen und gehen, weil wir gehen wollen, sollen, müssen. Hängen unseren Gedanken nach, die in alle Richtungen schweifen; Vergangenheit, Kindheit, Familie, Beruf, Freunde, Verwandtschaft, traurige, glückselige, aufregende, zufriedene, lustige. Man hat Zeit, nichts stört oder hält einen dabei auf.
Zweimal Pause, immer mit Sonne, das Wetter hat sich gut gehalten. Zweimal auf natürlichem Untergrund (Hügel, abgesägter Baumstumpf). Zweimal wäre nicht weit davon eine Sitzbank gekommen, hinterher ist man immer schlauer. Einmal ratschen wir mit zwei Radfahrerinnen.
Das Tempo wird langsamer, es schlaucht. Nach einer Biegung ist ein Kirchturm zu sehen, na also, Ziel in Sicht, wohl wissend es dauert noch. Kurz vor dem Finish noch ein Uferpfad, über umgestürzte Bäume drüber oder unten durch. Wir stehen auf der Straße, wie kommt man zur Kirche hoch? Ewige Schleife, Marktplatz aber keine Gaststätte. Ich rein in eine Apotheke zum Fragen. Derweil unterhält sich Christa draußen mit einem Münchner. Die Dame in der Apotheke ist wirklich nett und freundlich. Erklärt mir den Weg zum Gasthaus Hummel, druckt in im PC aus.
Der Münchner kommt rein und hilft noch weiter, „man solle doch dort anrufen, auf Nummer sicher gehen“ meint er und schon zückt er sein Telefon. Bekommt die Nummer, ruft an; alles klar, Zimmer frei. Danke für alles. Wir schleppen uns die letzten 10 Minuten bis zum Quartier, ein schönes Haus. Duschen, die Strapazen sind vergessen, runter zum Abendessen, heute darf es ein Corden bleu sein.
05 Fr 30.03.18 Marktl -
Zurück zum Marktplatz, dort steht das Geburtshaus von Papst Benedikt XVI, ein ehemaliges Mautgebäude aus dem Jahr 1748. Er wurde als drittes Kind der Eheleute Josef und Maria Ratzinger am 16. April 1927 geboren. Natürlich schauen wir auch in die Pfarrkirche St. Oswald, die 1857 wieder errichtet wurde. Noch am Tag seiner Geburt, es war ein Karsamstag, wurde er getauft.
Dunkle Wolken türmen sich auf und ziehen über den Himmel, nach Regen sieht es aber nicht aus, als wir über die Innbrücke wandern. Erst dem Radweg entlang, etwas verwirrend die Wegführung durch einen neuen Kreisel und neuen Straßen. Scheinbar gibt es auch einen neuen Radweg direkt nach Burghausen, sollen wir dem folgen?
Er wäre sicher kürzer, verläuft die meiste Zeit neben der Bundesstraße und ist damit wohl sicher laut. Den Originalweg (Radweg) will ich auch nicht folgen, auch Teer und dazu Umwege. So suchen wir den im Navigationsgerät gespeicherten Weg. Gar nicht so einfach, der wird nicht oft begangen, durch ein verwachsenes Zauntor hindurch, dann stehen wir im Wald. Eine Spur ist aber dennoch deutlich zu erkennen. Und, viel schöner dazu laufen als neben der Straße. Querfeldein geht es dahin, nach ca. einer Stunde lädt tatsächlich eine Bank zur Pause ein. Unter dem „Pilz“ (runde Bank um den Baum, ist mit einem runden Dach geschützt) fühle ich mich wie eine Märchenfigur. Die Sonne strahlt durch die lichten Bäume und wärmt uns.
Vogelgezwitscher durchdringt die Ruhe des Waldes, ich denke an die wunderbare Schöpfung, aber auch daran, was der Mensch alles zerstört.
Burghausen bekommt einen neuen Ringkanal, Erdarbeiten und riesige Rohre machen uns etwas unsicher. Kann man durch diese riesige Baustelle gehen? Zumindest arbeitet heute keiner, es ist Karfreitag. Drei Jogger (Ehepaar mit Tochter) kommen entgegen und geben Entwarnung auf meine entsprechende Frage.
„Wo kommt ihr denn her“? sind sie neugierig und „wo wollt ihr hin“?
Noch einen guten Kilometer im Wald dahin, eine größere Straße überquert. Über den Vorort Badhöring erreichen wir die Burgkirchener Straße, überqueren diese und sind bald in der alten Herzogstadt an der Salzach. Ein schöner sonniger Platz in der Fußgängerzone, freie Bänke, aber nicht mehr lange. Es ist 13:00 Uhr, der Hunger macht sich bemerkbar, Zeit etwas zu essen.
Die längste Burg Europas ist bald gefunden, von dem Panoramasteig aus ein wunderbarer Blick zur Burg und hinab zum blaugrünen Wöhrsee. Ich laufe noch einige hundert Meter in die gut besuchte Befestigungsanlage, Christa wartet draußen und bewundert derweil einige Oldtimer. Quartier gesucht; dazu steigen wir ab nach Altburghausen und werden am Hauptplatz im „Bayerischen Hof“ fündig. (Quartiere wären weiter unten noch mehr zu finden gewesen).
Was an diesem Platz nervt, ist das sehr hohe Verkehrsaufkommen, der Platz an sich glänzt mit alten, schmucken, denkmalgeschützten, historischen, Amts-
06 Sa 31.03.18 Burghausen -
Gestern schon haben wir uns nach dem Weg erkundet. Er würde gleich unten neben der Salzach weiterführen. Mein Navigationsgerät „rät“ aber, über die Burg zu gehen. Das ist sicher schöner und abwechslungsreicher. Christa willigt ein und ist später froh darüber.
Noch kurz eingekauft, dann die Stufen rauf. Mal links mal rechts, die Aussicht über die Altstadt wird immer besser. Oben angekommen wird der Berg gequert, unter der Burg hindurch, die über uns mit einer breiten Brücke verbunden ist. Durch ein Tor erreichen wir die Westseite und sehen den Wöhrsee unter uns liegen. Ein gut begehbarer Steig führt hinab. Wir
bewundern die hohen Mauern und vielen Türme, es ist schon ein gewaltiges Bauwerk. Wenn man bedenkt, dass es damals noch keine Kräne gab… Durch enge und überdachte Gänge am See entlang, schließlich rauf zum Pulverturm und dann runter zum Stadtrand. Die Salzach ist erreicht, am Uferweg wandern wir weiter Richtung Marienberg.
Irgendwann sollten wir den Uferweg verlassen, denke ich mir. Marienberg liegt auf einem Hochufer der Salzach, dort vorne ist es schon zu sehen. Wir nehmen den nächsten Abzweig, ein kleiner Steig wird betreten, der in den Wald führt. Oft wird der nicht begangen, zum Teil wächst er zu. Wir erfreuen uns an Buschwindröschen, Veilchen und Leberblümchen. Überqueren eine Fahrstraße und erreichen einen gut ausgebauten Fußweg. Ein Ehepaar überholt uns, die weibliche Seite spricht uns kurz an. Nach etwa einer halben Stunde ist die Rokoko-
Gerade verlassen wir die Kirche nach der Besichtigung, als uns das Ehepaar wieder entgegenkommt. Er ist Rentner, sie Lehrerin in einer Gehörlosenschule, welche Parallelen. Ca. 10 Minuten wird über alles Mögliche gesprochen, sie würde nur zu gerne ähnliche Wanderungen machen, bzw. pilgern.
Das nächste Ziel ist Raitenhaslach, hoffentlich mit einer Gelegenheit um Pause zu machen. Laufen erst der Fahrstraße entlang, um dann die Klosteranlage von „hinten“, von der Ostseite zu betreten. Die riesige und prächtige Barockkirche wurde 1694 – 1698 zum 600 jährigen Ordensjubiläum umgebaut. Ein Gasthaus steht in der weitläufigen Klosteranlage, wir nützen eine windgeschützte Bank für eine Brotzeit, haben ja alles dabei, sogar einen warmen Tee.
Der weitere Weg verläuft wieder an der Salzach entlang. Sind wir erst von der Landschaft noch angetan, ob der Farben von Gras, Schilf, Bäumen und Sträuchern, so verliert sich das später und wird eintönig.
Ein alter Grenzstein bringt Abwechslung und plötzlich verwandelt sich der Treppelweg in einen wunderschönen Pfad. Rauf und runter, links und rechts schlängelt sich dieser durch Gebüsch, Wald und Schilfstreifen dem Ufer entlang. Zwei Frauen kommen entgegen, sonst treffen wir niemanden. Viel zu früh müssen wir später wieder auf einen Dammweg wechseln. Für Pausen boten Baumstämme eine Sitzgelegenheit. Dort vorne bei der Brücke erreichen wir Tittmoning, laufen die Straße hoch und treten durch das Burghausener Tor in die ehemalige Salzburgerische Handelsstadt.
Sie war ab 1929 Wohnort der Familie Ratzinger die im sogenannten „Stubenrauchhaus“ gewohnt haben. Josepf Ratzinger schreibt in seiner zweiten Biografie von 1998; „Tittmoning ist das Traumland meiner Kindheit geblieben. Da ist der große, ja, majestätische Stadtplatz mit seinem noblen Brunnen, begrenzt vom Laufener und Burghausener Tor, von stolzen alten Bürgerhäusern umschlossen – wahrhaftig ein Platz, der größeren Städten Ehre machen würde“.
„Neueröffnung“ steht auf einem Banner in großer Schrift, welches an der Fassade des Hotels befestigt ist. Irgendwie schreckt mich das ab, wir gehen weiter über den Stadtplatz, finden aber keine Pension oder ein anderes Hotel. Gelangen zum Laufener Tor und merken, dort ist die Stadt aus. Hintenrum durch Gassen gelangen wir wieder zum Hotel zurück, statten aber vorher der barocken Klosterkirche noch einen Besuch ab, die gerade für die Ostermesse geschmückt wird.
Dann halt doch rein und gefragt. 4 junge Männer halten sich im Flur auf, von mir angesprochen, meint einer von ihnen; „Im Hotel wohnen seit ein paar Jahren Flüchtlinge, in ganz Tittmoning gibt es keine Übernachtungsmöglichkeiten mehr. Das Schild (Neueröffnung) gelte nur für die Gaststätte“. Bumm, das sitzt!
Der junge Mann hilft uns trotzdem weiter. „In Piedling“, sagt er, gibt es ein gutes Lokal, die haben auch Fremdenzimmer“. „Ich würde euch hinfahren, habe aber schon zuviel getrunken, meine Kumpels auch“, führt er weiter aus. Ich speichere den 6 Kilometer langen Weg auf meinem Handy, dann geht`s los.
Ein Lidl neben der Straße kommt gerade recht, brauchen noch dringend Proviant für die nächsten Tage. Wieder auf der Straße – Radweg – spricht uns eine Frau an, die einen Rollstuhl mit einem behinderten jungen Mann schiebt.
„Ich habe euch schon in der Kirche gesehen, seid ihr Pilger“? Wir bejahen und erfahren dann, sie pilgere auch und würde manchmal Gruppen führen. Wunderbar! Diese Begleitung beflügelt so richtig, tut gut, lenkt ab. Warum treffen wir dieses Gespann gerade jetzt, wo wir auf einem Tiefpunkt sind?
Manche Geschehnisse bei unseren Wanderungen sind schon sehr Rätselhaft. Irgendwann sagt die Begleitung Tschüss, sie müssen wieder zurück. Danke! Die weiteren 4 Kilometer strengen an, sie kommen uns endlos vor. Das Hotel Gruber erreichen wir gegen 18:45 Uhr, bekommen ein Zimmer und später im gut gefüllten Gastzimmer, einen Zwiebelrostbraten.