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Do 02.08. Rif. Asti -
In einer Hütte länger als bis 7:00 Uhr zu schlafen, ist für uns unmöglich, es gibt einfach zu viele Nebengeräusche. Ich schlief hervorragend, Christa das Gegenteil. Sie versucht das Handy zu aktivieren und gibt dabei dreimal hintereinander die falsche Pin ein. Nicht gut, Handy a D.
Es wird aber nur genützt um Kontakt zu unserer Familie zu halten, trotzdem trübt es ihre Stimmung. Wieder eilt es nicht, haben eine kurze Strecke. Nach dem Frühstück, gramschl, gramschl und dann abwärts, bei einem Bilderbuchwetter. Irgendwann ist „unser“ Weg verloren, egal dann steigen wir halt ab in Richtung Rifugio Riposa. Der alte Militärpfad ist nicht zu steil und total ausgetrampelt. Die Erde ist noch etwas feucht, aber selten rutschig. Tief ausgelaufene Rinnen erschweren unsere Schritte, daneben streift langes feuchtes Gras unsere nackten Waden. Menschen sind heute viele unterwegs, beim Rifugio und weiter darunter füllen sich die Parkplätze. Pause oberhalb einer Viehtränke, ich studiere den Weiterweg. Aha, dort müssen wir über den Zaun, hinten im Wald ist die Spur hoffentlich etwas besser sichtbar.
Ein Märchenwald wird betreten, der viel zu schnell in einer Senke endet. Natürlich bergab weiter, viele Kuhspuren erschweren nicht nur das Vorwärtskommen, sondern geben auch Richtungsrätsel auf. Eine Forststraße, ein Bauer kommt, gefragt; „ja die Richtung stimmt schon“. Danke! Der Straße weiter gefolgt, irgendwann wechseln wir auf einen Fußweg der neben einem plätschernden Bach verläuft.
Schön da, eine Wiese lädt zum faulenzen ein, die Matten ausgebreitet und alle viere von uns gestreckt. Aber nicht lange, die vielen Fliegen sind zu lästig, Kunststück es weiden Kühe in der Nähe. Il Trucco liegt schon direkt vor uns, das Posta Tappa ist bald gefunden. Keiner da, wir warten auf den einladenden Gartenstühlen, eine halbe Stunde später kommt die nette Gastgeberin.
Limonade für den Durst, Cappuccino für den Geschmack, so sitzen wir bald darauf in bequemen Liegestühlen. Bei einem späteren Spaziergang gesellt sich der Sohn des Hauses einfach so dazu, er wird dabei bewacht von Haushund. Da muss es vor einiger Zeit einen Waldbrand gegeben haben, überall verkohlt Bäume, die Herbergsdame bestätigt dies später auf unsere Fragen hin.
Im Oktober letzten Jahres sind 400 Hektar Wald verbrannt, wie durch ein Wunder bliebt das Dorf einigermaßen verschont.
Fr 03.08. Il Trucco -
Das Posta Tappa strahlt eine gemütliche Atmosphäre aus, wir sind die einzigen Gäste, genießen das gute Frühstück. Steigen heute nach Susa ab, sind neugierig auf die Stadt. Wollten im Albergo Bellavista in Meana di Susa übernachten, welches aber laut unserer Herbergsdame geschlossen ist. So reservierte sie für uns eine Übernachtung in einem B&B.
Zwei Wege weist der Wanderführer aus, wir entscheiden uns für den längeren. Dieser ist nicht so steil und Zeit haben wir genug.
Ein paar hundert Meter auf der Fahrstraße entlang, von hier haben wir einen guten Ausblick auf die Stadt unter uns, bald wechselt die Straße in den Wald. Da wird uns das ganze Ausmaß des Waldbrandes erst so richtig bewusst. Total verkohlte Bäume und Sträucher, tiefe Asche am Boden, uns laufen Schauer über den Rücken. Ab und zu sprießen erste grüne Halme durch den grauen Boden und wenige lila Glockenblumen leuchten aus dem tristen Grau.
Erst kurz vor dem Ort Pietrabruna bewegen wir uns wieder in frischem Grün. Die Sonne strahlt vom Himmel, schützen jetzt grüne Blätter, so boten vorher die dürren verkohlten Zweige etwas Schutz. Der Weg wird steiler, die Markierungen wieder deutlicher. Irgendwann stehen wir vor einem alten Bildstock, der sieht schon sehr mitgenommen aus, der Weg teilt sich.
Laut meinem Navi müssten wir nach links, die Markierungen zeigen nach rechts. Scheinbar wurde die Route neu angelegt, wir entscheiden uns für die alte Version. Ganz schön zugewachsen, viele laufen da nicht mehr. Kommen aber trotzdem durch. Eine Menge Eidechsen flüchten, als wir des Weges kommen, „schwupp`s“ und weg sind sie.
Unten angekommen marschieren wir auf Straßen weiter, die uns langgezogen unter der Autobahn hindurch zum Bahnhof bringen. Eine Brücke die Dora Riparia überquert und wir stehen im Zentrum von Susa. Bänke laden zu einer Pause ein, die Adresse des B&B ins Navi eingegeben und später das Quartier gesucht. Ganz schön versteckt die Unterkunft und noch dazu verschlossen!
Erst um 18:30 Uhr kommt jemand, entschlüsseln wir das Schild an der Tür, jetzt ist es noch nicht mal 14:00 Uhr! Da suchen wir uns was anderes, sollen wir 4 Stunden mit unseren schweren Rucksäcken rumlaufen?
Nein! Eine Entschuldigung geschrieben und zurück zum Bahnhof, dort war ein Hotel und hat ein Zimmer für uns.
Übliche Zeremonie, dann ausruhen und später eine Stadtbesichtigung. Da ziehen wir die Regenklamotten an, es regnet, blitzt und donnert. Aber halb so schlimm, der Spuck ist bald wieder vorbei. Heute gibt es keine Halbpension, wir gehen eine Pizza essen.
Sa 04.08. Susa -
Alpe Toglie oder Rifugio Arlaud? Diese Frage stellten wir uns gestern. Der GTA verläuft über Meana Susa zur Alpe Toglio, eine kleine Unterkunft mit nur 12 Betten und Kochgelegenheit. Die andere Route auch über Meana Susa, dann allerdings wird empfohlen mit der Bahn bis Salbertrand zu fahren, da der Fußweg wegen Straßenbauarbeiten arg in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Wir entscheiden uns für das letztere. Wir sind froh die Stadt verlassen zu können und anstatt Teer wieder normale Erde unter den Schuhsohlen zu spüren. Keine Autos mehr die vorbeirasen, keine lärmenden Leute um uns herum, dafür ein beruhigendes grün vor Augen.
Der Bahnhof ist bald gefunden, das Ticket wird im Zug gekauft. Gleis 2 steht auf dem Fahrplan, als der Zug einfährt wechselt er auf die Spur 1. Jetzt pressiert`s, runter, unter den Geleisen durch und wieder rauf. Die Zeit reicht, zahlen 5,40 Euro zusammen und steigen nach 20 Minuten Fahrt in Salbertrand wieder aus.
Dort verleitet uns ein Park mit Bänken zum sitzen, essen und trinken. Nebenbei kann ich die neue Route im Handy eingeben. So ganz ohne Orientierung (Karte) wollen wir nicht sein. Aber; das Ding mag nicht so wie ich will, aha der Flugmodus ist eingeschalten. Gut dass es hier offenes WLAN gibt.
Nach einem kleinen Umweg ist die richtige Spur gefunden und bald geht es nur noch bergauf im Schatten der vielen schönen knorrigen Bäume. Die Steigung ist relativ gleichbleibend stramm. Nach dem passieren von alten Hausruinen ist bald die Alpsiedlung Montagne Seu erreicht.
Haben noch einiges zum „Futtern“ im Rucksack und machen deshalb noch vor der Siedlung ausgiebig Brotzeit. Das sehr schmucke Rifugio liegt gleich am Anfang und besitzt einen wunderschönen „Biergarten“. Sonnenschirme beschützen die vielen Gäste die sich hier tummeln. Uns ist unterwegs keine Menschenseele begegnet, da heroben aber geht es zu. Kunststück, ein Parkplatz ist vielleicht mal 45 Minuten entfernt.
Unser Zimmer ist sehr sauber und geräumig, ich der im Stockbett oben liege, habe aber ein Problem. Ziehe ich die Knie an, kollidieren diese mit einem dicken Balken, genauso wenn ich mich schnell aufrichte, mein Kopf. So stellen wir kurzerhand die Möbel um und die Gefahren sind ausgeschaltet.
Der Weiler Seu ist ein beliebtes Ausflugsziel, die gute Küche des Rifugios ist bekannt und lockt viele Gäste an. Wirklich ein schmuckes Dorf, stellen wir bei einem kleinen Spaziergang fest. Den vielen Kühen auf der Weide geht es auch blendend.
Für 10 Personen ist der Tisch gedeckt, um 19.00 Uhr sitzen Bernd und Birgit, Christa und ich und warten auf die Speisen. Es sollen noch 6 Leute kommen, meint die Wirtin. Nach 15 Minuten wird dann doch aufgetischt. Super Vorspeise, später Polenta mit Kraut und Wurst, darauf Käse und noch eine leckere Nachspeise. Die angekündigten Gäste sind einfach nicht gekommen, kein Anruf, kein gar nichts.
So 05.08. Rif. Arlaud -
Bernd und Birgit die mit uns am Frühstückstisch sitzen, sind gestern eingestiegen, sie kamen von Ulm mit der Bahn nach Salbertrand. Ihr Ziel ist in diesem Jahr Sambuco. Die Unterkunft für heute Abend ist gebongt, die Wirtsleute reservierten für uns im Posta Tappa Pzit Rei in Usseaux. Erstmal geht es relativ steil durch Bergwald hoch, weiter oben dann kommen flachere Stellen. Der Himmel hat sich bewölkt und verdeckt die Bergspitzen, so auch den Rocciamelone. Nur nach Westen hin ist die Sicht freier. Der „Kanonenweg“ zieht sich lange durchs Gelände, Murmeltiere tummeln sich in den Wiesen. Sie sind scheinbar Menschen gewöhnt, nur eines stößt einen lauten Pfiff aus.
Dann haben wir die Strada dell Assietta erreicht, eine Naturpiste auf der auch Autos und Motorräder fahren. Kunststück; diese Strecke, die den berümten Wintersportort Sestriere mit dem Colle della Finestre verbindet, ist eine phantastische 60 Kilometer lange Panoramastrecke. Wir machen Pause im Windschatten eines Hügels neben der Militärpiste, auf der wir später weiterlaufen bis zur Testa dell`Asietta (2566), auf der ein Obelisk thront. Schützengräben und Stellungen sind Zeitzeugen von einer Schlacht im Jahr 1747.
Der GTA zweigt rechts ab, anstatt auf dieser Piste weiterzulaufen biegen wir wieder auf die Schotterstraße ein. Da habe ich irgendwie die Karte im Navi falsch gelesen, obwohl die Strecke eigentlich markiert war.
Hilft nichts, so zweigen wir halt weiter unten ab, das Gelände ist gut überschaubar. Viele Rinderspuren erschweren später die Orientierung, gar nicht so einfach da durchzufinden. Die flotte Dame die uns vor einer halben Stunde entgegenkam, ist schon wieder auf dem Rückweg und überholt uns locker leicht. Für uns ein guter Anhaltspunkt zur Wegfindung, „wenn sie denn das gleiche Ziel hat“.
Dieser Steig ist toll zu laufen, über Bachgräben, Wiesen, kleine Felspassagen, sehr abwechslungsreich. Bei einem schmucken Sommerhaus eine weitere Brotzeit, Bäume spenden Schatten, die Sonne brennt vom Himmel. So an die 6 Wanderer begegnen uns heute, bei einer nahen Wasserstelle könnten wir noch auftanken, brauchen aber nichts mehr für die restliche Stunde.
Um 15:45 Uhr kommen wir an, etwa 20 Minuten später als auf dem Schild vorausgesagt war. Ja ja, diese Zeitangaben. Schwarze Wolken und Donnergrollen hinter uns, hatten uns Beine gemacht, langsam waren wir nicht gerade unterwegs. Zwischendurch den Poncho übergezogen als es zu tröpfeln begann, vom großen Regen blieben wir aber verschont. Der sollte erst herunterprasseln, als wir schon im Quartier sind. Welches als „urgemütlich, mit ausgezeichneter Küche“ beschrieben ist und die Beschreibung ist nicht übertrieben.
Der ganze Ort ist sauber herausgeputzt, viele Gemälde verbreiten ein gemütliches Flair, stellen wir bei einem Spaziergang fest. (Usseaux ist berühmt für seine Murales, diese lebensechten Wandgemälde stellen Berufe dar, der Ort zählt zu den schönsten in Italien, lese ich später nach).
Vom Forte di Fenestrelle (auch chinesische Mauer der Alpen genannt) ist leider wenig zu sehen, es ist zu dunstig. Beim sehr leckeren Abendessen sind wir 7 Personen, Dorothea aus Berlin und Jörg und Heidrun aus? kommen neu hinzu.