Edling/München - Venedig Teil 1 - Wandern so lange der Urlaub reicht

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Traumpfad München-Venedig

Wir gehen von München nach Venedig erzählt meine Frau, als wir wieder einmal nach unserer nächsten Urlaubsplanung gefragt werden. „Ganz schön vollmundig“ denke ich und zweifle leicht, ob ich das so einfach schaffe. Es sind doch einige heikle Passagen dabei und der Gedanke an steile Schluchten und ausgesetzte Stellen lassen mich etwas erschaudern. Trotzdem und das macht mir wieder Mut, habe ich bei einigen zurückliegenden Bergtouren, meine „Höhenangst“ mehr und mehr überwunden. Die Planung läuft: Ostern beginnen, das liegt recht spät in diesem Jahr, Pfingsten dann über das Karwendelgebirge, den Tuxer Hauptkamm und weiter bis zu den Dolomiten. Berti, ein alter Spezl, hat gesagt er will sich anschließen, er träumt ja auch schon lange von einer Alpenüberquerung zu Fuß. Dann kommt die Mitteilung, auch Bärbl - Bertis Frau - will mitmachen, die war uns bisher noch nicht so als große Wanderin bekannt. Einfach mal sehen und ausprobieren. So planten wir, stückchenweise von der Haustüre bis München zu wandern, um unser Zusammenspiel in Sachen Schnelligkeit und Ausdauer zu erproben. Es geht aber nicht nur um das Wandern, sondern auch um das Tragen eines schweren Rucksacks,  das Entwickeln einer gewissen Leidensfähigkeit und nicht zu vergessen, auch um das Verständnis untereinander. Auf dem Jakobsweg in Spanien, haben wir eine einschlägige Erfahrung gemacht.

Samstag 05.März 2011      Edling - Steinhöring
09:00 – 14:00   179    ^   15 km


Miteinander spazieren gegangen sind wir schon öfters, heute aber ist die Strecke erstmals ein bisschen länger. Bei schönem Wetter aber nicht zu warmen Temperaturen starten wir in Edling. Es ist immer ein komisches Gefühl, mit schwerem Rucksack durch das Dorf zu laufen, Christa und ich sind aber schon bekannt dafür. Wir folgen der Kultur Spur plus dem Inn – Isar Radweg. Der ist einigermaßen Verkehrsfrei und führt zudem ein kleines Stück durch die Pfaffinger Filzen, welche auch Land- schaftlich reizvoll ist. Über Springelbach erreichen wir schließlich Tulling, hier wäre die Möglichkeit mit dem Zug zurückzufahren, Berti hat noch einen Termin am späten Nachmittag. Der Zeitplan ergibt, dass auch Steinhöring noch drin ist, diese 2 Kilometer sollten wir in einer halben Stunde locker schaffen. Dieser „Zeitdruck“ setzt bei Christa wieder Adrenalin frei, sie düst voraus so dass wir kaum folgen können. Dieses Phänomen habe ich schon ein paarmal mit ihr erlebt. Wie es so ist unter Freunden die sich nicht so oft treffen, gab es einiges zum ratschen und zu erzählen, so dass die Zeit wie im Fluge verstrich.

Sonntag 06.März 2011       Steinhöring  -  Eglharting
09:00 – 16:00   301   ^       22 km

Heute, am Tag darauf, fahren wir die Strecke umgekehrt mit dem Zug. Wie wird es sein weiterzugehen? Keiner klagt über Muskelbeschwerden und schnell finden wir unseren Rhythmus wieder. Wir gehen nicht schnell, aber stetig, das hat sich bei Christa und bei mir bisher am besten bewährt.  Sicherlich kommt es schon mal vor, dass Bert und ich es „krachen“ lassen, also mal etwas schneller gehen. Der Weg führt über Hintsberg nach Traxl und von dort weiter nach Grafing. Unterwegs steht ein Mann (Bauer) am Wegrand mit dem wir ins Gespräch kommen. „Er sei gern in der Natur und an der  frischen Luft“ erzählt er uns, von unserer Unternehmung ist er begeistert. In Grafing laden Bänke zu einer Pause ein, frisch gestärkt machen wir uns dann, leider auf endlosen Teerstraßen, auf den Weg nach Falkenberg wo wir einen wunderschönen Blick auf Moosach haben. Von hier aus verlassen wir später den Inn – Isar Radweg um zur S-Bahn in Eglharting zu gelangen. Gut beschildert führt der Weg durch den großen Forst. Größere Beschwerden hat nach diesen beiden Tagen keiner, die Stimmung ist nach wie vor gut, so dass die Mission München – Venedig weiterverfolgt werden kann.

Samstag 12.März 2011       Eglharting  -   Marienplatz
09:00 – 17:00   84    ^    24 km

Schon eine Woche später wollen wir München erreichen, das Auto wird in Eglharting abgestellt und der dritte Tag der Reise beginnt. Erst einmal müssen wir rausfinden aus dem Ort, durch die Zornedinger Umgehungs- straße stimmt meine Wander- karte  nicht mehr. Schließlich erreichen wir bei Grasbrunn den schon bekannten Radweg. Über Keferloh führt dieser weiter zur Gartenstadt Trudering, wo es mit der Einsamkeit vorbei ist. Wohngebiet reiht sich an Wohngebiet, will ich hier wohnen? Nein, ich bin kein Stadtmensch. Gerade in der Nähe des Ostbahnhofes herrscht Tristesse, unschöne Häuser und Müll, Müll, Müll. Am Gasteig erreichen wir die Isar, ein gutes Gefühl. Hier am linken Ufer entlang Richtung Deutsches Museum führt der Weg München – Venedig weiter, für uns aber erst bei der nächsten Etappe. Die Stadt und ihre berühmten Bauwerke sind schön, an ein gemütliches und entspanntes Durchwandern ist aber nicht zu denken. Der Marienplatz ist überfüllt, Samstag- nachmittag ist kein günstiger Tag mit Rucksack durch die Stadt zu laufen. Am Viktualienmarkt kehren wir ein und genießen sehr schmackhafte „Buchteln“. Dann aber zurück zur S-Bahn und raus aus dem Getümmel. 24 km waren es heute, die bisher längste Strecke, wohl bedingt durch das Gedränge sind wir heute etwas geschafft.

Sonntag 17.April 2011     Marienplatz -  Schäftlarn
09:00 – 17:00   180   ^    22 km

Noch einmal machen wir uns vor Ostern auf, eine weitere Etappe zu bewältigen. Wir wollen Urlaub sparen und noch sind die Ziele mit der Bahn gut erreichbar. Ausstieg Marienplatz, heute ist es wesentlich ruhiger als letzten Samstag. Runter zur Isar und weiter zum Deutschen Museum, wo uns der Planetenweg zum Tierpark Hellabrunn führt. An Gerüchen und seltsamen Geräuschen vorbei verlassen wir die Stadt und gelangen zur Marienklausenbrücke. Jakobsmuscheln auf  Wegweisern zeigen den Weg nach Santiago de Compostela an, dem wir bis zum Kloster Schäftlarn folgen können. Unzählige Menschen haben sich heute vorgenommen, spazieren zu gehen, zu joggen, bzw. mit dem Radl zu fahren. Ein nebeneinander gehen ist unmöglich. Ich kann`s verstehen, bei dem Wetter will alles nach draußen und etwas für seine Gesundheit tun. Und München ist nun mal eine Großstadt. Erst später, so etwa 5 km vor Schäftlarn wird es etwas ruhiger. Trotzdem, der Weg in den Isarauen ist wirklich schön, die Natur beeindruckt mit ihrer Farbenvielfalt. Dass man den Weg der Isar entlang überhaupt noch gehen kann und dieser noch nicht verbaut wurde, verdanken wir Herrn Gabriel von Seidl, der den Isartalverein zum Schutz von Natur und Umwelt gegründet hat. Eine Statue ihm zu Ehren, erinnert an seinen wichtigen Einsatz. Im riesigen Biergarten bei Pullach darf man die eigene Brotzeit verzehren, sofern man sich ein Getränk kauft. Die Jazzmusiker die hier musizieren können mich nicht begeistern. Es freut uns, auf dem Weiterweg von Leuten gefragt zu werden, was wir denn vorhaben. Einige davon zeigen an unserer Unternehmung reges Interesse und meinen: „Das könnten wir auch mal probieren“. Die Bahn bringt uns wieder nach Hause, beim gemeinsamen Abendessen freuen wir uns auf den baldigen Start mit ersten Übernachtungen.

Donnerstag 21.April 2011     Schäftlarn   -  Geretsried
10:00 – 17:30   118   ^  144  22 km

Es wird spannend, der Wetterbericht lässt auf gutes Gelingen hoffen, zu unserer Wanderung bis in die Jachenau. Fünf Tage geben wir uns dafür Zeit, die Weglängen sind sehr realistisch geplant, da  müsste auch genügend Zeit zum genießen und erholen bleiben. Die Bahn benützen wir auch diesmal bis zu unserem Einstieg in Schäftlarn. Der Weg ist gleich gefunden und führt uns zum Damm, vorher aber statten wir der schönen Rokokokirche einen Besuch ab, zünden eine Kerze an für unseren Bekannten Bruder Bartl der vor einer schweren OP steht und bitten um Beistand für unser Unternehmen. Lange laufen wir gemütlich entlang der Isarauen und erfreuen uns am gezwitscher der vielen Vögel. Durch eine Stahltür sollen wir ins Ickinger Wehr gelangen und darauf die Isar links überqueren. Wir überqueren die Isar links und wandern ewig der geteerten Straße entlang, die schnurgerade dahinführt. Im Wanderführer steht auch, dass Stufen auf eine Anhöhe führen, wir finden aber keine Stufen. Eine Ortschaft kommt, mit Wirtshaus und Biergarten. Das passt gerade zum Mittagessen. Dabei studiere ich den Wanderführer etwas genauer und stelle fest, wir sind in Puppling, da müssten wir eigentlich nicht hin. Vor Übermut und guter Laune, haben wir einfach vergessen durch die Stahltüre zu gehen und sind vorher schon abgebogen. Aber so dramatisch ist das alles nicht, im Gegenteil, unbewusst haben wir eine Abkürzung gemacht. Landschaftlich wäre der Originalweg aber sicher schöner gewesen. Der „richtige“ Weg ist bald wiedergefunden und führt uns nach Geretsried. Einige Wegstrecken davon sind Christa und ich schon mit dem Radl gefahren, auch der Gasthof Isarwinkel ist uns bekannt. Zum drittenmal schon übernachten wir nun dort. Entgegen der letzten Übernachtung 2007, sind die Zimmer mittlerweile ganz schön schäbig, das Essen ist aber nach wie vor gut.

Freitag  22.April 2011  Geretsried  -  Arzbach
08:30 – 17:15  370    ^ 263               24 km


Schnurgerade laufen wir die Straße hinunter um an die Isar zu gelangen. Kleine Waldpfade führen uns durch Naturschutzgebiet mit abwechslungsreichen Landschaften. Mal hinauf, mal hinunter, dann an die Isar, durch schöne Wälder und Wiesen, zwischendurch helfen Treppen und Stege über morastige Stellen hinweg. Später aber wird eine Schotterstraße daraus, die uns viel Kraft abverlangt. Am Isar Stausee bei Bad Tölz lädt eine Bank zur Pause ein. Optimal um die Brotzeit  zu verspeisen die von gestern (Dank der Mittagsgaststätte) noch übrig geblieben ist. Käse und Wurst schmeckten gut, bis eine Spaziergängerin laut bemerkte; „also sowas, am Karfreitag Wurst essen“! Da erst wurde uns der Feiertag bewusst, es schmeckte uns aber trotzdem. Zeit genug ist eingeplant um den Kalvarienberg zu besteigen und die schöne Kirche zu besuchen. Die tolle Aussicht auf Bad Tölz und der Isar belohnt uns zusätzlich. Ein Abstecher in die Fußgängerzone muss sein, obwohl es furchtbar zu- geht. Draußen zu sitzen und ein Eis essen ist schier unmöglich. In einer Eisdiele haben wir dann aber Glück. Ein Rieseneis stärkt uns für den Weiterweg. Für diese Jahreszeit ist es ganz schön warm, die weiteren Kilometer in den malerischen Isarauen ziehen sich endlos. Brauneck und Benediktenwand sind schon gut zu sehen, morgen werden wir unseren ersten Aufstieg haben. Kurz vor Arzbach sind wir dann Neugierig auf „Klein Kairo“, ein Künstler Namens Karl-Heinz Fett,  der oft selbst vor Ort anzutreffen ist  hat am Flussbett unzählige Steinpyramiden aufgestapelt. Kommt eine Überschwemmung geht die Arbeit wieder von vorne los. Gerade macht ein Radfahrer Aufnahmen von den Steinpyramiden und fährt dann wieder davon. Ganz außer sich schimpft der Künstler hinterher: „Fotografieren und nicht bezahlen, das sind mir die liebsten!“ Unser bestelltes und gutes Quartier finden wir problemlos, ca. 10 Minuten entfernt gibt es auch eine Gaststätte. Nach dem Essen geht es bald ins Bett, die 24 km spüren wir in den Beinen.

Samstag 23.April 2011   Arzbach  -   Brauneckhaus
08:30 – 15:00   1069    ^ 255   11 km

Um 7:00 Uhr stehen wir heute auf. Duschen und packen, dann wartet das Frühstück auf uns. Bärbl ist schon gespannt auf die erste richtige Bergetappe auf unserem Weg nach Venedig, dazu müssen wir aber ersteinmal zur Bergbahnstation finden. Auf dem beschriebenen Originalweg von Arzbach über die Längentalalm direkt zur Tutzinger Hütte wollen wir nicht aufsteigen. Erstens liegt noch viel Schnee auf der Nordseite, zweitens haben wir Zeit und wollen morgen den wunderschönen Höhen- wanderweg gehen. Auf Nebenwegen erreichen wir die Brauneck Talstation, von dort wandern wir zuerst die Forststraße hoch, um später den Steig zur Reiseralm zu betreten. Der steile, unschöne Weg wird wieder breiter. Nicht nur die Sonne lässt uns gut schwitzen, der Aufstieg hat es in sich, Bärbl schlägt sich tapfer. Christa und ich kennen den Weg, wir sind in schon ein paarmal gelaufen und stellen wieder fest, er reißt uns nicht vom „Hocker“! Die ersten Schneefelder kommen, das Bergrettungs- haus und gleich darauf die Bergstation der Bahn. Unsere heutige Übernachtung – das Brauneckhaus -  ist auch schon in Sicht, ein paar Meter weiter steht das Gipfelkreuz. Es ist noch früh in der Zeit, Kaffee und Kuchen, Zimmer beziehen, dann suchen wir uns ein sonniges und ruhiges Fleckchen am Berg. Letzteres ist gar nicht so einfach, das herrliche Wetter am Ostersamstag lockt einige Leute – überwiegend mit der Bahn – nach oben. Ist das schön, faul rumzuliegen und den Paragleitern zu- zusehen wie sie sich höher und höher in die Luft schrauben. Später wartet ein Drachenflieger gute 15 Minuten auf den Start, der Wind steht etwas ungünstig, dann aber ist er plötzlich weg. Wäre das auch etwas für mich? Ich glaube nicht, noch ein anderes Hobby würde auch meine Zeit sprengen. Schweinsbraten mit Knödel, bietet der Wirt für seine Gäste an, deftig und gut. Die 2er Kojen sind wahrlich eng, aber zum Schlafen reicht es schon. Später gehen Bert und ich bei Dunkelheit nochmal zum Gipfelkreuz, es ist kalt geworden, der Wind hat den Himmel mit Wolken überzogen.

Sonntag 24.April 2011            Brauneckhaus - Tutzinger Hütte

09:30 – 15:30   520    ^ 737     8 km

Etwas skeptisch blicken wir nach draußen, es nieselt noch etwas, der Wind bläst recht frisch. Aber wir haben ja gute Kleidung. Mit Stirnband und Handschuhen wandern wir nach dem reichlichen Frühstück los. Christa und ich kennen den wunder- schönen Höhenweg bis zur Tutzinger Hütte bereits, erst im Herbst des letzten Jahres sind wir in gegangen. Geplant ist, die Benediktenwand noch zu besteigen, Zeit genug ist vorhanden. Wie auch schon letztes Jahr, hätte sich meine Frau wieder verlaufen. Bert und Bärbel  brav hinterher. „Stop“  rief ich ihnen nach, sogleich drehten alle drei um. Viele Leute sind jetzt am Vormittag noch nicht unterwegs auf diesem aussichtsreichen Gratwanderweg. Vor uns liegt der Latschenkopf, dahinter lässt sich schon die „Benewand“ erahnen, vorher müssen wir aber erst wieder zum Feichtecksattel absteigen. Lange vorher schon haben wir uns umgezogen, die Luft ist warm, direkt etwas schwül. Jetzt zweigt sich der Weg. Sollen wir über die Achsel- köpfe? Oder rechts hinunter? Wir entscheiden uns für den „einfacheren“ Weg, auf den Achselköpfen könnten noch unangenehme Schneereste liegen. Eine feuchte und rutschige Strecke haben wir uns da ausgesucht, je tiefer wir absteigen, desto mehr Schnee liegt unter unseren Füßen. Kunststück, wir gehen ja auf der Nordseite des Berges, wo die Sonne noch nicht hinkommt. Teilweise versinken wir bis zu den Hüften im Schnee, bergab noch kein Problem. Der spätere Aufstieg aber hat es in sich, das ist ganz schön Kräfte zerrend. Bärbl ist froh, dass Christa ihr bei einem „Ausrutscher“ den Weg verstellt. Der Rotöhrsattel ist erreicht, hier führen die beiden Wege wieder zusammen, hier beginnt der Aufstieg zur „Benewand“. Vorher machen wir aber noch Pause, ich habe schon wieder Hunger. Gerade als ich in mein Brot beiße, ruft Christa ganz entsetzt „es donnert, ein Gewitter kommt“ und packt auch schon wieder alles in ihren Rucksack. „Ich habe nichts gehört“, erwidere ich seelenruhig und kann ihre ganze Hektik nicht verstehen. Den zweiten „Donnerer“ habe ich auch gehört, will es aber immer noch nicht recht wahrhaben, ich will ja schließlich noch auf die „Benewand“. Daraus wird aber leider nichts mehr, auch ich lasse mich davon überzeugen, dass ein sicherer Schutz in der Hütte besser ist, als eiserne Seilsicherungen in der Hand. Schon auf dem Grad bis hierher warnen ein paar Erinnerungstafeln (von Blitz erschlagen am..) von der Gefährlichkeit der Gewitter. Etwa eine Stunde brauchen wir noch, um zur Hütte zu gelangen, der rutschige Schnee verhindert ein schnelleres Gehen. Nur in den  letzten 5 Minuten werden wir noch etwas nass. Wohlig warm ist es in der gut ausgebuchten, gemütlichen Hütte. Das bekannte Ritual beginnt, Kaffee, sich pflegen, ausruhen, ratschen, waschen, essen und das haben wir (Christa und ich) uns gemerkt: am Abend schon bezahlen! Beim letzten Besuch wurden wir diesbezüglich ganz schön angepflaumt! Übrigends, das Gewitter war nicht besonders tragisch, hat sich bald wieder verzogen, aber weiß man das vorher?


Samstag  28.Mai 2011            Benediktbeuern - Tutzinger Hütte
15:30 – 18:30  677    ^ 70                            8 km


Es gibt noch etwas nachzuholen, die Benediktenwand! Beim ersten Versuch wegen eines Gewitters abgebrochen, machen wir uns heute daran versäumtes nachzuholen. Überhaupt, Christa und ich probieren es nun schon zum vierten Male. Über das Brauneck kennen wir die Strecke schon zur Genüge, also fahren wir nach Benediktbeuern und stellen bald schon fest, dass der Aufstieg auf diesen überbreiten Forststraßen kein Vergnügen ist. Es kommt uns frevelhaft vor, solche Schneisen in den Wald zu schlagen. Erst ungefähr 350 Höhenmeter unter der Hütte beginnt ein normaler Steig, der uns in Serpentinen zur Übernachtung unterhalb der Benedikten-Nordwand in feuchte blühende Wiesengründe führt. Wieder ist die Hütte bis auf den letzten Platz gefüllt, was gefällt sind die Vierbettzimmer. Aber Überraschung, diese Bestellung ist nicht angekommen und so müssen wir in ein 10er Lager wo notfalls auch 12 Personen Platz haben. Die Nähe des Fensters ist das einzig Positive. Bert steigt in der Nacht aus, legt sich in die Gaststube. Zu eng ist es ihm und zu stickig.


Sonntag 29.Mai 2011           Tutzinger Hütte – Benediktenwand
09:00 – 16:30    639    ^ 1304                    12 km

Ein üppiges Frühstück und der Aufstieg kann beginnen. Wir wählen bewusst die östliche Variante, Seilsicherungen sind immer besser von unten nach oben zu gehen, als umgekehrt. Eine Stunde brauchen wir um den damaligen Platz des Abbruches zu erreichen, diesmal erschreckt uns kein Donner. Im Gegenteil, das Wetter zeigt sich von seiner schönsten Seite. Die Stöcke behindern etwas, Bärbl verstaut sie im Rucksack, aber bald sind die gesicherten Stellen wieder vorbei. Die Felsen sind glatt gelaufen, der Steig führt in Kammnähe zum Gipfel. Exponierte Stellen sind gut gesichert, die Sicht ist klar und weit. Hinter der steilen Nordwand entpuppt sich die Benediktenwand nach Süden hin zu einem gut begehbaren Berg. Eine 3 motorige Flug- maschine erregt Aufmerksamkeit bei ihrem Vorbeiflug am Gipfel. Aber leider, einsteigen während des Fluges verboten. Nach der verdienten Gipfelpause steigen wir über den leichteren Westabstieg ab zur Tutzinger Hütte. Für Bärbl stellte dies alles kein großes Problem dar, eine wichtige Erkenntnis für den Weiterweg.


Montag 25.April 2011  Tutzinger Hütte - Vorderriss
08:30 – 17:45              784    ^ 1306  24 km

Ursprünglich sollte uns Adrian – unser Sohn – in der Jachenau abholen, gestern Abend entschieden wir aber, gleich bis Vorderriss weiterzulaufen. Das Wetter meinte es wieder gut mit uns, die Sonne lacht schon beim Weggehen. Es sind erst mal einige Höhenmeter an der Westseite des Berges zu erklimmen, nach einer Stunde etwa erreichen wir  einen Abzweig. Da noch gute 6:30 Stunden Wanderzeit vor uns liegen, verzichten wir darauf den Gipfel der Benediktenwand zu besteigen (zusätzlich etwa 1 ½ Stunden hin und zurück) und beschließen, diesen Berg ein andermal nachzuholen. Genauer gesagt am 28., 29. Mai. Der Weg ist wunderschön, abwechslungsreich schlängelt er sich durch Buchenwälder, immer am Bach Große Laine entlang, wo Gumpen zum Baden einladen. Dazu ist es uns aber zu kalt. Dotterblumen blühen im schönsten Gelb, kleine Wasserfälle springen über die Felsen. Die Fernsicht ist dagegen etwas trübe, t`ja man kann nicht alles haben. Schließlich erreichen wir die Jachenau, gerade rechtzeitig um noch eine deftige Mahlzeit einzunehmen, der Weg bis hierher hat uns schon was abverlangt. Etwas spärlich ist die Beschilderung, es heißt gut aufpassen, um den Weiterweg zum Risssattel nicht zu verfehlen. Wieder begeistert uns die Landschaft, die Wegweiser aber weniger. Wir gehen und gehen und die Beschilderung zeigt nach wie vor 1 ½ Stunden an. Gehen wir denn im Kreis? Oder wurden nur Schilder mit dieser Zeitangabe hergestellt?! Dann haben wir den Risssattel doch erreicht und sind beeindruckt vom Blick ins Tal. Links leuchtet das blaugrüne Wasser vom Sylvenstein-Speichersee  herüber. Der Rissbach dagegen führt fast kein Wasser mehr, dieses wird schon seit 60 Jahren dem Walchensee zugeführt. Steil windet sich der recht schmale Weg in endlosen Serpentinen nach unten. Anfangs habe ich etwas Schiss in dem langen Gras auszurutschen, was sich aber bald legt. Beim Gasthaus Post wartet unser Sohn auf uns, die 5 schönen Wandertage sind schon wieder vorbei. Eine wichtige Erkenntnis wurde dabei gewonnen. Wir vier passen zusammen und ergänzen uns gut. Die Etappen waren bestens geplant, der Erholungsfaktor kam nicht zu kurz. Man kann miteinander reden, man muss aber nicht. Alles war sehr zwanglos, stressfrei und harmonisch heiter.

Sonntag 12.Juni 2011   Vorderriss   -   Hinterriss
12:30 - 16:30    230  ^   71     8 km


Unser Sohn Adrian fährt uns nach Vorderriss, dort wo wir bei unserer Osterwanderung ausgestiegen sind. Die Tour des ersten Tages ist mit 8 km einlaufen gedacht.  Der Aufstieg Morgen zum Karwendelhaus dürfte von der Beschreibung her eine normale Bergtour mit ca. 5 Std.  Gehzeit sein.  Dann wird es hart, wenn es über das Schlauchkar der Birkarspitze geht. Schön ist es heute, die Sonne lacht, nur die Teerstraße schmeckt uns nicht so gut. Wir weichen in das Flussbett des Rissbaches aus, so richtig froh werden wir damit aber auch nicht, ständig sinkt man im tiefen Sand ein.  Bei einer Brücke mit Blick auf einen Wasserfall mit glasklarem Wasser, erklärt uns ein Schild, jetzt im schönen Tirol zu sein.  Eine 12 Personen starke Buggy- Gruppe nützt wie wir den schönen Platz für eine Brotzeit. Eine ¾ Std. später treffen wir sie wieder in der Kaiserhütte bei gutem Kaffee und  wohlschmeckendem Apfelstrudel. Von hier ist es nicht mehr weit nach Hinterriss, im  Gasthaus zur Post warten schon die Betten auf uns. Ein Holländisches Paar nächtigt auch hier, sie sind schon seit München unterwegs und haben gestern in der Jachenau übernachtet.

Montag 13.Juni 2011   Hinterriss  -   Falkenhütte
10:00 - 16:00              1042  ^  142   16  km

Um 9:00 Uhr macht die Touristeninformation auf. Bert und ich können es kaum erwarten oben im Karwendelhaus anrufen zu lassen, wie es denn mit der Überschreitung der Birkarspitze stehe, die Holländer machten gestern schon so Andeutungen, es liege noch sehr viel Schnee. Der Hüttenwirt rät dann auch ab, „es gäbe schon ein paar die drüber gehen, aber man versinke bis zu den Hüften im Schnee, wenn euch das  nichts ausmacht? Bitte, dann könnt ihr heraufkommen!“ Darauf zu verzichten fällt mir nicht leicht, Sicherheit ist aber wichtiger. Somit lassen wir gleich bei der Falkenhütte reservieren. Der Entschluss steht fest, das Karwendelgebirge Ostseitig zu überqueren und Richtung Laliderer Wände aufzusteigen. Wir freuen uns die Teer- straße bald verlassen zu können und auf einen sehr schönen Bergpfad zu treffen. Es nieselt heute, das Grün ist frisch und kräftig. Der Weg ins Johannestal schlängelt sich dahin, links ist eine spektakuläre Schlucht zu sehen, in welcher der Johannes- bach hinunter tobt. Eine Brücke führt über den klaren Bach und wir stehen wieder auf einem Schotterweg. Diesem müssen wir nun ein paar Stunden bei trübem Wetter folgen. Die Sicht wird immer schlechter. Endlos reiht sich Serpentinean Serpentine, der  Abzweig zum Karwendelhaus ist erreicht, Wehmut kommt auf, aber wir gehen brav links weiter Richtung Falkenhütte.  Das gewaltige Gebirge  mit der Birkarspitze ist nur zu erahnen bzw.  nur schemenhaft zu erkennen. Der Regen wird stärker, für eine Brotzeit bietet sich kein Platz an, darum gehen wir hungrig weiter. Dann endlich haben wir die Ladizalm erreicht, wo schon ein junges Ehepaar sitzt. Hier lässt es sich gemütlich Pause machen, aber erst müssen die nassen Klamotten vom Leib. Frisch gestärkt machen wir uns auf den Weiterweg der jetzt doch noch etwas steiler wird, sollen wir dem linken Abzweig folgen, diesem schmalen Steig? Wir folgen im und sind später sehr froh darüber, es war wesentlich kürzer! Da vorne ist die Falkenhütte zu sehen, endlich. Und was für ein prächtiges Bild  sich vor uns auf tut, die Wolken bzw. Nebelschwaden verdecken erst die hinteren Berge und nach und nach wird wieder alles frei, nur die Gipfel bleiben verborgen. Je ein Doppelzimmer haben wir bekommen, wir duschen, waschen, aber vorher haben wir uns einen Kaffee verdient. Unzählige Bierkrüge hat der Wirt schon gesammelt, er freut sich an unserem Interesse an seiner Sammlung. Die Nähe des Kachelofens genießen wir beim Abendessen (Speckknödelsuppe), die Wärme macht müde, es geht zeitig ins Bett. Aber was ist das, es ist schon fast 22.00 Uhr und warum dieser Lärm? Bert geht nachschauen und kommt aufgeregt zurück. „Stellt euch vor, jetzt ist noch eine große Gruppe Jugendlicher gekommen, die haben sich doch tatsächlich verlaufen. Sie sollten schon vor Stunden kommen“, erzählt er. Einige weinten vor Anstrengung, die anderen wieder vor Erleichterung und viele brauchten kein Essen mehr, sie wollten nur noch ins Bett.

Dienstag 14.Juni 2011     Falkenhütte  - Lamsenjochhütte

09:00 - 16:00    957  ^  860      14  km

Wecker stellen in einer Hütte? Müsste eigentlich nicht sein, meine Christa macht es aber trotzdem. Gestern noch habe ich an der Rezeption, ein kleines Kammerl neben dem Eingang, in der Lamsenjochhütte die nächste Übernachtung reserviert. Beim Weggang regnet es, wie gestern ist die Sicht nicht berauschend, warm kann man es auch nicht nennen. Darum wohl bewegt sich der schwarze Molch der uns begrüßt, sehr langsam und träge. Die vielen Blumen in den Wiesen begeistern uns, ebenso die vereinzelten alten Ahornbäume, die auf dem Weg in die Eng immer mehr werden. Auf den Weiden die später das weite Tal ausfüllen, fühlen sich die vielen Kühe sichtbar wohl. Einen Mords Spaß haben 3 ganz junge Ziegenböcke, die sich gegenseitig von einem großen Felsbrocken stoßen wollen. Die berühmte Eng, man konnte das schon von oben sehen, ist gut besucht und wird gut vermarktet. Viele Autos bringen viele Leute und die Leute sollen viel Geld mitbringen um die ange- botenen Sachen zu kaufen. Dinge, die besonders Weitwanderer wie wir, sicherlich nicht brauchen, oder sollen wir uns etwa Kuhglocken umhängen? Zumindest essen wir zu Mittag, die Uhr und auch der Bauch zeigen diese Notwendigkeit an. Meine Wanderkarte bietet auf dem Weg zur Jamsenjochhütte zwei Varianten an. Rechts ein Steig, links Richtung Binsalm eine Straße. Kurzerhand schlagen Christa und ich den rechten Weg an, während Bärbl und Berti die Straße weiterwandern. Nicht lange allerdings, durch die Regenfälle der vergangenen Tage ist alles nass, glitschig und batzig, unsere Schuhe werden immer höher. Entgegenkommende Wanderer meinen, das wird nicht besser, eher noch schlimmer. Somit kehren wir reuemütig wieder um. Die Sonne kommt, es wird höchste Zeit mich meiner Regenkleidung  zu entledigen, bei der eigentümlichen Kapelle in Nähe der Binsalm habe ich genug Platz dazu, die anderen gehen derweil weiter. Man glaubt gar nicht wieviel Zeit dabei verstreicht und wie weit man dabei kommt. Ich habe Mühe die anderen wieder einzuholen. Nochmal Pause, trinken und einen Riegel essen, mit herrlichem Blick auf das Gebirge rundherum.  Ist das schon die Lamsenspitze? Dann dürfte unser Ziel nicht mehr allzu fern sein.               

Mittwoch           15.Juni 2011                  Lamsenjochhütte  - Wattens
08:30 - 16:30    210  ^ 1542   26 km

Ein sehr langer Weg steht uns heute bevor, der Weg bis Vomp ist ausreichend beschildert und gut zu finden. Stetig geht es bei strahlendem Sonnenschein und bester Aussicht bergab, gute 1500 Meter sollen wir heute im Abstieg haben, meine Knie sind da nicht so begeistert. Ein gemütlicher Schwaz mit einem Wanderer, dessen Hund unsere Schatten genießt und neugierige Kühe beim Brotzeitmachen, sind die einzigen Ablenkungen der ersten 4 Stunden des Weges. Dann wird es spannend, wie finden wir am besten nach Fritzens, ohne auf einer großen Teerstraße laufen zu müssen. Kurz vor der „Karwendelrast“,  ist in meiner Karte ein schwarz markierter Weg eingezeichnet, nach Befragung eines Anwohners wagen wir es, diesem Pfad zu folgen. In Kehren und Windungen führt dieser in den Wald und dort relativ steil hinunter zu einem Kieswerk, das wir rechts umgehen können. Bei einer Steingrotte bedanken wir uns für die gute Wegführung. Teerstraßen können wir aber beim Weiterwandern nicht vermeiden, die Füße brennen als wir in Wattens endlich ankommen. Ein kühles Getränk stillt den Durst, ein Kaffee macht die Rast gemütlich. Wo wären wir wohl abgestiegen, denke ich beim Blick auf das Karwendelgebirge.  Gewitterwolken treiben uns schließlich weiter, wir suchen uns ein Quartier.Total eingewachsen ist das alte Gebäude hinter der Gaststätte, es besitzt auch eine alte Gartenlaube wo wir unsere frisch gewaschene Kleidung aufhängen können, trotz Wind und Regen der noch kommen sollte. Wir freuen uns auf Pizza und Salat beim Italiener.

Donnerstag 16.Juni 2011    Wattens  -   Lizumer Hütte
09:30 - 16:00   1558  ^  164   17 km

Unser Frühstück nehmen wir in der Gaststätte ein, ungeniert rauchen am nahen Tresen schon die ersten „Gäste“ samt Wirtin und trinken Bier. Diese rauchige Bude wollten wir gestern zum Abendessen nicht haben.  Klein abgepackte Marmelade, Honig und Leberwurst sollten wir auf unserem Weg noch öfters bekommen, hier in dem großen Ort erscheint mir das schon etwas dürftig. Zumindest stimmt der Preis. Über einen Kreuzweg steigen wir dann relativ steil nach oben, um auf einer Teerstraße wieder heraus zu kommen. Ein Holzschild mit der Aufschrift Via Venezia zeigt, wir sind auf dem richtigen Weg, wogegen zwei einheimische Wanderer meinen, wir hätten einen riesen Umweg gemacht. Beide freuen sich wie wir über die angeregte Unterhaltung beim weitergehen. Zudem geben sie den Tipp, nicht den Weg über das Gasthaus Säge zum Lager Walchen zu nehmen, sondern lieber auf dieser Straße zu bleiben, das würde mindestens 1 ½ Stunden sparen. Tun wir dann auch und laufen monoton 3 Stunden auf dem Asphalt dahin. Naturliebhaber sollten das nicht machen. Das Militärgelände kommt nahe, davor noch eine Brotzeit und Schonung für unsere Beine. Eine  große Tafel zeigt uns an, welchen Weg wir benützten dürfen. Der rechte ist gesperrt, dort sind heute Schießübungen.  „Den  Zirbenweg könnt ihr schon  gehen“, erklärt der überforderte Gefreite in seinem Wachhäuschen meine Frage nach dem Weg, er war über diese „Störung“ sichtlich nicht erfreut. Auf dem Weg bleiben, nicht fotografieren und auch nicht malen, wird auf großen gelben Schildern mitgeteilt! Und dass hier auf diesem wunderschönen Weg in der heutigen Zeit, wo doch über Satelit alles bestens einsehbar ist. Am Lizumbach taleinwärts folgen wir dem schmalen Pfad bergauf Richtung Süden, bis wir das militärische Hochlager Lizum erreichen. „Bis zu 1200 Soldaten haben in den Kasernen Platz“, erklärt uns beim späteren Abendmahl ein gesprächiger Hauptmann.“ Außerdem; „wie seid ihr überhaupt den Zirbenweg heraufgekommen, der ist doch wegen eines Murenabganges gesperrt“. So schnell wie der Hauptmann spricht, sind seine Soldaten scheinbar nicht. Das tolle renovierte Gebäude liegt malerisch an einem See, eingekesselt in die Bergwelt, die noch viele Schneereste trägt. Alt und neu harmonieren hier besonders gut, wir loben den Wirt, auf das „alte, urige“ Wert gelegt zu haben. „Wegen der Wärmedämmung, wäre das schon ein schwieriger Spagat gewesen“, erwidert er uns. Klar, dass wir nach einem guten und reichlichem Mahl in unseren Doppelzimmern – es sind nur wenige Leute hier – sehr gut schlafen. Eine der wenigen Gäste, fühlt sich doch glatt von unserer Unterhaltung etwas brüskiert, als sie etwas von Bertis Ausführungen über die „Ferienzeit“ der Lehrkräfte aufschnappt.

Freitag  17.Juni 2011 Lizumer Hütte  -  Finkenberg
08:30 - 15:30   466  ^ 1261   12 km

Wie wird wohl das Wetter sein, ist der erste Gedanke als ich in der Früh wach werde. Neblig und nass und das bleibt es auch bis nach dem Frühstück. Der Wirt ist froh dass wir seinem Rat folgen und über das Torjoch wieder absteigen nach Finken- berg. „Wegen der Schneefelder seht ihr die roten Markierungen nicht und wegen des Nebels sind auch die einzelnen gelben Schilder nur zu erahnen. Es ist weder gespurt, noch kennt ihr euch im Gelände aus“, legt er uns ans Herz. Freudig sind wir nicht über diese Mitteilung, wieder ein Umweg der neben eines weiteren Abstiegs wohl auch einen Tag kosten wird. Zumindest aber gibt es eine Alternative, wie wir doch noch bis zur Friesenberghütte weiterkommen. Der Weg wird zum Pfad, der Dunst will nicht aufreißen, gespenstisch zeigen sich die wenigen Bäume, die vielen Alpenrosen erfreuen mich trotz der widrigen Umstände. Und überall Wasser das von den Bergen ins Tal fließt, mal leicht glucksend, dann wieder tosend an einem vorbei. Schneefelder werden gequert, es ist auch hier nicht ganz einfach den richtigen Weg zu finden. Ein Trupp Soldaten beneidet uns um unser Vorhaben und einer meint gar: „Ich glaube ich schließe mich an“. „Was, da müssen wir runter“? meint Christa als sie den Übergang über einen Wasserfall sieht. Näher betrachtet war dieses Hindernis dann doch nicht so problematisch als es sich im Nebel darstellte. Trotzdem war vorsichtiges Gehen am Rande der Schlucht ratsam. „Die nasse Tuxer“, das Gelände hatte nicht umsonst diesen Namen, gut das meine neuen Schuhe wasserdicht sind, es blotscht, schlürpft und glugscht bei jedem Schritt. Endlich wird es heller, die Blumenwiesen leuchten in allen Farben, einen Zaunüberstieg nützen wir als Sitzplatz.

Samstag 18.Juni 2011  Finkenberg -     Gamshütte
10:00 - 13:30   1054  ^  172     8 km

Wir können uns Zeit lassen heute Früh, es eilt nicht. Bis zur Gamshütte haben wir  gute 1000 hm, das ist in ca. 3 ½ Stunden zu schaffen. Gleich bis zum Friesenberghaus zu wandern erscheint dagegen etwas zu gewagt. Das Wetter ist trübe, die Sicht dementsprechend bescheiden, was unserer Freude aber keinen Abbruch tut. Wolfgang hat sich verabschiedet, er fährt mit dem Bus bis zum Schlegeisspeicher und geht von dort bis zur Gerahütte. Kurz vorm Ziel fängt es an zu regnen, nach ein paar Kehren haben wir die gemütliche Hütte erreicht. Der Ofen spendet Wärme, ein Kaffee tut sein übriges. Dann legen wir uns etwas auf die faule Haut. Später staunen wir nicht schlecht, die Landschaft hat ein weises Kleid übergezogen, es schneit. Ob ein weitergehen morgen überhaupt möglich ist? Müssen wir etwa wieder absteigen? Nach dem Abendessen hört das Schneien Gott sei Dank auf, der Wirt meint: „Ich rufe in der Früh beim Friesenberghaus an und frage nach, ob der Weg passierbar ist“. Bis dahin heißt es warten, Zeitschriften verkürzen den Abend, ich schlafe später trotzdem gut. Sich gegen die Naturgewalten aufzuregen, oder sein Schicksal zu bedauern, nützt ja doch nichts, es kommt so wie es kommen muss, es ist eben so. Man/Frau hat das zu akzeptieren.


Sonntag 19.Juni 2011        Gamshütte  -    Friesenberg Haus
08:30 - 19:45   1374  ^  847                  19 km


Gespannt warten alle – mit uns sind noch 6 Personen auf dem gleichen Weg – auf das Telefongespräch. „Es werde wärmer und dadurch müsse die Schlüsselstelle, die ihr wohl gegen 14:00 Uhr erreichen werdet, wieder begehbar sein“, vermittelt uns der Wirt die Worte seines Kollegen. Wir atmen auf, wohl wissend, dass diese Strecke kein Spaziergang wird. Dann ab mit uns, je eher desto besser. Die Strecke ist mit 9 Stunden beschrieben. Erst wartet noch ein Aufstieg mit ca. 200 hm, ehe sich der sehr schmale Pfad , endlos lange immer am steilen Berghang entlang windet. Hier auszurutschen ist nicht ratsam, so stapfen wir hoch konzentriert auf dem heute noch nicht begangenen Steig. Später wartet Blockgestein auf uns, auch das ist mit seinen Schneeresten darauf etwas heikel zu begehen. Wir gehen und gehen, Wolken verhüllen und lassen kurz darauf wieder Blicke in die herrliche Landschaft frei. Es wird heller und auch wärmer. Die vielen Alpenrosen streifen den Schnee ab und leuchten in ihrem Rot. Zwei bis drei Abstiege ins Tal gibt es auf dieser Strecke. Gegen 12:30 lesen wir, noch 6 Stunden bis zur Hütte! Das bedeutet wir haben bis hierher1 ½ Std. länger gebraucht als vorgegeben. Das wird eng denke ich, Christa spricht dies wenig später bei einer Rast aus. „Sollen wir nicht doch absteigen und  mit dem Bus weiterfahren?“ Große Sorge ist aus Ihrem Ton zu hören. „Nein, wir gehen weiter“ erwidert Bärbel bestimmt, „da hätten wir gestern ja gleich dem Wolfgang folgen können“. Spannung und auch etwas Angst liegt in der Luft. Ich versuche unsere Lage nüchtern zu erklären. „Wir haben noch ca. 5 1/2 Stunden zu gehen und dabei noch ungefähr 800 hm zu überwinden, schaffen wir das?“ Alle sagen, ja. Nach einer kurzen Stärkung gehen wir weiter. Das Wetter wird schöner und damit auch die Sicht, irgendwann ist der Blick frei auf den Schlegeisspeicher, der eingerahmt von Bergriesen ein besonderes Bild bietet. Der Weg ist zum Teil glitschig, unzählige Gräben und Wasserrinnsale müssen überwunden werden, Blockfelder stellen sich in den Weg,  jetzt aber schneefrei. Nach einer steilen Schneefeldquerung und einem noch steileren Aufstieg, den alle durch die Zuhilfenahme ihrer Hände gut meistern, kommt endlich das lang ersehnte Schild, „Friesenberghaus ½ Stunde“ in Sicht. Nach 45 Minuten ist die Hütte erreicht, die Spannung fällt ab und macht einem Glücksgefühl Platz, „wir haben es geschafft“. Zimmer beziehen und umziehen geht schnell vor sich, wir haben Hunger, das Abendessen wartet. Die Stimmung ist prächtig im urgemütlichen Gastraum, die Gäste international. Richtige Betten und Kopfkissen bietet das 4 Bettlager, aber das Bettzeug`s  ist klamm. mir ist mein Schlafsack lieber. Es ist auch saukalt an diesem Abend, etwas unter dem Gefrierpunkt.

Montag 20.Juni 2011     Friesenberg Haus - Stein
08:30 - 16:45    537  ^ 1413   17 km

Zeitig stehen wir auf, Katzenwäsche, dann Frühstück. Zu sehen ist draußen noch nichts wegen der dicken Suppe die sich überall reingehängt hat. Da drüben verläuft also der Weg zur Olpererhütte, der hätten wir gerne einen Besuch abgestattet. Diese zwei Stunden sparen wir uns aber und steigen  über die  Dominikushütte zum Schlegeisspeicher ab. Erst später lese ich im Wanderführer, dass von der Olpererhütte direkt ein Höhenweg zum Pitscher Joch Haus geführt hätte. Schade. Wie schon tag`s zuvor, reist der Nebel ab und zu auf und lässt uns etwas von der Gegend sehen. Es ist warm geworden, Zeit  sich umzuziehen. Die 700 hm im Abstieg haben auch den Appetit wieder angeregt, hier am Speichersee laden bequeme Bänke zur Pause ein. Sehr langgezogen, aber stetig hinauf verläuft der Weiterweg zum Pfitscher Joch. Erst am Ende des Tales führt eine breite unangenehm zu gehende Schotterstraße steiler nach oben. Die Grenze nach Italien wird passiert, die Hütte steht als Silhouette da und wirkt auf mich eher klein. Der Wind pfeift hier eiskalt um die Ecke, bei Kaffee und Kuchen wärmen wir uns auf. Berti wäscht beim Weitergehen noch kurz sein T-Shirt im Jochsee, brr… ist das kalt, seine Finger sind ganz eisig. Ein herrliches Panorama erfreut uns beim Abstieg nach Stein, der Hochfeiler leuchtet weiß über den Pfunderer Bergen hervor. Die kleine Kapelle in Stein betrete ich lieber nicht, zu baufällig erscheint sie mir. Nach kurzer Überlegung entschließen wir uns, privat im Bartlhof  unterzukommen und bereuen diese Entscheidung nicht. Sehr sauber die Zimmer, sehr herzlich der Empfang und dazu wird uns noch ein überaus leckeres Menü bereitet. Herz was willst du mehr.

 
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