Drez´nica - Cormons - Wandern so lange der Urlaub reicht

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2016 Alpe-Adria-Trail / AAT

43  28.08.2016  Sonntag Drez´nica  -   Tolmin  24,7   849 ^ 1153

Gleich in der Früh gibt es Blumen  für das Geburtstagskind, das mit mir den AAT läuft. Die Wirtin schenkt uns je ein Fläschchen Schnaps. Ich will schon ablehnen, als Christa sagt, das nehmen wir für die Burschen mit, die treffen wir heute bestimmt wieder. Gesagt, getan.

Gemächlich zieht die Straße nach oben, daneben stehen immer wieder Skulpturen aus Holz geschnitzt, bzw. metallene Mahnmale, die an die Zeit des ersten Weltkriegs erinnern (Antikriegskunstwerke), steht im Wanderführer. Später wird der „Weg des Friedens“ steiler und führt durch mannshohes Gestrüpp. Zum Teil wachsen einem die Brombeeren direkt in den Mund. Da weit oben glaubte ich eine Kuh gesehen zu haben, zudem sind Rufe zu hören.

Kurze Zeit darauf kommen uns Pferde auf dem sehr engen Weg entgegen, geführt von Reitern. Wir drängen uns ins Gebüsch um nicht überrannt zu werden. Einer der Männer rutscht aus und hat selber Mühe, nicht unter die Hufe zu gelangen. Fotografieren? Ja, aber erst kommt die Sicherheit, ein Huf auf einem Schuh würde wohl das aus unseres Trails bedeuten.

6 Pferde mit je einem Reiter zwängen sich an uns vorbei, dann ist der Spuck vorbei. Das Geläuf ist dadurch nicht besser geworden, wir kommen aber unfallfrei bei der italienischen Militärkapelle an. Ein Relikt aus dem ersten Weltkrieg. Wir kommen wieder in den Triglav Nationalpark, die meisten Höhenmeter haben wir heute schon überwunden. Kurz über Wiesen mit herrlichem Blick auf den Krn, mit 2244 Metern die dominierende Bergspitze in dieser Gegend (auch liegender Indianer genannt).

Der Frontverlauf führt in den Wald, herrlich hier zu laufen (Stacheldraht lässt uns an die schreckliche Zeit zurückdenken), krasse Gegensätze treffen hier aufeinander. Schwierigere Passagen sind mit einem Seil gesichert.

Dann haben wir die Hochalmen der Kuhinja erreicht. Wieder eine wunderbare Gegend, die Felsen des Gebirges sind zwar etwas mit Dunst verschleiert, trotzdem sind wir gefangen von der Atmosphäre. Die Kühe die hier leben, haben es gut. Davon gibt es einige, viele davon werden fotografiert von Christa. Einmal sage ich zu ihr: „Ich möchte auch eine Kuh sein“, fragender Blick, „dann würde ich auch mal fotografiert“. Bei der Kuhinja Alm herrscht ein reger Betrieb, Kunststück, hierher kann man mit dem Auto fahren. Jakob und Stefan sind hier, machen auch Pause, einer der beiden hat sich auf der Bank ausgestreckt und schläft.

Sie sind sehr überrascht über die Mitbringsel (Schnaps) und freuen sich sehr über die kleine Aufmerksamkeit. Für die beiden ist es der letzte Wandertag, wir sollten uns nicht mehr wiedersehn. Christa und ich gönnen uns eine Bratwurst, trinken Cola und wechseln das schon warme Wasser in unseren Behältern, am Brunnen.

Wir folgen der Asphaltstraße bis zum gemütlichen Ort Krn (schön, die alten Häuser, geschmückt mit vielen Blumen), dann führt ein Steig wieder in den Wald, auf dem wir eine gute Stunde wandern. Eine Lichtung tut sich auf, das Socatal ist unter uns zu sehen, ganz weit hinten müsste Tolmin sein, da ist noch ein ordentliches Stück zu laufen. Hohe Buchen lösen den Mischwald ab, ein paar große Kehren führen nach unten. Dann verlassen wir den schattigen Wald und merken wie sehr er vor der Sonne geschützt hat. Es ist heiß hier, die Schotterstraße staubt. Auf dem Campingplatz (Kamp Gabrje) vor uns müssten die beiden Burschen sein, das war ihr Ziel.

Wir gehen weiter, die Schritte werden schwerer, der Weg ist eintönig und langweilig und scheint nicht zu enden. Dann gelangen wir auf die Nationalstraße und laufen in die verkehrte Richtung. Das AAT Schild steht schon richtig, aber erst für die morgige Etappe.

Das AAT Schild steht schon richtig, aber erst für die morgige Etappe. Mein Gefühl hatte recht, das GPS hat es bestätigt. Zurück zur Straße, dort ein paar hundert Meter entlang und durch die Hintertür rein nach Tolmin. Ausgelaugt suchen wir ein Quartier, ich frage in einer Bar nach dem Hotel Krn. „Die Straße einfach runter, über zwei, drei Querstraßen drüber“, meinte ich zu verstehen.

Wir gehen los, nicht weit, steht da nicht ein Hostal? Ja, rein und fragen. Tatsächlich und ein guter Preis. Zimmer anschauen. Ein großer Vorraum mit weichen Sesseln, Zimmer mit Doppelbett. Ok, sagt Christa, mir kommt das komisch vor, irgendwas stimmt nicht. Schaue zwei andere Zimmer an und sehe! In dem Raum ist kein Fenster! Der junge Mann ist schon wieder unten, als ich Christa aufkläre. Was? Tatsächlich, nein das geht nicht, da kommen wir bei der Hitze ja um. Beide runter und nach einem Zimmer mit „Windows“ gefragt. Bekommen wir, kein Problem.

Das Gebäude ist eine Jugendherberge merken wir später. Duschen und Sanitäranlagen sind vorsichtig ausgedrückt „gewöhnungsbedürftig“. Egal, wir haben was für die Nacht. Wo ist der Hofer? Ein Werbeplakat weist darauf hin, fast einen Kilometer entfernt, nein heute nicht mehr. Wir suchen ein Lokal, es gibt eine Geburtstagsplatte für zwei Personen. Lecker und viel zu essen!


44    29.08.2016  Montag Tolmin  -   Rif. Solarie 14,0 1044 ^ 308

Warm genug um auf der Terrasse frühstücken zu können.. Dann laufen wir zum Hofer, der liegt tatsächlich auf unserer Strecke. Brauchen Tempotaschentücher und Sonnencreme, hat er auch beides, aber; Taschentücher nur im Großpack und Sonnencreme nur noch mit Schutzfaktor 10. Tolmin ist sozusagen eine Sackgasse, wir müssen zurück zum gestrigen Schild. Der AAT bringt uns zur Soca, die hier viel breiter ist, trotzdem noch mit ihrer blau-grünen Farbe glänzt. Nach Rom steht auf einem Stein (brauchen wir nicht mehr, da waren wir schon), über die Brücke und gerätselt nach wem wir uns richten. GPS zeigt nach links, die Markierung nach rechts. „Markierung“, sagt Christa und weiter geht`s zur Danielskirche im Ort Volce. Die älteste Kirche im Tal aus dem Jahr 1501.


Welche Kirche ist nun die Danielskirche? Weiter oben steht noch eine, mit Zwiebelturm und wird gerade restauriert, Zugang verboten. Der Blick in den Rother Wanderführer sagt; die untere. Bald stimmen GPS und Beschilderung wieder überein, die Wege laufen zusammen.

Und der Aufstieg beginnt, erst mal auf einer Teerstraße mit guter Steigung. So 40 Minuten lang schätze ich, traben wir bei sengender Hitze dahin, die Sonne im Rücken. Eine Wohltat, es geht in den Wald, ein Steig beginnt, aber nicht minder steil. Über 1200 Meter Aufstieg am Stück, natürlich haben wir uns darauf eingestellt und macht uns ja eigentlich auch nichts aus. Das erste mal weichen wir von den Vorgaben der einzelnen Etappen des Wanderführers ab, wollen nur bis zum Refugio Solarie, sollte dort etwas frei sein. Die kurze Etappe 29, bis Colo Brdo brachte mich auf die Idee, schon heute etwas kürzer zu treten.

Ein „schweißtreibender Aufstieg“ steht im Wandeführer, nicht zu unrecht, unsere Kleider sind tropfnass als wir das Freilichmuseum Kolovrat erreichen. Eine traumhafte Aussicht, obwohl die Luft von der Hitze trübe ist. Christa ruht sich aus, ich steige noch auf den Hügel zur rechten Hand und bekomme einen „Schwalbenschwanz/Schmetterling“ vor die Linse. Gegenüber sind die Schützengräben zu sehen. Kolovrat heißt der Berg, auf dessen Kamm die Grenze zwischen Österreich-Ungarn und Italien verlief. Hier sind Schützengräber, Stollen, Bunker und Beobachtungsposten, welche an die Zeit vor ca. 100 Jahren erinnern. Und? Der Mensch lernt nicht dazu, oder will nicht dazu lernen, wenn man die Weltgeschichte heute so betrachtet. Krieg scheint sich zu „rentieren“, denke ich mir!


Wir sind in Italien! Abstieg auf schmalem Pfad durch hüfthohe, wild wuchernde Wiesen, Gebüsch. Herrliche Farben, endlose Weite, keine Häuser weit und breit. Wieder genießen wir in vollen Zügen. Das Refugio öffnet erst um 15:00 Uhr, diese ¼ Stunde können wir abwarten. Pause bei den gemütlichen Bänken, wir beobachten einen Raben/Krähe, wie er frech den weidenen Pferden etwas stibitzen will. Ein nettes Schauspiel. Wir können bleiben stellt sich dann bald heraus. Im 10 Bettenlager sind wir wieder einmal alleine, wir fürchten uns nicht.

Bei der Theke hängt ein Schild der Brauerei Maxlrain, klar das wir den Wirt von unserer nahen Herkunft mit dem Ort erzählen. Zwar kein warmes Essen heute, aber eine vorzügliche kalte Platte. Später ein Gewitter und es regnet wie aus Kübeln. Wir schlafen gut.


45    30.08.2016  Dienstag Rif. Solarie  -   Castelmonte 26,3 1180 ^ 1498

Der wortkarge junge Wirt serviert uns das Frühstück, er wirkt etwas gehetzt. Unsere Vermutung, er wartet nur darauf das wir fertig sind, bestätigt sich. Kaum sind wir außer Haus, schließt er hinter uns ab, besteigt das Auto und weg ist er. Wir verschwinden im dichten Laubwald und laufen bis zum Ort Clabuzzaro. Umziehen, es ist warm geworden. Drehen eine Ehrenrunde durch die verwinkelten Gassen, bei dem Markierungswirrwarr blicken wir nicht gleich durch. Nach Asphaltstraßen führt der Weg bald wieder ins Gebüsch, auf und ab, gut zu laufen. Rund herum nur Wald. Bei San Volfango steht ein Kriegerdenkmal und etwas weiter oben eine verschlossene Kirche. Bei der Trinkpause beobachten wir Eidechsen und blicken in die weite, sehr hügelige, waldige Gegend.


Und wieder weiter, auf und ab. Ein Sturm hat scheinbar eine Schneise in den Wald geschlagen, ganz geräumt ist die Gegend noch nicht. Relativ steil führen Serpentinen nach oben. Eine alte Blechhütte, darinnen zwei staubige Stühle mit einem Tisch, da möchte ich nicht rein. Die Luft wäre klar für eine gute Fernsicht, das lassen aber die vielen Bäume nicht zu. Warum wir auf den Monte Cum (912 Meter) müssen? Keine Ahnung. Runter tu ich mich schwer, der Waldweg steil und rutschig, nur gut, dass ich mich an den Büschen ringsherum festhalten kann. Wo ist Tribil die Sopra? Wir kommen durch die Hintertür. Tatsächlich eine Bank mit Tisch, eine Rarität auf dieser Strecke. Eine Kirchturmspitze ragt aus der Blumenwiese hervor, ein „Mann aus Eisen“ trägt in seinem Rucksack die obligatorischen Schautafeln des AAT. In den Ort gehen wir nicht, haben noch genug zu essen und trinken.


Mein GPS weist immer wieder auf Veränderungen der Wegführung hin. Früher verlief er scheinbar vermehrt auf der Teerstraße, jetzt auf verschlungenen Pfaden im Wald. Zwar schön, aber auch anstrengender und länger. Was wird wohl dort oben sein? Denkt Christa und steigt die Treppen bei einem Hügel rauf, vielleicht so was wie eine Buschenschenke? Nicht lange und sie kommt, zurückgetrieben von kläffenden Hunden (Wadlbeißer) im Rückwärtsgang wieder. Die gehören einer Familie und die Tiere schützen die Kinder die mit dabei sind. Ein ohrenbetäubender Lärm, es dauert bis die Besitzer für etwas Entspannung sorgen. Wir laufen weiter und merken bald (GPS), das stimmt nicht. Wieder mal zu ungenau geschaut (wegen den Hunden). Zurück und auf den rechten Weg


Sieht man Kirchen auf den Hügeln, kann man sicher sein, zu diesen auch gehen zu müssen. So ist S. Giovanni unser nächstes Ziel, zwischendurch werden die Kastanienwälder von alten Weideländern unterbrochen. Im fahlen langen Gras leuchten blaue Disteln hervor. Schön diese bizarren Gebilde. Die Kirche wieder an einem exponierten Ort mit großartiger Aussicht. Ob wie da noch rübermüssen? Befürchten wir beim Blick auf eine doppeltürmige Kirche, weit oben auf der anderen Seite des Tales.

Wieder Pause, wir haben noch Kekse, dann kommt S. Nicolo, die nächste Kirche. Wieder etwa 1 Stunde entfernt. Im Wanderführer steht, „eine nicht zu unterschätzende Etappe, auch wenn keine nennenswerten Aufstiege dabei sind“, das stimmt! Aber die Wege sind herrlich!

Ich wandere so in Gedanken dahin und will meinen Fuß wieder auf den Boden setzen, da halte ich gerade noch inne. Tatsächlich, eine kleine Maus, direkt vor mir. Sie rührt sich nicht, hat scheinbar einen Schock. Niedlich das Tierchen, ob es Hunger hat? Christa gibt ihr etwas von dem übrigen Käse und ein paar Brotkrümmeln, schließlich wird das umliegende Gras noch mit Wasser benetzt. Sie läuft nicht fort. Ob sie überlebt hat? Denke ich mir jetzt beim schreiben.


Abstieg und bald in wilder urwüchsigen Gegend wieder ein Aufstieg. Die Sonne blendet in dieses Dickicht. So 250 Meter über uns, was ist das?

Eine Burg! Das könnte und müsste Castolmonte sein, unser heutiges Ziel. Noch ca. 45 beschwerliche Minuten werden wir bis dorthin aufsteigen müssen, in weitem Bogen verläuft der steinige Weg. Wieder einmal Brombeeren in Kopf- bzw. in Mundhöhe, die essen wir natürlich gerne. Dann ist auch das geschafft, ein herrlicher Blick tut sich auf. Die Wälder leuchten in der Abendsonne, Montecastel steht wuchtig vor uns. Beim Hochgehen in der engen Burggasse ist es fast Menschenleer, nichts regt sich. Ein Souvenierhändler räumt seine Sachen auf, beim Lokal mit Hotel ist es todenstill. Ob wir da was kriegen?

Christa geht schon wieder in Richtung Tor, ich husche in den Souvenierladen und frage, „Camera, Rooms, Hotel, Albergo Pellegrino“? Die Antwort, „ja, unten neben dem großen Parkplatz, fragen Sie im Restaurante, das gehört alles zusammen“.

Runter mit uns, auch im Restaurant tote Hose, aber es passt. Wir können bleiben. Uns fällt ein Stein vom Herzen. Bleiben gleich mal hier und bekommen ein Abendessen. Später dann führt uns der Herr in die Gemächer der Burg. Schönes Zimmer mit allem was man braucht. Die Aussicht auf die Poebene, grandios.
In der Nacht blicke ich noch mal aus dem Fenster, sehe das beleuchtete Kreuz gegenüber auf einem Berg und die vielen Lichter von Cividale? Udine? Egal!

46   31.08.2016  Mittwoch Castelmonte  -   Breg  23,8   295 ^ 686


Das Frühstück gibt es in den Gemäuern der Burg. Anschließend besichtigen wir die Kirche (sie hat eine tolle Aussstrahlung) und genießen noch mal den herrlichen Ausblick. Ein Steig soll nach unten führen, mangels ungenügender Markierung (oder weil wir nicht genug aufpassen), laufen wir einer Schotterstraße entlang. Erst später sollten wir auf den Steig stoßen. In Pergessimo haben wir die Talsohle erricht und bewegen uns in der Poebene bis nach Cividale del Friuli. Sonnenblumen und sonstige Felder bringen Abwechslung in das monotone, ewig flache dahinmarschieren, das dem Körper mehr zusetzt als ein durchwachsenes auf und ab.

Im Wanderführer steht etwas von einer Teufelsbrücke, die man überqueren sollte. Überraschung; der jetzt beschilderte AAT, führt gar nicht mehr richtig rein in die Stadt, mogelt sich im Randgebiet vorbei. Wir wollen einkaufen (die Vorräte sind aufgebracht), ein Cafe und etwas von der Stadt sehen. Ein Heckenschneider zeigt uns nach Befragung die Richtung und bald ist die „Diabolobrücke“ und der Eingang zur Altstadt erreicht. Ein Polizist weis wo die Info ist, die Dame darin kann gut deutsch und reserviert eine Übernachtung für heute (In Breg gibt es nicht viele Möglichkeiten). Schlendern durch die Stadt, kaufen ein und finden einen schattigen Platz im Park, für eine Pause.



Wind und Hitze setzen uns beim Weitergehen ganz schön zu, Teerstraßen lassen unsere Fußsohlen glühen, aber besser als staubiger Schotter. Beim Vergleich der Routen nach Breg in unseren Wanderführern, entscheiden wir uns für die gespeicherte im GPS. Wir kommen gut voran, auf den Nebenstraßen ist so gut wie kein Verkehr. Die wenigen Autofahrer hupen, Traktorfahrer grüßen, wir fühlen uns wohl und angenommen. Am Straßenrand sehen wir immer wieder Möglichkeiten für Übernachtungen. Das letzte Stück haben wir noch mal einen Aufstieg, das sind wir schon gar nicht mehr gewohnt!

Hazienda erreicht, die Hausherrin bietet kühle Getränke an, wir genießen an diesem schönen Platz den Blick in die Weinberge. „Schlafhaus“ ist 500 Meter entfernt, wir laufen zu Fuß, die Hausherrin kommt mit dem Auto. Ein außergewöhnlich schönes Haus, mit sehr gemütlichem Zimmer. Hier fühlt man sich sofort pudelwohl. Nach der üblichen Prozedur, zurück zum Restaurant (heute zwar zu, wir werden aber bekocht), wo noch 4 Mädels auf das Abendessen warten. Diese 4 sind Kathrin, Andrea, Steffi und Ulli aus Kärnten und laufen wie wir den AAT.

Aber in Etappen, immer so 5 Tage, wenn möglich zweimal im Jahr. Für Unterhaltung ist also gesorgt.
Nachdem sich die Sonne blutrot verabschiedet hat, suchen auch wir unser Nachtquartier auf.


47    01.09.2016  Donnerstag Breg bei Colo Brdo -   Smartno  26,3   841 ^ 764

Unsere Gastgeberin ist sehr aufmerksam. Sie überreicht mir einen kleinen Geburtstagskuchen. Sie hatte meinen Pass gut gelesen. Glückwünsche bekomme ich auch von den 4 Mädeln. Bussis von meiner Frau und Wiesenblumen hatte ich schon vorher bekommen. Ein Restaurant mit sehr gemütlicher Atmosphäre.

Gleich zu Beginn des heutigen Weges sind 250 Höhnenmeter zu überwinden. Die Luft nach frisch, richtig super Wanderwetter. Entgegen zu den Kärtnerinnen ist unser Ziel Smartno, mit 26 Kilometern eine stramme Etappe. Auf dem höchsten Punkt steht die Kapelle Sv. Andrej, auch die verschlossen. Rund herum Weinberge, die reifen Trauben locken, dazwischen niedrige Eichenwälder, die keine Fernsicht mehr zulassen. Da ist man gezwungen, gut auf die Markierungen zu achten und manchmal auch zu deuten, links oder rechts? Die Glocken der Kapelle läuten, aha, das werden die 4 Mädel`s gewesen sein.


Kreuz und quer mal auf Straßen, mal auf Pfaden, durch Wald, durch Wiesen, durch Weinberge verläuft die Route. Eine Schlucht soll kommen, dort ein Hinweis, links von der Straße. Das Kotline Felsbecken und die Krcnik-Felsenbrücke werden von unseren Fotoapperaten aufgenommen. Das hier ein begehrter Badeort sein soll, können wir nicht recht glauben. Das Wasser nicht so rein, als das wir reinhüpfen möchten. Vermutlich ist es zur Zeit zu trocken. Ein Marsch so 2 bis 3 Kilometer durch ein Tal dahin, dann folgt der nächste Aufstieg. In weitem Bogen wieder hinauf in die Weinberge. Ich rätsle zeitweise über die Wegführung, muss das sein? Diese weiten Bögen? Dann wieder verstehe ich, die Sicht ist gewaltig und es wird versucht, immer in einer gewissen Höhe zu bleiben. Bei Casa Misigoi steht eine Hütte mit Bank und Tisch, ein idealer Rastplatz. Gerade als wir gehen, kommen die Mädel`s und nehmen unsere vorgewärmten Plätze ein.


Diese Pause hat uns Kraft gegeben, wir geben Gas und erreichen in zwei Stunden Fojana. Ein Brunnen mit frischem Wasser! Das tut gut, die Getränke in unseren Flachen „kochen“ schon. Wieder Schlangenlinien zum nächsten Ziel Dobrovo. Allmählich schlaucht die Geherei. Wo bleibt Christa? Sie hat eine grüne Echse entdeckt, dieses scheue Tier muß natürlich aufgenommen werden. Ich bekomme gar nicht mit, das Dobrovo ein altes Schloss ist und laufe an dem „schäbigen“ (von außen) Gebäude blind vorbei. Innen wäre ein Tourismusbüro, nehme ich noch war, so was brauchen wir aber hier nicht, unser Weg geht weiter. Neben der Straße eine Bar, Zeit für ein Cola? Naja, meint Christa, die auf der ersten Blick sieht, was das für eine Spelunke ist.



Diese Pause hat nicht gutgetan, der weitere Weg wird zur Qual. Zwar eine herrliche Landschaft (Kirschblütenweg), die Körper wollen aber nicht mehr so recht und schmerzen.

Und dann ist es dem Geist egal wie die Gegend ist. (zudem blüht es um diese Jahreszeit nicht mehr). Vom Teer in die Pampa, das bedeutet, keine Möglichkeit unterwegs eine Unterkunft zu finden. Natürlich bewältigen wir diese 1 1/2 Stunden, stitzen auf einer Mauer im Ort Imenje, als ein Mann mit Hund kommt. „Smartno“? frage ich, „nur noch 1 Kilometer“, ist die Antwort. Das gibt auch Christa wieder Kraft. Und bei der nächsten Biegung ist die Burganlage auch schon zu sehen. Wahnsinn, toll! 7 Wehrtürme, dazwischen eine vollständige Mauer, in der Burg schmucke Häuser.

Leider wird die Quartiersuche wieder einmal umständich gestaltet. Anstatt gleich im Hotel Martin einzuchecken, laufen wir noch eine Ehrenrunde durch die Burg. Auf dem Weg zum Abendessen verdunkelt sich der Himmel, es beginnt zu regnen. Die Sicht, gespenstisch schön. Der dunkle Himmel, die Regentropfen, die letzten Sonnenstrahlen. Im Lokal sitzen nur deutschsprachige Gäste. Ein Ehepaar aus Österreich hatte uns beim „Einmarsch“ schon angesprochen.


47    02.09.2016  Freitag Smartno  -   Cormons  17,6   446 ^ 632


Wir machen noch mal einen Rundgang in der Burganlage, bevor wir uns an den Abstieg machen. Kaum unten angekommen, wartet der nächste, diesmal langgezogene Aufstieg nach Kozana. Von hier haben wir einen schönen Blick zurück nach Smartno und Dobrovo. Ich kann es kaum glauben, aber tatsächlich leitet ein Schild wieder hinab ins Tal in Richtung Medana, wo wir doch gestern schon fast waren. Noch dazu auf grobem Schotter, man kann auch Bauschutt dazu sagen. „Wollen uns die verarschen“? sage ich zu Christa, „oder sind wir verkehrt“. Nein, tatsächlich, es stimmt! Wir sind im Kreis gelaufen und das ist so gewollt!

Wieder einmal passieren wir die Grenze von Slowenien nach Italien, jetzt wird wieder mit Bon Giorno gegrüßt.

Warum klettern so viele Schnecken auf Straßenpfosten und sogar Strommasten? Wir rätseln! Ein Spielplatz mit viel Schatten, Bänken und Tischen verleitet uns zu verweilen und den Hunger zu stillen, schon wieder Mittag.

Anschließend rein in den schattigen Wald, viel Farn wächst hier, der sich kontrastreich vom rötlichen Boden abhebt. Vom höchsten Punkt des Bosco di Plessiva steigen wir ab, bis uns Schilder den Weg auf den Monte Quarin weisen. Für heute die letzte Erhebung und somit der letzte Aufstieg. Oben haben wir eine herrliche Sicht über Cormons, die Luft flimmert in der Hitze. Ich laufe noch hoch zum Castel (hätte ich mir sparen können), Christa wartet derweil bei der Kirche Madonna del Soccorso aus dem 17. Jahrhundert. Durch Hinterhöfe steigen wir nach Cormons ab. Über die Zäune geworfenes Obst bzw. Gemüseabfall sind Beweis, dass dieser Weg selten begangen wird.

Dann sind wir in der Stadt. Nach kurzen Orientierungsschwierigkeiten laufen wir einer Hauptgasse in der Altstadt entlang. Ein Hotel, das Fenster offen, ich nicht neugierig schau rein. Der Wirt sieht mich und den großen Rucksack und ruft seine Frau. „Ja, das Zimmer nehmen wir“, ist unsere Antwort, nachdem sie die Konditionen genannt hat.

Nach der gestrigen langen Etappe, tut es gut, heute eher angekommen zu sein. Wir suchen uns ein Cafe, einen Laden und gönnen uns später noch ein Eis. Wir sitzen gerade beim Abendessen und wollen bestellen, als 4 Gesichter auf die große Terrasse kommen. Ja, tatsächlich, es sind die Kärtnerinnen! Die Freude ist groß, alle haben wir gedacht, wir sehen uns nicht mehr. Aus dem zweier Tisch, wird ein sechser Tisch, die Wirtsleute haben nichts dagegen. Logisch dass wir uns viel zu erzählen haben.


 
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