Stein - Refugio Bianchet - Wandern so lange der Urlaub reicht

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Traumpfad München-Venedig

Dienstag 21.Juni 2011         Stein - Pfunders
08:45 - 18:30   1189  ^ 1568   20 km

Herrlicher Sonnenschein erwartet uns am heutigen Morgen. Gestärkt mit einem kräftigen Frühstück machen wir uns erwartungsvoll auf die anspruchsvolle Strecke. Zuerst führt uns eine Forststraße zu einem Waldpfad, welchem wir, immer rechts haltend, bis zu den verfallenen Unterberghütten folgen. Hier übernachten? Wenn ich an die Schlangen denke die es hier geben soll, lieber nicht. Durch kniehohes Gras laufen wir entlang des Gliderbaches in wunderbar blühender Landschaft. Erst bei der Suche nach einem Fotomotiv, fällt mir die Brücke auf die über den Bach führt und tatsächlich, unser Weg führt auf der anderen Seite weiter. Glück gehabt, hier haben sich schon einige verlaufen. Steiler und steiler schlängelt sich der Weg zum Mahdbichl hinauf. So richtig kommt Christa heute nicht in die Gänge, aber auch langsam kommt man voran. Majestätisch erhebt sich der Hochfeiler gegenüber des Tales, auch der Gliderferner  läßt sich immer deutlicher erkennen. Steil und steinig steigen wir höher, Holzplanken verhindern ein rutschen des feinen und unangenehmen Schotter`s, Schneefelder werden gequert. Schließlich stehe ich oben, mitten auf festem Schnee, was sich wohl hinter der Kante verbirgt? Geht es da steil hinunter? Eine Wächte? Äußerst vorsichtig erkunde ich das Gelände, Entwarnung, nichts ist zu befürchten. Wir genießen den grandiosen Rundumblick, in der Ferne sind schon die Dolomiten zu erkennen. Für eine Pause ist es hier oben zu kalt (mit 2644 Metern der höchste Punkt dieses Streckenabschnittes), so stapfen wir auf dem gut tragenden Schnee hinab zum Grindlberger See und beschließen nach dem der Durst gestillt ist, gleich weiter zur oberen Engbergalm abzusteigen. Wir gehen gut und werden doch immer wieder ausgepfiffen, wartet bis wir euch erwischen! Gemeint sind die Murmeltiere die warnende Pfiffe ausstoßen, wenn sie Gefahr wittern. Nur eins bekommen wir zu Gesicht. Laut schnatternd kommen zwei Gänse ums Hauseck, der Bernhardiner dagegen schaut uns nur gelangweilt an als wir der Alm näherkommen. Leckeren frischen Holundersaft genießen wir sodann bei Sonnenschein und schöner Aussicht. In Kehren geht`s runter zum Talgrund, zur unteren Engbergalm, dann weiter immer dem Weitenbergbach entlang. Kühe grasen auf saftigen Weiden, die Gegend ist ein kleines Paradies. Das Tal verengt sich, der Bach rauscht in die Duner Klamm hinein, der mitunter steile Weg wurde hier zum Teil betoniert. Eine Teer- straße quält später unsere Füße, welche noch einige Kilometer bis Pfunders führt. 4 Adressen mit Quartieren sind im Reiseführer angegeben, bei keiner kommen wir unter. Schließlich frage ich einen jungen Mann ob er uns bei der Quartiersuche behilflich sein könnte. Handy gezückt und los geht`s, aber auch er stellt fest, hier in Pfunders haben alle zu, oder die Pensionen gibt es nicht mehr. Die junge „Bruggerwirtin“ erbarmt sich schließlich und nimmt uns trotz des Ruhetages auf. Sogar gekocht wird für uns. Danke. Bärbel hilft während unseres Aufenthalts dem kranken Hund der Wirtin mit ihrer strömenden Kraft.

Mittwoch 22.Juni 2011             Pfunders   -   Niedervintl
09:45 - 13:30    320  ^  652  6,5 km


Man kann es getrost „ausschlafen“ nennen, wenn man erst um 8:00 aufsteht. Die letzten drei Etappen waren schon etwas anstrengend und unsere Planung lässt es zu, heute etwas kürzer zu treten. Wir gehen nur bis Niedervintl. Erst wandern wir auf Teerstraßen bergab, später dann finden wir einen schönen Wald- und Wiesenweg neben dem Pfunderer Bach. In Niedervintl ein Quartier finden? Gar nicht so einfach, dazu müssen wir etwa 2 km nach draußen ausweichen. Vorher wird noch einge- kauft. Brotzeit, duschen, waschen, zu diesem üblichen Ritual  haben wir viel Zeit. Die Wäsche ist aufgehängt, gerade wollen wir es uns im Bett gemütlich machen, da wird es immer dunkler. Schlagartig umweht ein Sturmwind das Haus, der Regen wird zum Riesel. Die Wäsche kann gerade noch gerettet werden. Stromausfall. Beim Weg zum Abendessen sehen wir geknickte Bäume und zahllose Äste auf dem Weg liegen. In der Pizzaria erfahren wir von Erdrutschen, verkeilten Bäumen und kaputten Autos auf der Straße  nach Pfunders. Dort wo wir heute kurz vor Mittag noch gegangen sind. (An diesem Tag ist auch zuhause bei Stefanskirchen der Sturm gewesen).

Donnerstag 23.Juni 2011          Niedervintl  -   Kreuzwiesen Alm
09:00 -  16:00    1377  ^  216   19 km

Trüb und regnerisch empfängt uns der Tag. Aber im Rodenecker Wald kann uns der Regen nicht viel anhaben. Wie es wohl mit umgestürzten Bäumen aussieht? Stetig führt der Weg bergauf, Serpentinen über Serpentinen, mal steiler, mal flacher. 1 Stunde, zwei Stunden, drei Stunden und es ist nichts zu sehen als Wald, der gestrige Sturm hat hier keinerlei Spuren hinterlasssen. War das Donner? Es wird doch kein Gewitter  kommen, obwohl, finster genug wäre es. Endlich lichtet sich der Wald,  Almwiesen tun sich auf und Almhütten stehen da.  Endlich Bänke wo man sich setzen kann, der Proviant wird verzehrt, dann wickeln wir uns dick ein, sogar in Schutzfolie und warten das Gewitter ab. Irgendwann müssen wir doch wieder weiter, das Gewitter wird schwächer, kreist aber ständig um uns herum. Eigentlich eine schöne Gegend wo wir gehen, auch wenn es trüb ist. Vor uns zieht wieder eine Regenwand auf und kommt immer näher. Plötzlich wieder Blitze und starker Donner, Kühe und Pferde stellen sich bei Bäumen unter, wir suchen kurzen Schutz bei den nächsten Almen. Es schüttet aus Kübeln, guter Test für die Regenkleidung. Die Schuhe versinken im Morast. Dann haben wir sie endlich doch erreicht, die Kreuzwiesen Alm. Ein imposantes und urgemütliches Gebäude. Wir haben sogar ein Zimmer mit Dusche. Tut das gut. Nach einem reichlichen Abendmahl hat sich das ungemütliche Wetter verzogen, die Sonne sorgt für eine unglaubliche Abendstimmung.

Freitag          24.Juni 2011   Kreuzwiesen Alm  - Schlüterhütte
08:10 - 17:30   1369  ^  991   22 km

Zum Weggehen ziehen wir gerne warme Sachen an, ich bin auch um Stirnband und Handschuhe froh. Wieder einmal weht der Wind viele Wolken vor sich her. Die Sicht ist dennoch nicht schlecht, nur die obersten Berggipfel lassen sich nicht sehen. Nebelfetzen aus den Tälern treiben in die Höhe. Auf bequem zu begehenden Graspfaden wandern wir im stetigen auf und ab durch die abwechslungsreiche Landschaft. Zäune werden überstiegen und Bäche gequert. Ein kleiner Umweg führt uns auf den Gipfel Gampill/Monte Campigglio. Im Tal sehen wir Bruneck und St. Lorenzen, später können wir sogar Franzensfeste ausmachen. Malerisch präsentiert sich der Glittner See auf 2151 Metern Höhe, hier auf dem gleichnamigen Joch, wo uns zwei Schwäne unfein ihre Schwänze präsentieren, die Köpfe stecken sie ins Wasser. An der verlassenen Turnaretscher  Hütte vorbei steigen wir über das Lüsner Joch zur Maurerberghütte. Hier verweilen wir etwas auf bequemen Bänken, stärken uns und genießen die Aussicht zur Nordflanke des Peitlerkofels. Die Stimmung und Spannung wächst, der erste Dolomitenstock baut sich vor uns auf. Bevor wir diesem aber zu nahe kommen, gilt es ein paar hundert Höhenmeter abzusteigen. Die Zivilisation hört man hier wieder deutlich, brummende Motoren von schweren Motorrädern und das Nähmaschinen artige Geheule von zumeist Japanischen Maschinen, die sich an der Passstraße des Würzjoches austoben. Nochmal Pause am Wirtshaus bei strahlender Sonne – hier wäre es gut zum aushalten – dann gehen wir weiter. Ein älterer Herr meint: „Nicht mehr lange, dann habt ihr es geschafft“ und ist dann ganz verwundert, als er von uns hört: „Knappe 3 Stunden werden es schon noch werden“. „Wir gehen weiter, Richtung Venedig“, erklären wir und kehren nicht wie die meisten hier, in eine dieser urigen und gemütlichen Hütten am Wegesrand ein. Die Straße wird ein Sträßchen, dann ein Weg, später ein Bergpfad und schlängelt sich immer steiler über Geröllfelder und Schuttrinnen. Mit Spannung erklimmen wir die Peitlerscharte und sind fasziniert von dem Panorama das sich hier oben bietet. Ich kann mich schier nicht sattsehen. Logisch das der Fotoapperat viel zu tun bekommt. Noch eine gute halbe Stunde marschieren wir mit Hochgenuss in dieser wunderbaren Bergwelt in Richtung Schlüterhütte, die langsam auch kommen darf. Noch ein, zwei Biegungen und wir sehen die Hütte stolz unter mächtigen Felsen stehen. Der Blick ist frei auf die Geisler-Gruppe, Furchetta, Sas Rigais und Seceda. Großes Hallo als wir näher kommen, einige Menschen hier haben wir immer wieder mal getroffen, dass sie uns so freudig begrüßen, tut gut. Es ist nicht wichtig der erste zu sein, schauen, sich freuen, lachen, Spaß haben, ist unser Motto. H. Namenlos (Name vergessen), Rainer mit Frau und einem Riesenhund sitzen mit uns beim Abendessen, die Stube ist rammelvoll. Beim Essen soll der Hund auf das Zimmer meint sein  Herrchen. Wir alle sind sehr angetan von dem großen aber liebenswerten Hund und sagen: “Ach lass ihn doch unterm Tisch.“ Nein er soll gehen, aber da machte Rainer die Rechnung ohne seinen Hund. Der beschließt nämlich vor der Treppe stehend, diese nicht hinaufzusteigen. Also was tun, lieber umkehren, als diesen zwei Stockwerke hoch zutragen. Lieb und brav legte er sich leise wieder unter den Tisch.  Alles ist perfekt organisiert vom noch jungen äußerst sympathischen Wirt. Die Sonne lässt die Berge noch in Rot erstrahlen, der nächste (letzte) Tag dieser Etappe kann kommen.

Samstag 25.Juni 2011  Schlüterhütte - Grödner Joch
08:10 17:30   1219  ^ 1396  18   km

Wieder einmal gibt es diese mir verhassten „Plastikfrühstücke“, wo alles – Marmelade, Streichwurst, Honig -, portionsmäßig verpackt ist. Nicht dass es nicht schmecken würde, aber muss dieser viele Müll wirklich sein? Brr... ist es heute kalt, die Luft ist klar und die Sicht einmalig, aber beim Gehen wird uns schon warm werden. Der Tag der Jöcher und Scharten steht in unserem Wanderführer, mal sehen was uns erwartet. Zunächst einmal der Aufstieg über steile Passagen zum Kamm des Sobutsch-Medalges, wo wir wieder eine herrliche Aussicht genießen. Edelweiß sehen wir leider keines beim Weitermarsch in Richtung Roascharte, immer an der Ostflanke der Geisler-Gruppe entlang. Bald ist die gewaltige Geröllrinne zu sehen, in der winzige Menschen die vielen Serpentinen hinaufsteigen. Der Weg ist schrofig und schottrig, zum Teil auch noch mit Schneeresten besetzt. Stetig setzen wir einen Fuß vor den anderen, immer auf die nötige Sicherheit bedacht. Da ich beim Fotografieren immer stehenbleibe, gehe ich als letzter. Steiler und steiler wird der Hang, obacht, hier muss auch mit Steinschlag gerechnet werden. Schließlich haben wir auch diese Hürde geschafft, stolz erreichen wir die Scharte. Hier oben Pause machen? Nein, es sind uns zu viele Leute und es zieht. So steigen wir bald wieder ab und beachten nicht den Abzweig zur Nives-Scharte/Forcella Nives (2720 m). Dies ist ein kleiner Klettersteig den wir eigentlich gehen wollten und schon eine zeitliche Abkürzung gewesen wäre. Wird schon seine Gründe gehabt haben, dass wir diese Stelle umlaufen haben, denke ich mir. Bei einer windgeschützten Stelle mit Blockwerk, legen wir die längst verdiente Pause ein. Übrigens, Getränke und Proviant sollte man immer genügend dabei haben, manche Etappen sind schon gut lang, ohne dass eine Hütte erreicht wird. Wir gehen durch das Val della Roa an Geröllhängen entlang weiter, folgen einem mit Stahlseilen gesicherten Steig am Gratrücken entlang und gelangen später schließlich wieder auf den Normalweg, der über Wiesenböden zur Puezhütte führt. Kaffeepause bei der Puezhütte, so war`s gedacht, aber dann, ein regelrechter Kulturschock überkam uns, als wir die Massen an Leuten sahen, die sich um und in der Hütte drängten. Wo kommen die denn plötzlich alle her? Das notwendigste aus dem Rucksack geholt, getrunken und weiter geht`s. Direkt unwirtlich erscheint uns hier oben die Gegend, wie eine Mond- landschaft, einfach grandios. Dann der Blick durch das Längental bis hinaus nach Wolkenstein, unglaublich. Etwas ungläubig folgen wir weiter dem Dolomitenweg Nummer 2, der doch tatsächlich nach rechts weiterführt, Richtung Crespeina See. Meine Orientierung flüsterte mir was anderes ein. Wir folgen natürlich der Beschilderung, wandern und wandern und lassen uns auch von dunklen Wolken die aufziehen nicht hetzen. Schließlich stehen wir am Crespeina-Joch, wo mich besonders das aufgestellte Kreuz mit dem geschnitzten Christus beeindruckt. Der imposante Sella Stock ist zu sehen und auch andere mächtige Dolomitengipfel. „Wo ist denn das Grödner-Joch“, fragen wir zwei junge Wanderer, denn eine Passstraße ist nach wie vor nicht zu sehen. „Geht da rüber zum Cir-Joch, auf der anderen Seite könnt ihr dann zu eurem Ziel absteigen“, ist die Antwort. Zwischen 17:00 und 18:00 Uhr hat Berti seine Tochter Katharina hergebeten, um uns abzuholen. Schaffen wir das überhaupt bis dahin? Der Weg ist unbeschreiblich schön, aber auch anstrengend, den Blick der Frauen deute ich mit: „Schön langsam reicht`s“. Abstieg, Geröllfeld Querung, Aufstieg zum Cir-Joch, wieder ein groß- artiger Ausblick, ein unglaubliches Felsgewirr hier oben. Ich bin begeistert, weiß nicht wohin zuerst mit meinem Blick. Abstieg, weitergehen und dann ist das Grödner-Joch sichtbar und hörbar, das Ziel bald erreicht. Die Passstraße ist gut frequentiert mit Autos und Motorrädern. Um 17:30 Uhr haben wir das Hotel Frara erreicht, Katharina ist noch nicht da, Zeit zum umziehen, unsere Bekannten von der Schlüterhütte begrüßen uns freudig. Sie gehen bis Belluno weiter. Wir gönnen uns noch ein deftiges Abendessen, dass wir uns auch redlich verdient haben! Bei der Heimfahrt merke ich, wie meine Waden sich spannen. Muskelkater? Nein, es ist ein Sonnenbrand. Wegen der Kälte und auch immer wieder vielen Wolken, habe ich das Eincremen vergessen und auch ignoriert, das habe ich jetzt davon!

Fazit: Respekt was jeder zu leisten imstande ist; trotz der Anstrengungen, Veränderungen von Routen usw. hat es nie ein böses Wort gegeben; die Etappen mal länger, mal kürzer waren gut gemischt; überwiegend gute Quartiere; Wirte und Service waren ok.



Schon zeitig stehen wir auf, der Rucksack ist gepackt, die Bekleidung bereitgelegt. Diesmal ist unser Sohn Alexander dran, uns zum Grödner Joch zu fahren, die nächste und letzte Etappe nach Venedig liegt vor uns. Wo bitte schön soll hier der Einstieg sein, denke ich, als ich den gewaltigen Sella Stock vor mir so ansehe. Wieder einmal durchflutet ein Kribbeln meinen Körper, wie wird er wohl sein dieser versicherte Steig, der zur Pisciadu Hütte führt. Die Beschreibungen die ich darüber gelesen habe sind so widersprüchlich, wie wir Menschen halt auch sind. Der eine empfindet den Steig als leicht, der andere meint sich unbedingt sichern zu müssen.

Samstag 06.August       Grödner Joch    -    Rifugio Pisciadu
09:45 - 11:45     756  ^  330  4 km

Klar und sonnig ist der Vormittag, als wir hinter dem Hotel Frara die ersten Schritte auf das Sella Massiv setzen. Der Weg windet sich zunächst steil hoch, bis wir eine Schuttflanke queren und schließlich unter dem Kar Val Setus stehen. Hier sehen wir in die riesige Furche des gigantischen Nordabsturzes des Kolosses, wo sich ein Steig in stetem Zick Zack im Kar nach oben windet. Nach etwa einer halben Stunde weitet sich das Hochtal und wir steigen den linken Abzweig, gesichert mit Stahlseilen und -bügeln durch das von senkrechten Wänden flankierte Val Sestus auf. Es macht uns richtig Spaß hier hochzusteigen, auch Bärbl findet gefallen daran, sich mit den Händen hochzuziehen und Stück für Stück den Berg zu erklimmen. Unsere Wanderstöcke haben wir im Rucksack deponiert, hier würden sie nur stören. Zeitig erreichen wir das breite Geröllband das sich um den ganzen Sella Stock zieht, gehen weiter durch ein Feld voller Findlinge und sehen plötzlich schon die Hütte. Das ging aber schnell. Die Gulaschsuppe zum Mittagessen ist für meinen Geschmack etwas dünn geraten, mit genug Brot werde ich aber satt. Wir haben für die Nacht gebucht, was tun mit der Zeit? Wir gehen runter zum See der malerisch vor uns liegt, ja und dann gibt es da noch eine Hängebrücke auf dem Weg zum beliebten Klettersteig Via Ferrata Brigata Tridentina. Dieser Brücke statten wir auch noch einen Besuch ab. Ohne großen Rucksack fällt das runtersteigen leicht, trotzdem ist große Vorsicht geboten. Sehr „luftig“ ist der Steig. Wir haben Spaß daran in dieser Gegend zu stromern, Landschaft und Aussicht zu genießen und sind beeindruckt von den steilen Abbrüchen. Über den Gipfeln hängen schon seit geraumer Zeit Wolken, plötzlich tröpfelt es, schnell zurück zur Hütte. Brrr, es ist saukalt hier oben auf 2587 Metern. Der Wind zieht einen direkt aus. In der Stube ist es schon gemütlicher, besonders am Kachelofen. Erfahrungen über Bergtouren und Weitwanderwegen werden ausgetauscht mit anderen deutschsprachigen Berggehern.

Sonntag 07. August Rif. Pisciadu -  Rif. Forcella Pordoi
08:30 - 14:45    997  ^  742    9 km

Die Nacht ist schnell vorbei, das Wetter wie gestern Abend, nieslig, grau, Nebelverhangen, nur in den unteren Regionen scheint es immer wieder mal aufzureißen. Unser Weg aber führt nach oben, wir wollen den Piz Boe besteigen, unseren ersten Dreitausender. Zunächst steigen wir zum See ab, um dann dem schottrigen Steig durch die Westflanke des Cima Pisciadu zu folgen. Darauf folgt wieder ein mit Stahlseilen, -bügeln und -stiften gesicherter Steig. Später erreichen wir ein Hochplateau und folgen den wegen des Nebels kaum sichtbaren Markierungen. Bö um Bö plagt uns der Wind, mal sehen wir gar nichts, dann plötzlich wieder ein paar Bruchstücke von dieser unwirtlichen Mondlandschaft. Wir kämpfen uns weiter, steht da vorne nicht eine Hütte? Tatsächlich, die Boe Hütte kommt gerade recht zum aufwärmen. Eine warme Suppe ist zu diesem Zeitpunkt genau das richtige. Auf den Gipfel des Piz Boe zu steigen ist nur eine Stunde Umweg. Es ist so ausgemacht und das führen wir auch so durch. Steil und steiler wird der Steig, der Wind in diesen Höhen wird immer stärker, wir müssen uns gewaltig einstemmen um nicht weggeweht zu werden. Was, um dieses ausgesetzte Band sollen wir klettern? Dank Seilsicherung war das dann doch nicht so schwierig. Beim Weitersteigen ist unser Orientierungssinn gefragt, wo  ist der rechte Weg? Es wird laut, eine Menge Stimmen sind zu hören und bald darauf auch zu sehen woher diese kommen. An die dreißig Leute kommen uns entgegen,  überwiegend Jugendliche. Wir steigen zur Forchella dai Ciamorces auf und erreichen entlang des Grates bald darauf das Rifugio Fassa und damit den Gipfel des Piz Boe. Gratulation, der erste Dreitausender. Die Sicht hier oben soll überwältigend sein, wir sehen nichts, nur Nebel und nochmals Nebel. Die Hütte ist urgemütlich, einmal will ich hier oben übernachten, mal schauen ob das klappt. Der Abstieg ist spannend, einige Seilsicherungen helfen über  Hindernisse hinweg, gefährlich ausgesetzt empfinde ich diese Stellen aber nicht. Ob mir der Nebel dabei hilft? Andere Personen sind nur wenige zu treffen, obwohl Sonntag ist und die Pordoi-Seilbahn ansonsten immer eine Menge Menschen bringt. Wir bleiben im Rifugio Forcella Pordoi übernacht, die Hütte ist gut ausgebaut, unser 5 Bett Zimmer nagelneu eingerichtet. Ist ihnen das Geld ausgegangen, fragen wir uns? Auf alle Fälle wurde bis 18:30 Uhr kein Licht eingeschaltet, obwohl einige Leute beim Kartenspielen sitzen, darunter auch der Wirt. Hauptsache es ist warm, draußen wird es immer ungemütlicher, der Wind pfeift stark durch die Scharte, durch die wir morgen absteigen werden. Finster, düster tut sich der Abgrund auf, den ich später besichtige. Ich bin beruhigt, der Weg ist breit und gut ausgebaut.

Montag  08. August Rif. Forcella Pordoi - Rif. Castiglioni/Fedaiasee
10:00 14:45    591  ^ 1398  10 km

Immer noch hängen graue Wolken in den Wänden welche der Wind mit leichtem Nieselregen vorantreibt. Dick eingemummt machen wir uns auf den Weg der in Serpentinen durch das schottrige Kar hinableitet. Weiter unten wo der Wind nicht mehr so zu spüren ist wird es wärmer, sogar die Wolken reißen ab und zu auf. Die  Pordoi Joch Passstraße ist zu sehen und zu hören, ein gut ausgebauter Weg verläuft hinab zur Passstraße, der aber ungemein rutschig ist. Der lehmige Untergrund klebt sich in den Schuhrillen fest, jeder Schritt muss wohlüberlegt sein um nicht auszurutschen. Wir begegnen den ersten Wanderern die zum Sella Stock aufsteigen. Der Wind wird wieder stärker, ebenso der Regen, wieder einmal umziehen. Ein genervter Berggeher teilt uns seinen Abbruch mit. „Ich fahre mit dem Bus nach Haus und steige später wieder ein“, erklärt er uns. Das bringt mich kurzfristig auf die Idee, doch für heute hier zu bleiben und erst morgen weiterzugehen. Nein, machen wir nicht, Gott sei Dank. Wir steigen die stark besuchte Schotterstraße nach oben, bis wir den Bindelweg erreichen und können es nicht glauben, nach Süden hin eine ausgezeichnete Sicht zu haben. Die Sonne leuchtet  bald so stark, dass wieder ein Kleiderwechsel notwendig wird. Ich denke an den Mann der vor zwei Stunden heimgefahren ist. Freudig und gelöst spazieren wir weiter bis zum Refugio Viel dal Pan. Unterwegs komme ich noch mit einer Gruppe deutscher Radfahrer ins Gespräch, die aus dem Schwabenländle bis nach Jesolo radeln. Von der Marmolada, noch Wolkenverhangen, leuchtet das ewige Eis herüber zu uns, die wir gerade ein leichtes Mittagessen einnehmen. Weiter geht`s, erst mal zu einem Aussichtspunkt, der uns zurück blicken lässt wo wir gestern waren. Ohne ein einziges Wölkchen präsentiert sich uns der gesamte Sella Stock mit dem Piz Boe als höchsten Punkt. Dort oben waren wir? Wau! Wandert mein Blick weiter nach links, erkenne ich den Durchstieg der Pordoi- Scharte. Und schaue ich ganz nach rechts, sehe ich den Alta Badia, wo 2008/2009 die Ski-Weltcup`s stattfanden. Der Höhenweg, mit grandioser Fernsicht über den Fedaia-See hinweg bis zur Civetta, schlängelt sich weiter und weiter. Eine Abzweigung und nach etwa ca. 2 Stunden Abstieg ist unser Rifugio erreicht. Unser Wanderführer hat nicht gelogen, wenn er die Unterkunft als in die Jahre gekommen bezeichnet. Die frühe Ankunftszeit lässt noch einen Spaziergang Richtung Marmolada zu, bei dem wir den mächtigen Staudamm des Fedaia-See`s überschreiten. Der Blick auf das ewige Eis weckt Wünsche in mir; einmal über einen Gletscher steigen. Ein junger Weitwanderer, Stefan, leistet uns beim sehr guten Abendessen Gesellschaft. Sofort erwachen bei seinen Erzählungen, Erinnerungen an unsere Pfingstetappe.

Dienstag 09. August   Rif. Castiglioni  -   Masare Alleghesee
08:30 17:30    194  ^ 1285  19 km

Erst mal quälen Teerstraßen unsere Füße, dann laufen wir an einer Schafherde vorbei die Skipiste abwärts. Murmeltiere heitern mit ihren Pfiffen die Hatscherei in wenig beschaulicher Gegend auf. In Malge Ciapela machen wir Pause und sehen dabei den Gondeln zu, die zur Marmolada hochfahren. Schnell ist der Entschluss gefasst, mit einzusteigen, der Zeitplan lässt dies zu. Zweimal steigen wir um, dann sind wir ganz oben und sehen nichts als Nebel. Die Enttäuschung ist aber bald vorbei, die Wolken lichten sich. Nach allen Richtungen öffnen sich ständig neue Fenster, die Dolomiten, nicht nur von hier oben, eine Wucht. Zum Betreten des ewigen Eises bleibt wenig Zeit, gebannt schaue ich zwei Tourengruppen auf  ihrem Weg nach unten zu. Auch ein kleiner Klettersteig zu einem nahen Gipfel, erzeugt Sehnsucht. Die Sottoguda-Schlucht wird durchschritten, bald darauf das gleichnamige Dorf mit seinen wunderschönen Bauernhäusern. Der monotone Weiterweg, ewig am Bach Torrente Cordevole entlang schlaucht, eine „Abkürzung“ mit ein paar Höhenmetern lässt Unmut hochkommen. Dann haben wir es doch geschafft, Masare ist erreicht, doch wo ist das Quartier? Man muss nur die richtigen Leute fragen. Schnell sind Christa und ich ein- und umgezogen, hier gibt es eine Sauna die wir nützen wollen. „Oh, die sind ja nackt“ scheint einer zu denken als er zu uns in die Kabine kommen will und schließt die Saunatüre wieder, ohne eingetreten zu sein. Andere Länder, andere Sitten, dann ziehen wir eben Unterwäsche an.

Mittwoch 10. August              Masare   -    Rif. Tissi
09:30 - 16:30    860  ^  521  12 km

Jetzt gilt es Entscheidungen zu treffen. Von Masare führt ein Steig in etwa 4 1/2 Stunden direkt zum Rifugio Tissi hoch. Als Alternative kann man mit der Seilbahn in Etappen bis zum Col die Baldi fahren und von dort, über das Rifugio Aldofo Soninoal Coldai zum Coldai-See hochsteigen. In  Alleghe führt noch ein Weg (564), teils gesichert, über den Coldai-See zum Rifugio Tissi. Den würde ich beim nächsten male gehen. Der Blick ist wieder überwältigend als wir von der Seilbahn aussteigen, wir sind auf 1922 Metern. Der Monte Pelmo erhebt sich wuchtig und mächtig aus einem Wiesen- und Latschengemisch. Unser Weg führt zuerst auf Schotterstraßen zur Casera di Pioda, dann wird der Steig steinig und steiler. Eine Menge an Leuten ist hier unterwegs, der Nachteil der Seilbahn. Das Gewimmel zu überholen ist gar nicht so einfach, obwohl sich viele Wegvarianten in das Gelände eingetreten haben. Bei diesem Weg immer wieder auf die beiden Mädels zu warten, erscheint unsinnig, wir würden im Weg stehen und müssten dann die gleichen Leute wieder überholen. Das Rifugio ist natürlich auch total überlaufen, so dass ich mich gleich auf den Weiterweg mache und bald die Scharte mit wunderbarem Ausblick erreiche. Berti, Bärbl und Christa lassen nicht lange auf sich warten und genießen mit mir. Unter uns der Coldai-See, gegenüber die Marmolada Westwand, links die langgestreckte Westwand der Civetta und, und, und. Am Coldai-See machen wir es uns gemütlich, die Isomatten tun ihre Pflicht. Die Zahl der Wanderer reduziert sich beim Weiterweg gewaltig, wieder steigen wir hoch zu einer Scharte, um dann über schottriges Gestein zur Forcella di Col Negro zu gelangen. Die Tissi Hütte wird sichtbar, wie ein Adlerhorst  thront sie gegenüber den mächtigen Wänden der Civetta. Das prächtige Bergwetter lässt uns gemütlich gehen, jeden Schritt genießen wir, das 4 Bett-Zimmer ist schon bestellt, das kann uns keiner nehmen. Sehr herzlich sind die Gast- geber, das Essen hervorragend, das Zimmer winzig und die zwei Toiletten für die 89 Schlafplätze sehr, sehr wenig. Zweimal steige ich noch zum Gipfelkreuz des Cima di Col Rean auf, dahinter fällt die Wand fast senkrecht zum Alleghe-See ab.

Donnerstag 11. August           Rif. Tissi  -  Rif. Bruto Carestiato
08:10 - 17:00    862  ^ 1252  16 km

Die Nächte sind kalt in diesen Höhen,  in der Früh um 8:00 ziehen wir gerne die warmen Sachen an. Entsprechend ausgerüstet ist auch der Trupp Pfadfinder oder ähnliches die mit uns aufbrechen, etwa 25 Leute. Erstmal gehen wir auf dem balkon- artigen Band, an der Civetta Südwand entlang weiter, immer wieder beeindruckt von den steilen Wänden die 1000 Meter in die Höhe ragen.  Riesige Felsfindlinge liegen auf den Weidewiesen, der Weg schlängelt sich über Wiesen und durch Latschen- kiefern.  Später übernimmt der Moiazza das Schaubild der Felsszenerie. Das Rifugio Vazoller liegt optimal für eine verdiente Pause. Gut dass ich zwei Sonnenbrillen dabei hatte, eine ist schon weg, trotz suchen. Über drei Scharten und einen Sattel führt uns ein sehr abwechslungsreicher Steig weiter. Bei Abzweigen empfehle ich, immer gut in die Karte zu schauen und nachzulesen, beinahe hätten wir uns verlaufen. Ein komisches Geräusch und Schreie erregen plötzlich unsere Aufmerksamkeit, was war denn das? Dann sehen wir einen Fallschirm. Felsspringer zeigen hier ihren Mut, sie springen von den Felsen die senkrechten Wände hinab, gleiten in speziellen Anzügen im Sturzflug nach unten und „zünden“ dann, für uns Zuseher fast zu spät, den Fallschirm. Aufregend! Gute zwei Stunden sind wir schon wieder unterwegs, auf teils steilen Geröllfeldern die eine hohe Aufmerksamkeit fordern, kein Platz scheint uns für eine weitere Pause geeignet, zu felsig, zu sonnenbeschienen, zu schattig, zu windig, zu beschissen „Schafe“. Das letzte Joch ist erreicht und nicht weit davon eine herrliche Wiese mit Sonne und Schatten und der riesigen La Moiazza Wand vor uns. Die Liegepause tut gut, bei einem Marterl bedanken wir uns für den schönen Platz. In stetem auf und ab, über steinige Flanken und Blockwerk steigen wir unterhalb der Cresta delle Masenade entlang. Die Hütte ist schon gut zu sehen, trotzdem dauert es noch bis wir sie schließlich erreichen und sind begeistert. Ein fürstlicher Platz, direkt unterhalb der Wände mit herrlichem Bergpanorama. Das Wetter meint es gut mit uns. Einige Landsleute sind unterwegs, die das gleiche Ziel haben wie wir. Es ist schön sich mit anderen auszutauschen.

Freitag        12. August Rif. Carestiato    -   Rif. Pramperet
07:45 - 14:15    764  ^  713  15 km

Absolut Traumhaft verläuft der Weg, hat man erst einmal den Passo Duran und zwei Kilometer Fußweg auf Teerstraßen hinter sich. Im Nationalpark Belluneser Dolomiten herrscht wilde Bergschönheit und Einsamkeit, nur wenige Wanderer verlaufen sich  hierher. Wir gehen viel durch Wald, Latschen und an Wochenendhausgroßen Felsblöcken vorbei, mal steil, dann wieder flach, über Block- und Geröllfelder, kurz gesagt, optimal. Bergmäßig haben wir die Уamergruppe erreicht und marschieren zur Forcella del Moschesin in ca. 1980 Metern Höhe. Der Monte Pelmo ist wieder zu sehen, die Talvena-Gruppe, die Pramper-Gruppe, auch der Schiara? Ich weiß es nicht genau, die Spannung in mir spüre ich aber wieder wachsen. Wie wird sie aussehen diese Bergbastion, über die wir nach Belluno absteigen wollen. Jetzt gilt es aber erst mal das hier und jetzt zu genießen, diese herrliche farbige und abwechslungsreiche Bergwelt der Dolomiten. Die Pramperet-Hütte haben wir für heute Nacht auserkoren. Eine urige kleine Hütte etwas abseits des Weges, aber trotzdem voll ausgebucht. Herzlich werden wir empfangen und dann können wir wählen, zwischen dem Lager mit 32 Plätzen  in dreistöckigen Betten, oder dem „Nebengebäude“ zu viert für uns allein. Wir entscheiden uns für das letztere und werden mit freien Getränken dafür belohnt. Etwas seltsam guckt uns der Wirt dann an, als wir Überzüge, Matratzen und dergleichen später in die Sonne legen, um sie Ausdampfen zu lassen. Etwas klamm war das Ganze. Trotzdem war die Wahl richtig, unsere Türe war die Nacht über offen, im Lager hingegen haben einige immer wieder die wenigen Fenster geschlossen, hörten wir beim Frühstück.

Samstag 13. August   Rif. Pramperet   -    Rif. Bianchet
08:00 - 15:15    865  ^ 1453  12 km

Das Rifugio Bianchet ist unser nächstes Ziel. Bewusst ausgesucht für die Schiara Überschreitung. Berti und Bärbl umgehen den Klettersteig.
Vorgeschichte: Christa bekommt zu ihrem 50. Geburtstag eine Klettersteig-Tour von ihrer Schwester und deren Mann geschenkt. Bisher klappte es mit der Einlösung dieses Gutscheines noch nicht. Kurz vor unserer Alpenüberquerung 3. Teil kamen wir nochmal zusammen und rätselten, ob das dieses Jahr überhaupt noch möglich ist. Beim Blick in unsere Etappenplanung bemerkten wir, dass die Schiara-Überschreitung auf dieses Wochenende fiel und zudem der Montag ein Feiertag ist. Irene und Willi hatten dieses Wochenende tatsächlich frei, sind extra nach Italien gefahren, haben uns das Klettersteigset zur Bianchet-Hütte getragen und auch wieder nach Hause gebracht. Für mich noch wichtiger, Willi und Irene haben große Erfahrung in solchen Dingen und haben somit einige Unsicherheit von mir genommen.

Gut haben wir geschlafen in diesem Notquartier, da sind Schlafsäcke schon was wert. Wieder lacht die Sonne schon beim weggehen. Erst einmal ist ein Aufstieg zu bewältigen bis wir das Hochplateau des Pezedei erreichen. „Dort erwartet uns ein umwerfender Blick auf den vor uns liegenden Aufstieg zu den beiden Forcellas de Zita (Süd+Nord),  im weltentrückten Grat der Cime de Zita mit dem Monte Talvena direkt dahinter“,  zitiert aus meinem Reiseführer. Über Schotterterrassen steigen wir hoch, die Kehren werden immer steiler, mit Hilfe der Hände erreichen wir schließlich das Plateau, weiter steigen wir zum Kamm der Forcella de Zita Süd, um uns dann wieder an den Abstieg zu machen. Aber nicht ohne die atemberaubende Kulisse in unseren Fotoapparaten festgehalten zu haben. Die achte Etappe ist heute. Wir sind schon gut eingelaufen, schaffen auch diese Hürden problemlos und mit dem notwendigen Оbacht geben, welches in den Bergen unerlässlich ist. Als Traum kann man auch den weiteren Abstieg bis zum Rifugio Pian de Fontiane bezeichnen. Der Pfad geht mal durch wildwüchsige Wiesen, quert Geröllfelder, oder fordert unsere volle Aufmerksamkeit in steilerem Felsgelände. Dann noch ein Höhepunkt; Ich, wir sehen unser erstes Edelweiß auf freier Wildbahn. Ein erhabenes Gefühl. Das Rifugio ist urgemütlich, es wird auch zur Übernachtung empfohlen, wir aber gehen weiter. Erst mal wieder ein Abstieg, um später im schattigen Buchenwald wieder aufzusteigen. Wir treffen die Holländerin mit ihrem australischen Freund, die ganz wie wir, den Weg genießen. Bald haben wir Einblick auf die Felsbastion der Schiara, die sich hinter Belluno von Süden aus gesehen, auftürmt. Hinter diesen beiden Gipfeln -  Schiara und Monte Pelf -  sind dann keine Berge mehr, das ist kaum zu glauben. Wir queren die extrem steile Südflanke des Cime de la Scala auf einem schmalen Band, weit unten ist schon die Bianchet-Hütte sichtbar. Christa sitzt auf einem großen Stein an einer Weggabelung, kein Schild zeigt uns an wie es weitergeht, ich vermute aber rechts hinunter, der linke Weg könnte zum Schiara führen, unser Abzweig für morgen sein, wo wir wieder ein Stück zurück laufen müssen. Ich sollte recht behalten, sobald wir alle wieder in Bewegung sind, ist auch der Wegweiser sichtbar, Christa ist darauf gesessen! 400 hm steigen wir noch ab, dann ist die Bianchet-Hütte erreicht. Unsere Verwandten sind schon da, zu sechst teilen wir uns ein geräumiges Zimmer. Sanitäranlagen, Gaststätte, alles ist sehr gut ausgebaut, die Stimmung ausgelassen. Gleich die Hälfte eines edlen Tropfen wird verschüttet, als die Flasche mit einem lauten Knall geöffnet wird. Kein Mensch aber schert sich um das klebrige Zeug`s auf dem Boden. Auch in der Früh ist es noch nicht weggewischt, wir sind halt in Italien.

 
 
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