Upega - Rif. Alta Via - Wandern so lange der Urlaub reicht

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2017/18 GTA/ Grande Traversata delle Alpi und TurAlpZin

Fr 31.08. Upega  -  di Triora  9:15 – 13.15 10,2     490 ^ 410

Sitzen mit Thomas und Gaby beim ausgiebigen Frühstück, in einem Ort sind die Möglichkeiten halt wesentlich besser als in einer Berghütte. Es eilt nicht nix, im Wanderführer sind 2 ½ Stunden Wanderzeit angegeben, mein „Navi“ sagt 3 ½ Stunden. Die Tage über haben wir schon gelernt mit diesen Daten umzugehen.
Die beiden sind froh, heute eine kürzere Etappe gehen zu können, die letzten beiden hatten es in sich. „Ich glaube ich schaffe den Aufstieg nicht mehr“, sagt Thomas zu den letzten 300 Höhenmetern am gestrigen Tag.

Die Strecke führt durch den Campingplatz in den Wald, zurückblickend bewundern wir die Häuser des Ortes, die an den Berghang geklebt sind. Ein Bach versperrt den Weg, über Steine kommen wir schon rüber, ein Seil am Felsen hilft drüben weiter kraxeln zu können. Dann sind wir gefangen in einer wild wuchernden Landschaft. Hüfthohe Sträucher und Pflanzen, teils ist der Pfad nur noch schwerlich zu erkennen.
Es macht riesig Spaß da zu laufen, unmerklich gewinnen wir an Höhe. Später weicht der Pfad einer Straße, wir biegen in einen Forstweg ein, der zur Margheria Binda führt. Etwas steiler durch Wald, diesem Pfad folgen wir bis sich ein tiefes Tal auftut. Nicht weit davon steht ein Kreuz und eine kleine Marienkapelle auf einem Fels. Optimal für eine Pause bei trockenem Wetter und sonnigem Himmel.

Gaby und Thomas kommen, die Zweifel über die Richtigkeit des Weges sind vorbei. Die GTA Zeichen sind weg, offiziell endet diese ja bei Viozene, fünf Tage vor dem Erreichen des Mittelmeeres.
Wir blicken ins Tal, zum darüber liegenden Dorf und erkennen dabei, dass ein Erdrutsch einige Straßen und Häuser weggerissen hat. Befinden wir uns noch in im Piemont (Provinz Cueno), gehört die andere Flussseite schon zu Ligurien und dessen Regierung kümmert sich nicht um die Bergdörfer, für die Provinz Imperia zählt ausschließlich die Küste. Der Erdrutsch war schon 2016, seit dem ist nichts passiert! Im Ort Piaggia den wir bald darauf durchschreiten wird gebaut und die Hänge gesichert.


Unser Wanderweg ist gesperrt, also auf der Straße weiter, die in weitem Bogen in ein Tal führt und später eine Brücke über den Rio Bavera. Die Ampel ist auf Dauerrot geschalten, bedeutet auf eigene Gefahr. Hilft alles nichts, Monesi di Triora liegt auf der anderen Seite und da befindet sich das Albergo La Vecchia Partenza, das heutige Quartier. Übrigends eine großartige Unterkunft. Die Pächter sind über ihre Situation natürlich gar nicht glücklich, haben sie doch immense Einbusen wegen des Erdrutsches.

Sa 01.09. di Triora -  Colla Melosa 8:45 – 18:00 25,6   1283 ^ 1140

Ein Stein in Herzform (schon lange mitgeschleppt), Blumen und Ritter-Sport-Schokolade mit Erdbeergeschmack, sind meine Geburtstagsgeschenke, Danke!
Müssen wieder über die Brücke zurück, durch den Ort Piaggia, etwas oberhalb zweigt später der Steig hinauf zum Monte Saccarello ( 2165) ab. Wundern uns nochmal über das zerstörte Dorf und das jegliche Hilfe von Seiten der Provinz ausbleibt. Ziehen lange, immer aufwärts strebend, an den Grashängen entlang, ab und zu durchwachsen von Wacholderbüschen. Ein paar steile Serpentinen wechseln die Monotonie ab.


Der Redentore (eine riesige Christusfigur) ist weithin sichtbar. Erreichen eine Militärstraße die sich in weiten Kehren den Berg hoch quält. Einige Abkürzer entpuppen sich als Qual für uns Geher, da haben wir uns nichts Gutes angetan. Scheint bei uns noch die Sonne, bewölkt sich der Himmel vor uns zunehmend. Ca. 3 Stunden brauchen wir nach oben, der Redentore steht etwas abseits, dort wollen wir Pause machen.
Meine Befürchtung tritt ein, nach Süden ist nichts, aber gleich gar nichts zu sehen außer dichten Wolken, der Wind bläst kalt. Eine kleine Kapellennische nützen wir als Brotzeitplatz und sind dennoch begeistert von der Stimmung auf dieser Höhe.

Schwarze Wolken von Westen warnen vor Regen. Poncho drüber, Regenhose an und Rucksack geschützt und losgestiefelt, etwas zurück, dann zum Westabstieg des Monte Saccarello.
Da wettert es tatsächlich los, einige Graupel nageln ins Gesicht, der Spuck ist Gott sei Dank, bald vorüber. Der Steig nicht ohne, auch so schon ist Vorsicht geboten, da brauchen wir keinen Regen. Wind und Wolken bezaubern uns, pechschwarz, daneben Sonnenstrahlen, leuchtendes grün, weißgraue Felsen und verwitterte Bäume, herrlich. Einige Kehren entschärfen steile Flanken, überwiegend steigen wir über den Gratrücken ab und gelangen weiter unten auf eine Forststraße.
Vorsicht Biker! Gleich ein ganzes Rudel ist unterwegs, Wanderer sind rarer, 3 – 4 Leute beim Redentore, das war`s dann schon.

Gute 10 Kilometer stiefeln wir auf der Straße dahin, kommen gut vorwärts, erst durch Wald, viele hohe gelbe Blumen, als der Schotter gröber wird, geht es sich wesentlich schlechter. Mal etwas Regen, dann wieder nicht, eine solche „Nische“ nützen wir zur zweiten Pause. Prompt regnet es wieder als wir aufbrechen, gehen beim Schild „Ligurien“ vorbei, Wolken und Nebel verdecken bald alles. Um eine Biegung, die Straße krümmt sich um einen Berg, links geht es steil hinunter, die Sicht wird immer besser. Wahnsinn was sich da für ein Panorama auftut. Foto, Foto, Foto. Noch einen Kilometer so dahin, mäßig abwärts, das riesige Rifugio Monte Grai das aussieht wie eine Ruine zur rechten, unten im Tal der blaue Lago di Tenarda.



Bald kommt der Abzweig, ein Steig auf dem wohl Gaby und Thomas laufen, die als kleine Punkte zu erkennen sind. Dann haben auch wir das Rifugio Allavena erreicht. Hier gibt es mehrere Häuser, einige Autos parken hier. Noch ein junges Schweizer Pärchen schläft im 6 Betten-Zimmer mit Dusche und WC in dem Raum. Spare mir 3 Euro und dusche heute kalt.

So 02.09. Colla Melosa -  Rif. di Gouta 8:30 – 17:00 19,7 743 ^ 1073

Wir schaffen es, schon um 08:00 Uhr wegzukommen, das Wetter meint es gut mit uns. Sind sehr gespannt auf den Alpini-Steig in den senkrechten Felsfluchten des Monte Pietravecchia den Soldaten zu Kriegszwecken in die Felsen gesprengt, bzw. gebaut haben.
Gleich zweimal wählen wir trotz Navi den verkehrten Weg, finden aber zeitig wieder zurück. Dann ist der Einstieg gefunden und es wird alpin. Breit genug um ohne Seilhilfe gehen zu können, durch kurze Felsentore hindurch, der Abgrund zur linken wird immer tiefer. In leichtem Auf und Ab zieht der teilweise in den Fels gehauene Pfad durch schwindelerregende Steilwände.

Schotter und langes Gras erschweren das Vorwärtskommen zwischendurch, mal ist der Steig etwas ausgebrochen, da ist besondere Vorsicht angebracht. Kreuz und quer führt er an den Fluchten entlang, bis er vor einem großen Geröllabgang endet. Die Serpentinen die nach oben führen sind zerstört, so müssen wir uns selber die beste Möglichkeit zum Aufstieg suchen. Das strengt gewaltig an, sind froh nach 150 Höhenmetern wieder auf einen Pfad zu gelangen.
Oben angekommen warten Gaby und Thomas auf uns, sie machten sich schon Sorgen um uns, hatten uns weder gesehen noch gehört. Ihre Pause ist um, unsere beginnt.


Von der Gola dell`Incisa (1685) würde sich der Weiterweg teilen, auf der Ostseite weiter auf einem Alpini-Steig, die Westroute bietet freie Sicht über das Roya-Tal ist aber länger und es sind ein paar Höhenmeter mehr. Die Entscheidung fällt uns nicht schwer, die Ostroute ist je gesperrt. Es ist Mittagszeit, es bewölkt sich, Nebel fällt ein. Wie schon die Tage zuvor beginnt das Schauspiel mit Vorhang auf und Vorhang zu von neuem. Und ist sensationell, Felsstürze, Blumen, nichts, freier Blick, das beste; heute kein Regen.
Nach dem steilen Abstieg vom Passo di Fonte Dragurina (1810), treffen wir auf die Ostroute und laufen fast immer auf gleicher Höhe bleibend um Einbuchtungen, queren Hänge und Wände. Das Panorama bleibt faszinierend, unter den grauen Wolken ist das erste Mal so richtig das Meer zu sehen, ein Gefühl von Gänsehaut.

Der Steig wechselt in eine Forststraße, die Achtsamkeit beimGehen darf nachlassen, es wird wärmer, umziehen. Vorbei am geschlossenen Rifugio Murati, ein kurzer Waldweg, das Ziel ist erreicht. Etwas eigen der Wirt des Rifugio Passo Gouta, aber gute Laune, super Stimmung im Gastraum der richtig gut geheizt ist. Die Luft draußen hat merklich abgekühlt, es beginnt sogar zu regnen. Teilen uns dass 8 Bett-Lager mit Gaby und Thomas.
3 deutsche Radler aus der Rosenheimer Gegend erzählen von ihren Touren die sie seit 12 Jahren durchführen. 1 deutsches Paar ist auf Militärstraßen hierher gegangen, sie sei nicht schwindelfrei und könne so die Alpini-Steige nicht gehen, erfahren wir am Abend.


03.09. Rif. Di Gouta -  Rif. Alta Via 8:45 – 14:45 18,4 184 ^ 850

So schön das Lager ist/war, die Betten knarren bei jeder Bewegung. Sogar von den Nachbarkojen war das Geknarrze zu hören. Wir haben`s überlebt. Wo geht es lang? Links, rechts, geradeaus? Ich tu mich schwer mit der Wegfindung, Gaby und Thomas sind schon unterwegs. Bisher haben wir uns immer wieder getroffen, direkt zusammen sind wir aber noch nicht gegangen.
Gerade als ich losgehen will, sehe ich das Thomas seinen Hut verliert, ich laufe ihm nach und bringe ihm das gute Stück. Dabei merke ich, „unser“ Weg führt weiter vorne mit diesem zusammen. Christa kann also ruhig nachkommen, braucht nicht auf mich zu warten.

So kommt es, dass wir heute die gesamte Strecke über zusammen bleiben. Es gibt viel zu erzählen, man lernt sich besser kennen, wird vertrauter miteinander. Ich sage irgendwann zu Thomas; „das mit Deinem Hut, das war kein Zufall, es musste so sein“. Er lacht darüber, kann sich meinem Gedanken nicht so recht anschließen. „Schau mal“, führe ich weiter aus, „der Weg heute ist geradezu ideal, breit genug um nebeneinander zu gehen, die Gegend nicht so spektakulär das eine Unterhaltung störend wäre, sondern wie gemacht zum ratschen“. „Überhaupt glaube ich nicht an Zufälle, denke alles hat seinen Sinn, nur merkt man es in der Eile nicht“.


Bewegen uns überwiegend auf Schotterstraßen, nur so 2 Kilometer lang begehen wir einen schmalen Pfad der mit Stolpersteinen und Dornenranken etwas hinderlich ist. Blumen lassen uns viele Fotostopp`s machen und einige der leckeren Brombeeren wandern in unseren Mund. Dunkle Wolken ziehen vorüber, lassen uns aber in Ruhe, entleeren ihren Inhalt woanders. Sonne und Wind gestalten die Temperaturen unterschiedlich, so können wir zeigen das wir für alles gerüstet sind. Eine Jause zu viert, teilen unsere leckeren Sachen redlich, auch den saftigen Pfirsich. Der letzte Kilometer kommt uns länger vor, aber letztendlich stehen wir vor dem Tor des Rifugio Alta Via und werden von der alten netten Dame empfangen.

Einquartiert und im Garten Kaffee getrunken, so lässt sich`s leben. Ein schmuckes Haus das schon etwas ins Alter gekommen ist. Dann duschen, ruhen und warten auf das Abendessen. Sind neugierig was uns aufgetischt wird. Um 18:00 Uhr soll es soweit sein, meinte die Dame. Als wir eine viertel Stunde vorher aus dem Zimmer kommen, ist der Tisch schon gedeckt und die Speisen stehen auf dem Tisch. Sind nicht mehr ganz warm, schade. Die Herbergsmutter musste weg, kommt erst später wieder.

 
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